Velbert. In Velbert haben die Schulen kaum Ausfälle im Präsenzunterricht durch Lehrer, die aufgrund einer Vorerkrankung zuhause bleiben dürften.
„Bei uns fallen nur ganz wenige Kollegen wegen ihrer Vorerkrankungen aus“, sagt Jürgen Rodermund, stellvertretender Schulleiter der Gesamtschule Velbert-Mitte. „Wir haben eine ganze Menge Kollegen, die, wenn sie morgen zum Arzt gingen, übermorgen – qua Alter und Vorerkrankungen – zu Hause bleiben könnten, aber die meisten tun das nicht. Denn sie sehen die Notwendigkeit, in die Schule zu kommen.“
Wie viele Lehrer aktuell aufgrund von Vorerkrankungen nicht am Präsenzunterricht teilnehmen können, ist unklar. Ende Juli vergangenen Jahres hatte Schul-Staatssekretär Matthias Richter (FDP) erklärt, insgesamt stünden nach der damalig jüngsten Erhebung etwa 85 Prozent der circa 200.000 Lehrer in Nordrhein-Westfalen zur Verfügung.
Von den 15 Prozent, die damals dienstunfähig waren, habe der „normale Krankenstand“ bei knapp sieben Prozent gelegen, rund acht Prozent seien wegen der Corona-Ansteckungsgefahr dienstunfähig gewesen. Damals waren also 16.000 Lehrer wegen Vorerkrankungen nicht im regulären Schulbetrieb.
Hygienekonzept früh erarbeitet
„Wir haben großes Glück, denn auch wir haben Lehrer mit Vorerkrankungen“, sagt Conrad Aust, Schulleiter des Nikolaus-Ehlen-Gymnasiums (NEG), „die es aber nicht in Anspruch nehmen, zu Hause zu bleiben. Sie sagen: ‚Mir sind die Schüler so wichtig, dass ich trotzdem komme’.“
Aust schützt seine Lehrer mit FFP3- statt FFP2-Masken. „Die emotionale Seite ist sehr wichtig. Die Kollegen sollen sich so sicher fühlen wie möglich.“ Schon vor einem halben Jahr, als die Hygienekonzepte gerade erst ausgearbeitet wurden, hatte Aust bei seinen Schülern und deren Eltern eine „große Verständigkeit“ beobachtet.
Schon damals hatte er in Bezug auf Lehrer mit Vorerkrankungen erklärt: „Die Schüler tragen die Masken zum Beispiel auch im Unterricht, so dass die betroffenen Kollegen sich sicher fühlen.“
„Restrisiko bleibt trotz Konzepten“
Gabriele Commandeur, Schulleiterin des Geschwister-Scholl-Gymnasiums (GSG), zeichnet ein ähnliches Bild: „Wir haben eine Kollegin“, sagt sie, „die zurzeit wegen Vorerkrankungen zu Hause ist“. Abgesehen von dieser Lehrerin gebe es noch wenige andere, die ebenfalls vorerkrankt seien. Sie nähmen aber trotzdem am Präsenzunterricht teil.
Lehrer-Ausfall vorbeugen
Um dem coronabedingten Lehrer-Ausfall vorzubeugen, sollen verschiedene Maßnahmen erlassen werden.So soll die kurzzeitige befristete Einstellung von Lehrern erleichtert werden, zudem sollen vermehrt Sozialpädagogen zum Zug kommen.Außerdem können Referendare in Zukunft sechs statt drei zusätzliche Unterrichtsstunden pro Woche geben.
„Wir haben alles so vorbereitet, dass die Hygienemaßnahmen erfüllt werden können“, sagt die Schulleiterin. „Ein Restrisiko bleibt, aber die Kollegen entscheiden das auch selbst.“
Lehrer sollen Schülern beim Test assistieren
Eine neue Herausforderung neben dem normalen Unterricht wartet indes schon: In der aktuell laufenden Woche vor den Osterferien sollen die Corona-Schnelltests in den Schulen erprobt werden. „Unser Konzept ist da“, sagt Rodermund von der Gesamtschule, „aber die Tests nicht“.
Abgesehen davon fragen sich viele Lehrer landesweit, wie und warum sie die – potenziell erkrankten – Schüler beim Selbsttest beaufsichtigen sollen – lediglich mit Maske geschützt; im Gegensatz etwa zu den komplett ausgestatteten Fachkräften in den Corona-Testzentren.
„Ich sehe da bei der Ministerin die gute Absicht, aber unsere Lehrer als Quasi-Mediziner einzusetzen, geht doch nicht“, sagt Rodermund. Und so regt sich an verschiedenen Schulen in NRW Widerstand: wie die WAZ erfuhr, weigern sich etwa in Bochum Gruppen von Lehrkräften, die Kinder bei den Selbsttests zu unterstützen. Das sei mit den Dienstaufgaben eines normalen Lehrers nicht zu vereinbaren.