Wuppertal. Die Anklage wirft der Frau vor, mehrere Kilo der Drogen verkauft zu haben. Ermittlungen im Umfeld eines Rockerclubs führten zu der Angeklagten.
Mit einem weitgehenden Geständnis ist eine 37 Jahre alte Angeklagte aus Velbert in einen Prozess im Zusammenhang mit einem früheren, regionalen Marihuana-Netzwerk gestartet. Die Frau und ihre Wohnung waren zwei der Ziele einer Großaktion der Polizei vom 12. September 2018. Im Brennpunkt stand dabei eine inzwischen für Marihuana-Handel nicht rechtskräftig verurteilte Gruppe, die sich teils über das Motorradfahren als Mitglieder eines Velberter Rockerclubs kannten und die einen Ruf als „bewaffnete Rocker“ hatten. Die 37-Jährige ist inzwischen Mutter eines Kindes. Sie erklärte den Richterinnen und Richtern am Wuppertaler Landgericht: „Die Anklage mit dem Marihuana-Handel sehe ich ein.“ Sie habe die Droge vom damaligen „Buchhalter“ der Gruppe erhalten und weiter verkauft.
Kassenbuch des Lieferanten
Die Drogenmenge beläuft sich laut Anklage bei der Frau auf mehrere Kilogramm Marihuana, gehandelt bei acht Gelegenheiten ab Januar 2018 bis zur Durchsuchung bei ihr. Die Zahlen bestreitet die Frau, sie habe geringere Mengen in Erinnerung und nur an zwei Bekannte regelmäßig verkauft. Die Angaben der Staatsanwaltschaft wiederum beruhen auf dem Kassenbuch des Lieferanten. Laut Gericht trug der jeweils ein, wenn er Ware bekam und führte dann auf, welche Abnehmerinnen und Abnehmer ihren Teil abholten.
Mitgeschnittenes Telefonat
Der vorsitzende Richter verdeutlichte der Frau: „Man kann das vielleicht nicht verlesen, weil es keine öffentliche Urkunde ist, aber ich sag’ mal so: Immer blöd, wenn einer Buch führt.“ Zu den Einzelheiten werde das Gericht den Lieferanten befragen. Dazu komme dann noch ein mitgeschnittenes Telefonat, in dem die Frau ihren Händler gefragt haben soll, ob bei der Abholung „’die Unterlagen’ alle in die große Tasche passen“.
Durchsuchungen an zehn Adressen in Velbert
Die Durchsuchungen von September 2018 betrafen zehn Adressen in Velbert, fünf Beschuldigte wurden festgenommen. Die Fahnder sollen Drogen, Geld und Schusswaffen sichergestellt haben, dazu Westen mit Vereinsabzeichen – sogenannte Kutten. Damals wurde bekannt, dass es sich bei den Festgenommenen um Mitglieder der Gruppe Brothers MC handeln sollte. Die später Angeklagten bestätigten diesen Zusammenhang in ihren Gerichtsverhandlungen. Für den Prozess waren die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt worden.
Geladene Schreckschusspistole
Die Staatsanwaltschaft geht zusätzlich davon aus, dass die Frau von einer geladenen Schreckschusspistole wusste, die ständig griffbereit neben Drogen in einem Schrank am Doppelbett ihrer Wohnung gelegen habe. Das Bett habe sie mit ihrem damaligen Lebensgefährten gemeinsam genutzt. Diesen Teil der Vorwürfe bestreitet die Frau. Ihren Angaben zufolge gehörte die Waffe ihrem damaligen Partner und lag „auf seiner Seite“.
Keine Spekulationen schüren
Der genannte Motorradclub ist im Ruhrgebiet aktiv und nicht verboten. Er hat sich mehrfach von Kriminalität und Gebietsstreitigkeiten distanziert. Ziel sei, gemeinsam Motorrad zu fahren - „unabhängig von Herkunft, Hautfarbe und Religion“. Die Polizei beobachtete Treffen teils mit großem Aufgebot.Wir nennen den Namen, damit keine Spekulationen entstehen und keine pauschalen Verdächtigungen aufkommen. Angeklagte in diesem Prozess ist nur die 37-Jährige. Sie gilt als unschuldig, bis das Gegenteil bewiesen ist.
In Tabledance-Bar gearbeitet
Die aktuell angeklagte 37-Jährige gibt an, über Jahre mit ihrem früheren Partner zusammen Marihuana konsumiert zu haben. Nach ihrer Ausbildung und Schwierigkeiten bei der Stellensuche habe sie sich entschlossen, im Tabledance aufzutreten, in Clubs außerhalb. Ihr Freund habe mehrfach Arbeit angenommen, sich dann aber härteren Drogen zugewandt. Er wäre aufbrausender geworden; um Untreue habe es Streit gegeben. Die Trennung sei am Tag nach der Durchsuchung erfolgt.
„Mein Kind bestimmt mein Leben“
Ihren damaligen Konsum bezifferte die Frau mit einem Gramm Marihuana täglich, unterbrochen allenfalls bei fiebriger Erkrankung. Zuletzt vergangene Woche habe sie Drogen genommen. Ihr Fazit: „Mein jetziges Leben ist mit damals nicht zu vergleichen. Mein Kind bestimmt mein Leben.“ Und ja, sie sehe es negativ, dass sie trotzdem wieder Marihuana geraucht habe. Der Prozess wird fortgesetzt.