Langenberg. Die Denkmalbehörde Velbert kümmert sich in der Stadt um fast 300 Objekte – normalerweise zu zweit. Doch Lea Fernau kümmert sich derzeit um alles.
Eigentlich ist die Arbeit der Velberter Denkmalschützer aufgeteilt: Eine Stelle steht für Velbert-Mitte und Neviges zur Verfügung, eine für Langenberg. Eigentlich. Denn Helga Naumann ist in Altersteilzeit, im Rathaus herrscht derzeit eine Besetzungssperre – und so ist Lea Fernau nun für das ganze Stadtgebiet zuständig.
Was bedeutet: Sie kümmert sich nun um 283 Einzelobjekte, gut zwei Drittel davon – nämlich 159 – stehen in Langenberg. „Deswegen“, sagt die gebürtige Heiligenhauserin, „ist die Aufteilung auch durchaus sinnvoll.“ Es sei gut, wenn jeder seinen Bereich und die jeweiligen Eigentümer kenne. „Es ist wichtig, guten Kontakt zu halten.“
Seit Januar 2020 dabei
Im Januar 2020 hat Lea Fernau in der Denkmalbehörde angefangen, vorher gehörte sie zum Team des Schloss- und Beschlägemuseums. Ihr Plan B sei das gewesen, denn „nach dem Studium wollte ich eigentlich schon in den Bereich Denkmalpflege.“ Nur habe es damals keine offene Stelle gegeben. Also der Umweg über das Museum.
Nun aber ist die gelernte Tischlerin da, wo sie hinwollte. Und hat zum Beispiel das Projekt Sambeck von Anfang an mit begleitet – zunächst an der Seite von Helga Naumann. „Das ist ein total spannendes Projekt“, findet die Denkmalpflegerin.
Sambeck: Spannendes Projekt
Und zwar aus einem guten Grund: Schließlich werde hier ein ehemaliges Industriegebäude völlig neu genutzt. „Es sind so viele verschiedene Maßnahmen nötig, etwa der Einbau der Fenster, der Einbau von Dingen, die in einer Wohnung benötigt werden – etwa Sanitäranlagen oder der Anbau für die Anlieferung.“
Sie als Denkmalpflegerin habe bei so einem Projekt dann die Aufgabe, Kompromisse zu finden – zwischen Denkmalschutz, Eigentümerinteressen und notwendigen Baumaßnahmen. „Die Fenster sind ein gutes Beispiel dafür“, sagt Lea Fernau. Denn bislang gab es in dem Gebäude einfach verglaste Industriefenster.
Kompromisslösung für die Fenster
„Die entsprechen natürlich nicht den Anforderungen für eine Nutzung als Wohnung. Und bloß weil man in einem Gebäude aus dem 19. Jahrhundert wohnt heißt das ja nicht, dass man auch so leben muss.“ Deswegen bleibt von den Fenstern nur der Rahmen erhalten und wird aufgearbeitet.
Nach innen versetzt kommt dann das eigentliche Fenster, „das sieht man fast gar nicht.“ Durch diese Lösung sei zum einen die energetische Anforderung erfüllt, gleichzeitig blieben die für das Gebäude charakteristischen Rahmen erhalten.
Prozesse im Hintergrund
Ein anderes spannendes Projekt sei die Alte Gasreglerstation: „Das ist auch für uns relativ unbekanntes Gebiet gewesen“, sagt Lea Fernau. „Denn das war ja ein rein technisches Gebäude, das nun völlig anders genutzt werden soll.“
Die Kritik mancher Bürger an den Baufortschritten könne sie zwar verstehen, die sei aber meist nicht gerechtfertigt, sagt die Denkmalpflegerin. „Denn auch, wenn an einem Gebäude gerade nicht gearbeitet wird, passiert ja hinter den Kulissen unglaublich viel.“
Umfangreiche Prüfung
„Gemeinsam mit dem Eigentümer müssen wir schauen, was möglich ist. Das fertige Konzept muss der Landschaftsverband prüfen, Förderanträge müssen eingereicht werden.“ Eine Denkmalsanierung sei eben nicht billig.
Hinzu komme, dass die Eigentümer meist Privatleute seien. „Die reichen ihre Ideen ein und wir müssen dann sehen: Ist das richtige Material ausgewählt worden? Ist die richtige Verarbeitungstechnik genutzt worden?“ Erst danach könnten Angebote eingeholt werden.
Materialmangel trifft Sanierer
Was aktuell wiederum problematisch sei – denn der Materialmangel im Bausektor treffe natürlich auch diejenigen, die ein Denkmal sanieren wollten. „Und dann sind auch die Handwerksbetriebe sehr gut ausgelastet“, sagt Lea Fernau, „man braucht also Geduld und muss einplanen, dass so eine Sanierung viel Zeit in Anspruch nimmt.“
Grundsätzlich sei sie aber immer ansprechbar. Allgemeine Informationen zu den Objekten dürfe sie auch herausgeben, „schließlich sind Denkmäler ja Objekte mit öffentlichem Interesse.“ Nur Persönliches, etwa Details über die Eigentümer, die dürfe sie natürlich nicht preisgeben.
Lea Fernaus Werdegang
Die gebürtige Heiligenhauserin ist von Haus aus gelernte Tischlerin. Im Anschluss studierte sie in Hildesheim Konservierungs- und Restaurierungswissenschaften, machte ihren Master-Abschluss mit dem Schwerpunkt Denkmalpflege.In diesem Bereich habe sie auch immer arbeiten wollen, sagt Lea Fernau. Weil es aber keine Stelle gab, fing sie zunächst im Museum an. „Dann hat sich die Gelegenheit hier in Velbert geboten, ich habe mich beworben.“ Seit Januar 2020 ist sie nun bei der Denkmalbehörde.