Langenberg. Der Zustand der alten Gasreglerstation Langenberg besorgte zahlreiche Bürger – die sogar demonstrierten. Was wiederum die Eigentümer verwunderte.

Protest regte sich vergangene Woche am Zaun rund um die alte Gasreglerstation an der Wilhelmshöher Straße. Die hat seit geraumer Zeit neue Eigentümer, aber der Zustand des Denkmals schien sich nicht zu verbessern.

Angesichts des Winters vor der Tür machte sich unter anderem Norbert Rettler so seine Gedanken und ärgerte sich über den zunehmenden Verfalls des Ensembles. So sehr, dass er nun auf Flyern seinem Ärger Luft machte und die am Zaun anbrachte.

Eigentümer haben wenig Verständnis

Ihm reicht’s: Norbert Rettler protestiert mit kleinen Plakaten für den Erhalt der Gasreglerstation. Die neuen Eigentümer wundern sich darüber, sie wären schließlich stets ansprechbar, weil sie an Wochenenden vor Ort seien.
Ihm reicht’s: Norbert Rettler protestiert mit kleinen Plakaten für den Erhalt der Gasreglerstation. Die neuen Eigentümer wundern sich darüber, sie wären schließlich stets ansprechbar, weil sie an Wochenenden vor Ort seien. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Wenig Verständnis für diese Aktion haben die neue Eigentümer der Immobilie, Siegfried Koch und Olaf Will. „Verstehen können wir nur, dass man neben einem solch runtergewirtschafteten Gebäude nicht wohnen möchte“, sagten Koch und Will im WAZ-Gespräch. „Wir verstehen auch nicht, dass vorher nie demonstriert wurde.“

Direkte Nachbarn hätten die beiden im übrigen angesprochen und sich informiert. „Das möchten wir auch weiterhin mit wirklich interessierten Menschen tun“, betont Siegfried Koch. Zudem seien er und Olaf Will „fast jedes Wochenende“ auf dem Gelände, „da kann man mit uns reden“.

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Zuerst das Dach absichern

So dramatisch war der Zustand der Holzkonstruktion an der Gasreglerstation, als Siegfried Koch und Olaf Will das Ensemble übernommen haben.
So dramatisch war der Zustand der Holzkonstruktion an der Gasreglerstation, als Siegfried Koch und Olaf Will das Ensemble übernommen haben. © Siegfried Koch

Von außen ist auch schon Einiges zu erkennen – wenn man den Zustand der Gasreglerstation mit früheren Jahren vergleicht. Allerdings lag der Fokus notgedrungen zunächst auf dem Dach: „Das mussten wir zuerst sichern“, erläutert Siegfried Koch. Die tragenden Holzbalken seien so morsch gewesen, „dass Einsturzgefahr bestanden hat“.

Das sei aber erst aufgefallen, „nachdem wir eine Zwischendecke entfernt hatten“. Kein Dachträger sei mehr intakt gewesen. „Wir haben dann das Dach von innen angehoben und acht neue Träger eingebaut.“ Ein kompliziertes Unterfangen, zumal auch die Handwerker derzeit so gut ausgelastet seien, dass nicht immer sofort ein Termin frei gewesen sei.

Schiefer verschwunden

„So lange das Dach nicht mit gesunden, neuen und aufliegenden Trägerbalken erneuert worden ist, finden keine Arbeiten unter diesem statt“, sagen Olaf Will und Siegfried Koch. „Das Risiko ist viel zu groß.“ Dazu kommt, dass gleich zwei Behälter mit dem Original-Schiefer verschwunden sind. „Da haben wir zwei Monate drauf gewartet“, berichten die neuen Eigentümer.

„Eigentlich sollte der Schiefer jetzt schon aufgebracht werden.“ Die Unterkonstruktion sei längst fertig. Das Dach der Gasreglerstation diente einst auch Fledermäusen als Quartier, dafür gab es eine eigens angefertigte Einlass-Öffnung.

Ein Schreiner hat diese Öffnung extra angefertigt, „auch nicht selbstverständlich“, freuen sich die neuen Eigentümer. Denn diese Fledermaus-Gauben unterstreichen noch einmal den „pittoresken Anblick dieser Dachkonstruktion“, ist sich Siegfried Koch sicher. „Deshalb sollten die unbedingt nachgebaut werden.“

Enge Abstimmung mit der Denkmalbehörde

Nach und nach sind die tragenden Balken im Dach ausgetauscht worden.
Nach und nach sind die tragenden Balken im Dach ausgetauscht worden. © Siegfried Koch

Die beiden neuen Eigentümer haben viel vor: „Wir investieren hier bis jetzt unser eigenes Vermögen“, sagen sie. „Aber wir haben uns von Anfang an in das Gebäude verliebt.“ Wichtig sei aber erst einmal die Sicherheit, „danach können wir alles schön machen.“

Und das in enger Abstimmung mit der Denkmalbehörde. „Es gibt jede Menge Vorgaben, klar“, sagen die Eigentümer. „Aber das soll ja auch so sein. Wir wollen hier etwas Schönes aufbauen.“ Er habe in Langenberg bereits seinen zweiten Wohnsitz, sagt Siegfried Koch, „und ich werde mich früher oder später hier ganz niederlassen.“

Viel Arbeit zu erledigen

Auch das Mauerwerk ist teils stark beschädigt.
Auch das Mauerwerk ist teils stark beschädigt. © Siegfried Koch

Dass das Gebäude in keinem guten Zustand gewesen sei, hätten sie schnell gemerkt. „Da war alles verkleidet, als wir das Gebäude gekauft haben. Da konnten wir gar nicht alles sehen.“ Zuerst seien dann die Räume entrümpelt worden: „Maschinen wie Kessel und Druckbehälter mussten demontiert werden“, blickt Siegfried Koch auf den Anfang zurück, dazu mussten noch Müll und altes Mobiliar entfernt werden.“

Schließlich ging es an die Substanz: „Wir haben Setzrisse ausgebessert. Dann haben wir einige Wände Stein für Stein abgebaut, da der Mörtel nicht mehr gegriffen hat. Der war wie pulverisiert.“ Für diese Arbeiten habe man Fachleute benötigt.

Insgesamt, beteuern Siegfried Koch und Olaf Will, „soll das Gebäude wieder so aussehen wie vorher.“ Die Zusammenarbeit mit der Denkmalbehörde funktioniere sehr gut, „die Mitarbeiterinnen dort sind sehr hilfsbereit.“

Geschichte der Gasreglerstation

Seit den 1970ern gehörte das 4114 Quadratmeter große Gelände an der Ecke Wilhelmshöher-/Voßkuhlstraße den Wuppertaler Stadtwerken – samt der alten Gasreglerstation. Seit 2004 hat das Unternehmen versucht, das Ensemble zu verkaufen. Im Mai 2020 schließlich gelang die Aktion.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das Gebäude errichtet worden. Und obwohl in Langenberg schon seit 1912 kein Gas mehr erzeugt wurde, war die Station vermutlich bis 1973 in Betrieb.