Velbert. In Velbert gibt es bisher recht wenige Vorfälle - in anderen Städten dagegen instabile Netze, Eindringlinge und Mitschnitte im Internet

Digitales Lernen kann viele Vorteile haben, in den vergangenen Tagen wurden aber vor allem die Nachteile sichtbar. Systeme brachen zusammen, zudem hatten Schüler verschiedener Schulen in Nordrhein-Westfalen Links und Passwörter für den Digital-Unterricht weitergegeben und so Unbekannten Zutritt verschafft. In der Folge wurden etwa Screenshots erstellt, aus denen schließlich so genannte Sticker konstruiert wurden – eine Art neumodischer, personalisierter Smiley für Chat-Apps auf dem Smartphone.

Keine Probleme am NEG

„Bei uns gab es diese Problematik nicht“, sagt Conrad Aust, Schulleiter des Nikolaus-Ehlen-Gymnasiums. „Das weiß ich, weil wir für solche Fälle extra ein Verfahren haben.“ Ganz grundsätzlich läuft der Distanzunterricht am NEG gut, „besser wäre es aber natürlich, wenn die Kinder hier wären“, sagt Aust. Trotzdem: Am NEG wird auch im Moment nach Stundenplan unterrichtet, Probleme mit den Plattformen gibt es kaum.

Nicht alle Schüler haben WLAN zu Hause

An der Gesamtschule Velbert-Mitte gibt es bisher ebenfalls keine Probleme mit unerlaubten Gästen oder unerwünschten Veröffentlichungen. „Bei uns läuft alles relativ gut und stabil“, sagt der stellvertretende Schulleiter Jürgen Rodermund, „die Administratoren passen aber auch gut auf“. Für Rodermund steht ein anderes Problem als das des mutwilligen Störens im Vordergrund.

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„Es gibt die Problematik, dass manche Familien technisch nicht gut ausgerüstet sind, keine vernünftigen Geräte oder kein WLAN zu Hause haben.“ Dieses Problem kennt auch eine Velberter Lehrerin, die an einer Schule im Ruhrgebiet arbeitet: „Oft nutzen die Schüler ihre Handys für den Online-Unterricht, müssen dann aber gleichzeitig mitschreiben und parallel noch im Internet nach Quellen suchen. Da kann es schon mal passieren, dass sie das Smartphone hinlegen – und ich nur noch die Decke sehe.“

Gesamtschule wartet auf versprochene iPads

Die Velberter Gesamtschule schafft da seit kurzem Abhilfe: Weil die von der Landesregierung versprochenen iPads nicht geliefert werden können, leiht die Schule nun selbst Laptops an ihre Schüler aus. „Wir haben ein paar ältere Laptops, die unsere beiden Administratoren – beide übrigens Lehrer – fertig gemacht haben“, sagt Rodermund. Das Angebot sei zwar gerade erst angelaufen – werde aber trotzdem bereits wahrgenommen. „Insgesamt läuft das Distanzlernen gut“, erklärt der stellvertretende Schulleiter und fügt an: „Gar kein Vergleich zum März.“ Trotzdem meint er: „Das Digitale ist eine gute Hilfe in dieser Zeit – langfristig kann es aber den Präsenzunterricht nicht ersetzen.“

Störungen hat es auch gegeben

Nicht alle Schulen – und Lehrer – können auf derartig gute Erfahrungen mit dem Online-Unterricht verweisen wie NEG und Gesamtschule. Der WAZ sind Fälle bekannt, in denen die Links für den Online-Unterricht weitergegeben wurden und sich in der Folge unbefugte Personen Zutritt zu den virtuellen Klassenräumen verschaffen konnten. Sie störten danach den Unterricht mit unpassenden Zwischenrufen oder Fragen. Öffentlich Stellung wollte allerdings keiner der Betroffenen nehmen.

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Mit den iPads, die das Land vor allem Schülern aus einkommensschwächeren Familien kostenlos (unter bestimmten Vorgaben) zur Verfügung stellen wollte, sollten einerseits Digitalisierung und andererseits Bildungsgerechtigkeit vorangetrieben werden.

Es gibt aber Schwierigkeiten: Bisher sind nicht alle Städte in den Genuss der digitalen Geräte gekommen. In Velbert wartet man noch immer, in Essen etwa hat die Verteilung schon begonnen.