Rumeln-Kaldenhausen. Der Duisburger Winfried Ballmann hat schon viele Welten vom Mittelalter bis zu Wildwest-Szenarien aus Lego entworfen und ausgestellt.
Winfried Ballmann ist in seiner römischen Phase. Dabei läuft er nicht Sallust rezitierend mit einer Toga im Haus herum, sondern rekonstruiert antike Bauwerke – aus Lego. An diesem Hobby hat der studierte Betriebswirt schon seit über 35 Jahren Freude und hat seine Szenerien und Bauwerke nach und nach immer weiter perfektioniert. Mittlerweile stellt er die verblüffend detailverliebten Artefakte in sechs Museen aus und präsentiert sie auch in Schulen, wenn das realisierte Objekt zum Lehrstoff passt. „Für mich ist das Entspannung pur, ich kann beim Konstruieren und Bauen wunderbar abschalten, das ist herrlich“, erzählt der 73-Jährige, der seine definitiv platzraubende Freizeitbeschäftigung schon während seiner beruflichen Laufbahn bei der IHK begonnen und lieb gewonnen hat.
Der Keller ist ein Lego-Lager
Der ballmannsche Keller ist somit wenig überraschend ein einziges großes Lego-Lager. Ein absoluter Traum eines jeden Konstruktionsfans. Winfried Ballmann zeigt stolz auf eine Schubladenkonstruktion, die passgenau unter den die Wand umlaufenden Glasvitrinen verbaut ist: „Als in Meiderich eine Apotheke aufgegeben wurde, habe ich sie komplett gekauft und mein Bruder hat die vielen Schubladenschränke hier eingepasst, sodass ich den Platz optimal ausnutzen kann.“
Inmitten des großen Hobbyraumes steht, perfekt beleuchtet, ein riesiges römisches Badehaus inmitten ausladender Gärten samt Brunnen und Flanierwegen. „Das ist hier nur etwa ein Drittel des Gesamtstückes. Ich baue in unterschiedlich großen Modulen, damit ich das fertige Stück leichter transportieren kann“, erzählt der Profi und zeigt auf mehrere aufeinandergestapelte Umzugskisten, in denen der Rest der Therme lagert und auf die nächste Ausstellung wartet.
Die wird in Luxemburg sein, nicht weit entfernt von Ballmanns Elternhaus in Trier, dessen Keller er ebenfalls schon als Lagerstätte für seine Baukunst umgewidmet hat. Ebenso den Keller eines Mietshauses, das in seinem Besitz ist, denn irgendwo müssen die Westernanlagen, Mittelaltermärkte oder demnächst auch das römische Badehaus ja hin, wenn sie nicht gerade auf Museumstour sind.
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Mehrere Stücke sind schon komplett als Dauerleihgabe in Heimat- oder Spielzeugmuseen untergebracht. Seit gut zwei Jahren nun beschäftigt er sich mit den Römern und deren einzigartiger Architektur. Und während „normale“ Lego-Fans in den Laden gehen, ein Full-Set kaufen und dann Schritt für Schritt der idiotensicheren Bauanleitung folgen, passiert in Rumeln-Kaldenhausen alles im Kopf. Es gibt keinen exakten Bauplan, sondern nur eine Idee, dann ein Konzept und viele, viele bunte Steine. „Diese Therme steht in Badenweiler, ich habe sie fotografiert, im Internet recherchiert und dann angefangen zu konstruieren. Das hab ich schon vorher mit Burgen oder Schlössern gemacht, die ich im Urlaub besichtigt und dann in meiner Mittelalter-Phase verarbeitet habe.“
Ein Bastler und Perfektionist
Das klingt in der Tat genau so kompliziert, wie es in der Realität auch ist. Oft baut der gebürtige Trierer ein und dasselbe Objekt bis zu zehnmal um, bis es ihm gefällt. Schwierig ist auch das Beschaffen der passenden Steine, denn gerade bei den Römerbauten gibt es keine vorgefertigten Bausätze, die man beliebig kombinieren kann. Da ist Kreativität gefragt. Ballmann zeigt eine leere Ferrero-Rocher-Schachtel mit ganz vielen kleinen gelben kugelförmigen Einer-Steinchen, die der ältere Lego-Fan sofort als alte Hände der damaligen Männchen identifiziert. „Ich wusste jahrelang nicht, was ich damit anfangen sollte, aber jetzt kann ich sie wunderbar für die Ornamentik der römischen Säulen am Kapitel gebrauchen.“
Tatsächlich sieht die Säule täuschend echt aus, denn Ballmann ist Perfektionist und gibt sich mit Quasi-Lösungen nicht zufrieden. Da die Römer ihre Wände mit Fresken bemalt haben, hat er im Internet nach passenden Bildern gesucht, diese dann maßstabgetreu verkleinert und dann als Etiketten in der passenden Größe drucken lassen, um sie an die Wände zu kleben.
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„In der Trierer Gegend habe ich Schulklassen schon häufiger meine Bauten gezeigt und ihnen erklärt, was sie darstellen und wie alles funktioniert“, erzählt der Familienvater und lässt anklingen, dass auch Duisburger Schulen ihn nur zu kontaktieren brauchen, damit er mit seinen Objekten vorbeikommt und sie erklärt. Und während die Römer mit ihren Thermen, Altären, Mausoleen oder Aquädukten mittlerweile in recht hoher Stückzahl zur Verfügung stehen, findet sich schon der eine oder andere Prototyp der Ägypter in den Vitrinen. „Als Nächstes habe ich mir die Ägypter vorgenommen, da freue ich mich schon drauf.“ Auch wenn der Pensionär nur baut, wenn seine Frau das Haus verlässt oder mit den Töchtern telefoniert – das dauert meist über eine Stunde - wird auch diese Welt bald faszinierende Gestalt annehmen und viele Menschen faszinieren. Lego ist eben eine Jahrhunderterfindung.