Langenberg. Nach Feierabend und am Wochenende ist es an der Nierenhofer Straße in Velbert-Langenberg manchmal extrem laut. Anwohner beschweren sich.
Eigentlich hat Dirk Schero es ganz gemütlich auf seinem Grundstück an der Nierenhofer Straße. Etwas zurück von der Straße liegt sein Haus, große Wiese, ein paar Kaninchen, eine schöne Terrasse. Wenn, ja wenn da nicht ständig dieser Motorradlärm wäre.
Etwas weiter oberhalb wohnt die Künstlerin Friederike Hück. Und auch sie stört der Lärm. Aber nicht nur der. „Einige Radfahrer und einige Motorradfahrer halten sich auch nicht an die Tempobegrenzung.“ Gerade in der Tempo-20-Zone. „Ich habe Sorge, dass ich mal unverschuldet so jemanden auf der Motorhaube habe.“
„Es wird immer schlimmer“
Die beiden wohnen schon lange an der Nierenhofer Straße, Dirk Schero seit gut 30 Jahren. „Von Jahr zu Jahr wird das schlimmer“, sagt er. „Manchmal fliegt einem das Trommelfell weg, wenn wir auf der Terrasse sitzen.“
Doch beide betonen auch: „Das sind ja gar nicht alle. Die meisten Motorradfahrer hören Sie ja gar nicht, die benehmen sich.“ Aber die wenigen, die es nicht tun, vermiesen den Anwohnern richtig die Laune. „Manche hört man schon, wenn die noch auf der Kohlenstraße sind“, sagt Schero. „Da brauche ich gar nicht gucken gehen – ich höre schon, wo die sind und was die machen.“
Schwarze Schafe sorgen für negatives Bild
An Tagen wie heute – es ist kühl und bewölkt – da sei die Belastung normal. „Aber sobald es ordentliches Sommerwetter gibt, geht das los.“ Meistens am späten Nachmittag und dann bis in den Abend hinein. Oder am Wochenende.
„Wissen Sie“, sagt Friederike Hück, „ich will ja niemandem das Recht am Motorradfahren nehmen.“ Aber: „Auch ich als Bürgerin habe das Recht auf Gesundheit. Und Lärm macht nun mal krank.“ Gerade im Sommer schließe sie morgens um halb sieben ihre Schlafzimmertür – „sonst ist das einfach zu laut.“
Hohe Unfallgefahr
Und dann sei da auch noch die Unfallgefahr – „wie neulich bei der Bikerin, die hier unten in den Zaun gefahren ist“, sagt Dirk Schero. Kommen die Motorradfahrer aus Richtung Bahnübergang „nutzen die oft die von oben kommende Abbiegespur als Überholspur“. Trotz durchgezogener Linie und Sperrfläche.
„Was die nicht wissen: Da ist eine Bodenwelle.“ Die sei auch der verunglückten Motorradfahrerin zum Verhängnis geworden. Auch weiter oben, dort, wo Friederike Hück wohnt, „hat es schon wirklich heftige Unfälle gegeben.“ Die 20er-Zone sei nicht umsonst eingerichtet worden. Die Straße ist eng, kurvig, unübersichtlich – „und es gibt einige Grundstückseinfahrten.“
Brief an Bürgermeister und Landrat
Dirk Schero jedenfalls hat den Kaffee auf, er hat einen Brief geschrieben, Unterschriften gesammelt und den Brief abgeschickt: unter anderem an Bürgermeister Dirk Lukrafka, die Kreispolizei und Landrat Thomas Hendele. „Vom Bürgermeister habe ich nicht mal eine Antwort bekommen“, klagt der Nierenhofer.
Friederike Hück nutzt einen anderen Weg für ihren Protest. Sie ist Mitglied der FDP, ihre Fraktion hat einen Antrag zum Thema eingebracht. Eigentlich im Rat der Stadt, „doch der hat den Antrag an den Bezirksausschuss zurückverwiesen.“ Dort wurde am 16. Juni auch diskutiert, Dezernent Gerno Böll als Vertreter der Verwaltung versprach, sich zu kümmern. „Der Lauf der Politik ist zäh“, klagt Friederike Hück.
Vernetzung von Betroffenen
Die beiden wollen nun aber auch weitere Möglichkeiten ausschöpfen – etwa eine Vernetzung mit anderen Betroffenen. Denn nicht nur an der Nierenhofer Straße klagen die Anwohner: Auch an der Hattinger Straße, im Wodantal, an der Kuhlendahler Straße in Neviges oder im Hefel und an der Rottberger Straße in Velbert-Mitte.
Denn, so meint es Friederike Hück festgestellt zu haben: „Der Bürger hat in dieser Frage doch so gut wie keine Rechte. Da wird irgendwann irgendwas entschieden und wir können gar nichts machen.“ Sie frage sich, „wieso wir immer warten müssen, bis vielleicht in der Zukunft mal irgendetwas passiert.“ Und Dirk Schero hofft, dass „wir durch die Vernetzung mit unseren Anliegen endlich mehr Gehör finden.“
Anwohner sieht Politik gefordert
Dirk Schero sieht beim Thema Motorradlärm die Politik in der Verantwortung – und zwar die Bundespolitik. „Da müssen strengere Vorgaben her und auch die Strafen für Verstöße müssen drastischer sein“, fordert der Nierenhofer.So sei es in anderen Ländern üblich, Maschinen, die gegen geltende Regeln verstoßen, einzuziehen. „Hier in Deutschland schrecken die Strafen doch niemanden ab.“