Kreis Mettmann. Förderschulen im Kreis Mettmann platzen aus allen Nähten, neue müssen her. Die Förderstruktur ist eine der größten Leistungen von Ulrike Haase.

„Wir werden ohne Ende Förderschulen bauen, bauen müssen.“ Das prophezeit Ulrike Haase (66), die bereits wichtige Pflöcke für die Förderschulzukunft im Neanderland eingeschlagen hat. Ihre Umsetzung wird sie allerdings nicht mehr aktiv gestalten und begleiten. Die „Multifunktionsdezernentin“ des Kreises Mettmann wurde jetzt nach elf Jahren in den Ruhestand verabschiedet.

Erste Begegnung in Erkrath

Bei der Kommunalwahl 2004 waren Thomas Hendele und Ulrike Haase noch Konkurrenten. Mittlerweile haben Landrat und Dezernentin elf Jahre eng zusammengearbeitet.
Bei der Kommunalwahl 2004 waren Thomas Hendele und Ulrike Haase noch Konkurrenten. Mittlerweile haben Landrat und Dezernentin elf Jahre eng zusammengearbeitet. © FUNKE Foto Services | Tamara Ramos

Der Zeitplan der Feier geriet gleich zu Beginn gehörig ins Rutschen; die Schlange der Gäste und Gratulanten im Mettmanner Kreishaus wollte scheint’s kein Ende nehmen. Ihre Anwesenheit sei ein Zeichen ihrer großen Wertschätzung, meinte Landrat Thomas Hendele, der genau das in seiner Rede auch selbst wiederholt zum Ausdruck brachte. Er erinnerte u. a. an die erste Begegnung. Das war 1994, als sie neu in den Erkrather Rat gewählt worden und er dort Erster Beigeordneter war. Man habe auf diversen Feldern unterschiedliche Auffassungen vertreten. „Das haben wir offen ausgetragen, hart in der Sache, aber stets um Fairness bemüht.“https://www.waz.de/staedte/velbert/article227940649.ece

41,2 Prozent für die SPD-Kandidatin

Beim Wiedersehen waren beide dann direkte politische Konkurrenten. Die Sozialdemokratin Ulrike Haase kandidierte nämlich 2004 für das Spitzenamt im Kreis und vereinte dabei 41,2 Prozent der Stimmen auf sich. Ein solches Ergebnis ist seit Einführung der Direktwahl hier im Kreis keinem anderen SPD-Bewerber

Zwei Dezernenten sind neu im Kreishaus

Bei der Kreisverwaltung haben gleich zwei neue Dezernenten ihren Dienst angetreten: Das Sozialdezernat führt Marcus Kowalczyk. Er war zuletzt Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Gelsenkirchen. Von Ende 2013 bis Frühjahr 2018 leitete der Hildener die Agentur Mettmann.

Außerdem gibt es beim Kreis ein neues technisches Dezernat. Bei der Besetzung dieses Postens entschied sich der Kreistag für Eva Hornhardt. Die Dipl.-Ing. arbeitete zuvor als freiberufliche Architektin und Bausachverständige in Wuppertal.

gelungen. Allerdings: Der CDU-Mann Thomas Hendele holte damals die absolute Mehrheit und machte damit seine zweite Amtszeit als hauptamtlicher Landrat klar. Im September 2008 wurde Haase dann, nachdem sie über Jahre dem Kreistag angehörte und auch als stv. Landrätin im Amt war, von diesem Gremium zur Dezernentin gewählt.

Vier Zentren mit acht Standorten

Zu ihrem Verantwortungsbereich gehörten von Januar 2009 an die Bereiche Schule und Kultur, Gesundheit und Behindertenförderung, ebenso Bau und Unterhaltung von Gebäuden und Straßen. Ein großer, recht bunter Zuschnitt also, über den sie heute sagt, dass sie „an den zugelaufenen Kindern“ gehangen und sich in den Baubereich mächtig „reingefuchst“ habe. Ihre größte Leistung war ganz gewiss in Umsetzung des Kreistagswillens die Aufrechterhaltung einer flächendeckenden Förderschul-Versorgung durch vier Zentren mit acht Standorten.

Kein Kolleg steht auf dem Prüfstand

Marcus Kowalczyk, zuletzt Chef der Arbeitsagentur Gelsenkirchen, ist jetzt beim Kreis Mettmann als neuer Sozialdezernent im Amt.
Marcus Kowalczyk, zuletzt Chef der Arbeitsagentur Gelsenkirchen, ist jetzt beim Kreis Mettmann als neuer Sozialdezernent im Amt. © FUNKE Foto Services | Tamara Ramos

Alle Förderzentren platzen aus allen Nähten. Wir mussten 125 Kinder haben, wir haben überall über 200.“ Demnächst werde das Gutachten vorgestellt, wie man mit dem Bestand und den gemieteten Objekten umgehen könne. Eine Blaupause dafür, wie man’s machen könne, sei aktuell das Vorgehen in Erkrath. Die Förderschulen seien schon „der strahlende Stern“, meint Ulrike Haase, dahinter dürften aber die Berufskollegs nicht völlig verschwinden. Diese habe man nämlich völlig neu aufgewertet und „vom Gemischtwarenladen hin zum geschärften Profil“ gebracht: „Die Berufskollegs haben alle eine Zukunft, keines steht auf dem Prüfstand!“

Nicht nur die Topographie ist problematisch

Vor Ort seien beide Schulen des Förderzentrums Nord an der Hans-Böckler-Straße zu klein. Ein Ausbau der ehemaligen Schule „In den Birken“ sei nicht nur wegen der Topographie schwierig. Das Problem sei grundsätzlicher: „Die Städte haben nach dem Monheimer Urteil Angst, auf den Kosten sitzen zu bleiben.“

Die Zusammenarbeit sehr genossen

Das Miteinander mit Hendele skizziert Haase so, dass man sich „auch oft übereinander geärgert“ habe. Aber: „Wir sind immer gut ausgekommen. Er hat mich viel machen lassen.“ Der Landrat wiederum hebt ihre Loyalität hervor, „ohne dass Sie darauf verzichtet hätten, eigene Akzente zu setzen“. Das habe ihn bereits nach der Wahl 2004 beeindruckt. Er habe die Art und Weise der persönlichen Zusammenarbeit, wie sie nicht selbstverständlich sei, sehr genossen.