Velbert. Im Mai hat die WAZ mit zwei Landwirten über ihre Wetter-Hoffnungen für den Sommer gesprochen. Wie ist der Sommer denn nun wirklich gelaufen?
„Die Naturalerträge sind gut, das erfreut das Bauernherz“, sagt Michael Greshake von Gut Hixholz. „Es ist genug gewachsen.“ Dass Greshake Ende September dieses Fazit ziehen kann, hängt sicherlich auch mit dem vielen Regen zusammen, der in diesem Sommer vom Himmel gekommen ist. Denn was den Normalbürger oft ärgert, ist für die Bauern in Maßen Gold wert. „Denn wenn eine Trockenperiode länger als 14 Tage dauert, gibt es schon Torfschäden – und die hatten wir in diesem Jahr nicht.“
„Hervorragend gewachsen“
Besonders das Gras sei – im Gegensatz zu den vergangenen Jahren – hervorragend gewachsen. „Wir mussten uns fürchterlich ranhalten, das hat gar nicht aufgehört zu wachsen – wenn wir hinten fertig waren, konnten wir vorne schon wieder anfangen.“ Doch trotz der Arbeit, die ihm das massive Wachsen in diesem Jahr bereitet hat, will Greshake nicht klagen: „Vorheriges Jahr ist zwei Monate lang nix gewachsen, da haben wir zwei Monate lang nix geerntet, das war zwar bequemer – aber die Kühe wollten trotzdem fressen.“
Probleme beim Getreide
Probleme gab es eher beim Getreide: „Hier war es nur eine ganz normale, durchschnittliche Ernte“, erklärt Greshake. Martin Dahlmann, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Mettmann, geht sogar noch einen Schritt weiter: „Wir haben hier etwas unterdurchschnittliche Ernteergebnisse. Die Gerste war zwar gut, der Weizen aber nicht so; es wurde irgendwann von Brot- zu Futtergetreide.“ Das Wetter habe im Endeffekt dafür gesorgt, dass die Mehlausbeute nicht so hoch gewesen sei, wie man es sich erhofft habe. „Da hätten wir mehr Sonne gebraucht“, sagt Dahlmann.
„Zu kalt und zu feucht“
Besonders getroffen hat der viele Regen aber die Erdbeer- und Spargelbauern. „Für sie war es eine sehr, sehr schwierige Ernte, gerade im Freiland“, erklärt der Kreisbauernschaftsvorsitzende, „bei Gewächshausernten war es noch etwas besser.“ Der Spargel etwa sei draußen kaum gewachsen. „Für den war es einfach zu kalt und zu feucht.“
Fehlt noch der Mais: Im Mai noch hatte Greshake gesagt, man sehe den Pflanzen an, dass es ihnen nicht gut ginge. Das hat sich geändert. „Da steht jetzt wunderschöner Mais auf dem Feld, auch wenn er noch zu grün ist, zu viel Saft hat.“ Ein paar Spätsommer- oder Frühherbsttage – und der Mais sei erntefertig. Besser ist es: Die Ernte fängt bald an.
Die Prognosen
Im Frühling hatte Landwirt Greshake gesagt, bis Anfang Mai habe es noch ein Wasserdefizit im Boden gegeben. Das, sagt er nun, habe der viele Regen während des Sommers sicherlich ausgemerzt.„Schlimmer als der Regen ist für die Landwirtschaft aber die Kälte“, sagte Dahlmann im Mai – und behielt recht: Spargel und Erdbeeren konnten kaum geerntet werden.
Der Natur gut getan
Insgesamt, meint Greshake, habe der viele Regen der Natur gutgetan. „Vom 15. Juli [Tag der Überschwemmungen; Anm. d. Red.] ist aus dem Waldboden fast nichts herausgelaufen. Da haben wir einige Wasserspeicher wieder auffüllen können – was wunderbar ist.“ Insgesamt ist Greshake zufrieden: „Wir haben alles schaffen können, auch wenn die Ernte manchmal ein bisschen knapp gewesen ist. Aber im Großen und Ganzen ist alles im grünen Bereich.“
„Das Glas ist immer halbvoll“
Dahlmann pflichtet ihm bei: „Das Glas ist für uns Landwirte sowieso immer halbvoll. Wir müssen alles optimal versorgen, aber das Wetter kommt eben, wie es kommt. Wir haben Klimawandel und das merkt die Landwirtschaft auch zunehmend.“ Obwohl er weiß, dass sein Beruf selten Wünsche erfüllt, äußert Dahlmann doch drei für die nächste Zeit: „Dass der Borkenkäfer gestoppt wird, dass wir normales Wetter haben und dass der Wahlkampf bald vorbei ist.“ Mindestens einer davon wird bald in Erfüllung gehen.