Langenberg. Seit 2018 steht die alte Gasreglerstation in Velbert-Langenberg erst unter Denkmalschutz. Doch schon vorher hat die Bausubstanz arg gelitten.
„Passen Sie auf, der Boden ist ziemlich unsicher“, sagt Siegfried Koch und schließt die verwitterte Holztüre an der Rückseite der alten Gasreglerstation auf. Ein Blick in den einzelnen Raum offenbart schnell, womit es die neuen Eigentümer – neben Koch ist das noch Olaf Will – hier zu tun haben.
Nicht nur der Boden ist ein Problem, das behoben werden will. Die Wände sind zwar verputzt, an einigen Stellen sind aber deutliche Risse zu erkennen – die nicht nur den Putz betreffen. Am Dach ist der sogar teilweise abgeplatzt und macht den Blick frei auf vermodertes und zerbrochenes Holz.
Risse im Mauerwerk repariert
Ein ähnliches Bild ergibt sich in dem anderen Raum – nur dass hier die ersten Dachbalken schon erneuert und die Risse im Mauerwerk repariert worden sind. Dafür gibt es unmittelbar hinter der Eingangstür zusätzlich eingezogene Wände und eine Zwischendecke.
„Das kommt raus“, sagt Siegfried Koch, schließlich habe dieser Einbau nichts mit dem Urzustand des Gebäudes zu tun. Und in den wollen die beiden neuen Eigentümer das Backsteingebäude auch zurückversetzen.
„Kein einfaches Unterfangen“, unterstreicht Hella Naumann, die Denkmalschützerin der Stadt Velbert. „Denn auch wenn das hier ,nur’ ein Technikgebäude war, ist es doch sehr aufwendig gestaltet worden.“
Kritik zurückgewiesen
Die Kritik an ihrer Arbeit, die im Vorfeld aus Reihen der Langenberger Bürgerschaft gekommen war, kann sie nur bedingt nachvollziehen: „Das Gebäude steht erst seit 2018 unter Denkmalschutz. Und ab diesem Zeitpunkt war ich schon hinterher, dass die Substanz erhalten und geschützt wird.“ Die Denkmalplakette gebe es übrigens, sobald die Sanierung abgeschlossen sei.
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Damit auch die Nachbarn sehen, dass sich etwas tut, haben Siegfried Koch und Olaf Will sogar einen Arbeitsschritt schon vorgezogen und alle Fensterscheiben erneuert: Dort waren zwei Millimeter dicke Scheiben verbaut, nun sind es vier Millimeter starke. „Nur die Rahmen haben wir noch nicht lackieren lassen“, sagt Koch, „das wäre bei der Witterung keine gute Idee.“
Verhandlungen mit den Stadtwerken
Worum sich die beiden neuen Eigentümer derzeit auch verstärkt kümmern: Im Anbau Richtung Voßkuhlstraße befindet sich eine Trafostation der Stadtwerke Velbert. „Die ist noch in Betrieb und kann auch nicht mal eben woanders hingestellt werden“, erläutert Siegfried Koch.
Nach Angaben der Stadtwerke, So Koch, koste es 150.000 Euro, die Station umzusetzen. Dieses Geld müsste auf die Verbraucher aufgeteilt werden. „Es gibt Menschen, denen es in der Corona-Zeit wirtschaftlich nicht so gut geht“, sagt Siegfried Koch dazu, „wir möchten eine finanzielle Mehrbelastung für die Verbraucher verhindern.“
Denn die Station sei den Gegebenheiten in der Gasreglerstation angepasst worden. „Die Verhandlungen mit den Stadtwerken laufen, denn die Anlage stellt ja auch die Stromversorgung der Umgebung sicher.“ Aber, so Koch weiter: „Wenn wir das unter Dach und Fach haben, sind wir schon weit vorne.“
„Ideen ja, aber nicht spruchreif“
Es geht zurück hinter das Gebäude. Hier steht ein alter Schuppen, der ganz offensichtlich nachträglich errichtet worden ist. „Kein Denkmal“, sagt Hella Naumann. „Der kann weg“, sagt Siegfried Koch. Was genau er und Olaf Will mit dem Gebäudeensemble vorhaben, das will der neue Eigentümer noch nicht verraten.
„Wir haben einige Idee, die sind aber alle noch nicht spruchreif.“ Aber mit dem rückwärtig gelegenen Teil – die Steilwand mit dem vorstehenden Gestein gehört auch zum Grundstück – „lässt sich eine Menge anfangen. Ob dann auch der Bereich links der Station dazu gehören wird, ist derzeit noch nicht klar.
Dachbalken erneuert
„Das Grundstück ist geteilt worden, uns gehört nur der Bereich bis zu der Rampe“, erläutert Siegfried Koch. Der Kaufvertrag für das Grundstück daneben „liegt uns aber vor und wird aller Wahrscheinlichkeit nach im Februar unterzeichnet.“ Neues Material haben Koch und Will auch bekommen – weitere Dachbalken sind angekommen.
Denn im vorderen Teil des Gebäudes waren die alten nicht nur durchgefault, es fehlten auch einige, weil der Vorbesitzer eben die Zwischendecke eingezogen hatte. „Die vorderen zwei Meter hingen praktisch in der Luft“, erläutert Koch.
Viel Arbeit zu erledigen
Wie viel Arbeit der Einbau der neuen Balken bedeutet, zeigt ein Blick auf den bereits fertiggestellten Teil: Damit das Holz richtig aufliegt, musste auch das Mauerwerk im oberen Teil nahezu komplett erneuer werden.
Viel Arbeit also noch für Siegfried Koch und Olaf Will. „Aber wenn wir nicht von vorneherein Ideen gehabt hätten, wie das hier hinter aussehen kann“, sagt der neue Eigentümer, „dann hätten wir das doch gar nicht erst gekauft.“
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Zur Geschichte der Gasreglerstation
Im Jahr 1912 hat die Stadt Langenberg das Gelände im ehemaligen Steinbruch Voßnacken erworben, noch im gleichen Jahr begann der Bau eines „Gasapparategebäudes mit Werkstätte und Abort“.Später ging das Gebäude in den Besitz der Wuppertaler Stadtwerke über, die darin bis 1996 einen Umkleide- und Aufenthaltsraum für Mitarbeiter eingerichtet hatten.Seitdem stand das Häuschen leer, seit 2002 hatten sich die Wuppertaler Stadtwerke um einen Verkauf bemüht.