Langenberg. Die Gasregelstation in Velbert-Langenberg verfällt immer mehr. Dabei steht das Haus unter Denkmalschutz. Doch die Eigentümer finden keinen Käufer
Die unter Denkmalschutz stehende alte Gasregelstation an der Ecke Wilhelmshöher-/Voßkuhlstraße verfällt immer mehr. Eigentlich haben die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) als Eigentümerin der Denkmalbehörde in Velbert zugesagt, das Gebäude für den Winter zu sichern. Doch derzeit ist das Haus durch Löcher in den Fenstern und dem Dach Wind und Wetter ausgesetzt. Noch hat sich kein Käufer gefunden.
Seit 2004 versucht das Wuppertaler Unternehmen, das 4114 Quadratmeter große Gelände zu veräußern. Ursprünglich sollte ein potentieller Käufer eine halbe Million Euro für Gebäude und Areal bezahlen, doch bereits 2016 reduzierten die WSW den Preis um fast 20 Prozent auf rund 400.000 Euro, aktuell liegt der Preis bei 350.000 Euro (Stand Januar 2020, immobilienscout24.de)
Strom- und Gasbedarf steigt im 19. Jahrhundert
Mitte des 19. Jahrhunderts stieg der Strom- und Gasbedarf schnell an, weil sich die technischen Möglichkeiten der Abnahmegeräte rapide entwickelten. Bereits 1859 verfügte Langenberg über ein eigenes, privat betriebenes Gaswerk an der Voßkuhlstraße – das allerdings schon lange nicht mehr steht. Denn schon 1909 wurde der Liefervertrag, der bis dahin über 50 Jahre mit der Stadt Langenberg gegolten hatte, nicht mehr verlängert.
Nach Vertragsablauf ging das Werk kostenlos in städtischen Besitz über. Dabei stellte sich heraus, dass die Anlage den Anforderungen nicht mehr entsprach. So entstand das neue Gaswerk auf dem Grundstück an der Wilhelmshöher Straße. Den damals erbauten Teleskopgasbehälter zerstörte 1957 ein Erdrutsch. Die Gasregelstation, die zur Druckreduzierung und Weiterverteilung auf mehrere Versorgungsstationen diente, steht noch heute.
1912 endet die eigene Gaserzeugung in Langenberg
https://www.waz.de/staedte/velbert/article227940649.eceEtwa zur selben Zeit, 1912, legte das Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk (RWE) in Essen eine Ferngasleitung nach Barmen und das Langenberger Gaswerk bekam einen Anschluss an diese Leitung – die Zeit der eigenen Gaserzeugung in Langenberg endete damit.
Die Gasregelstation aber blieb in Betrieb, vermutlich bis 1973. Etwa zur gleichen Zeit kauften die Wuppertaler Stadtwerke die Langenberger Stadtwerke – für damals 17 Millionen D-Mark. Damit übernahm der Versorger aus der Nachbarstadt auch das alte Gebäude samt Gelände. Dass sich lange Zeit kein Käufer fand, lag an am Untergrund: Niemand wusste einzuschätzen,mit welchen Stoffen der Boden kontaminiert sein könnte. Ein Risiko, das offenbar alle potenziellen Interessenten abschreckte.
Baufälliges Wohnhaus wird 2010 abgerissen
Denkmal seit 2018
Auf vier der 16 Seiten umfassenden Expertise legte das Rheinischen Amt für Denkmalpflege 2018 im Detail dar, was den Denkmalwert des Gebäudes ausmacht.
Unter anderem heißt es darin: „Die aufwändige architektonische Gestaltung der Gasreglerstation belegt darüber hinaus sehr anschaulich die Bedeutung, die der kommunalen Gasversorgung zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Beitrag zur Verbesserung der Lebens- und Produktionsbedingungen in den Städten beigemessen wurde.“
Und mit Blick auf die „ortsgeschichtlichen Gründe“ der Denkmalwürdigkeit heißt es: „Die Gasreglerstation in der Wilhelmshöher Straße ist nach gegenwärtigem Kenntnisstand das älteste noch verbliebene Relikt der gut 160 Jahre währenden Entwicklung der Langenberger Gaswirtschaft.“
Erst 2010 tat sich wieder etwas auf dem Gelände: Das Wohnhaus wurde abgerissen, der angrenzende Platz geschottert und mit Absperrpollern eingefriedet. „Das Haus war baufällig und musste aus Sicherheitsgründen abgerissen werden, alle in Frage kommenden Sicherheitsmaßnahmen wären zu teuer geworden“, erläuterte Wolfgang Herkenberg, 2010 Geschäftsführer der Stadtwerke Wuppertal, gegenüber der WAZ Langenberg.
Aufgrund der außergewöhnlichen architektonischen Gestaltung dieser ehemaligen Versorgungseinrichtung wurde die einstige Gasregelstation mit Eintragung in die Denkmalliste im Sommer 2018 unter Schutz gestellt. Auf dem Gelände gibt es neben einer Trafostation der Stadtwerke Velbert auch noch eine Druckerhöhungsanlage der Gelsenwasser AG sowie Versorgungsleitungen.