Wuppertal/Velbert. Im Prozess gegen mutmaßliche Velberter Drogenschmuggler hat einer der Angeklagten nun ein Geständnis abgelegt – wenn auch mit Abstrichen.
Eigentlich war ein volles Geständnis erwartet worden: Ein 32 Jahre alter Angeklagter sollte als Verwalter eines Drogenlagers gehandelt haben – für eine Velberter Schmugglergruppe mit Hintergrund in einem Rockerclub.
Er habe große Mengen Marihuana in seinem Keller aufbewahrt, bis sie zu ihren Käufern fanden. In einem Großprozess gegen sieben Angeklagte gab der 32-Jährige am Dienstag allerdings Abweichendes an: Zwar habe er tatsächlich mehrfach einen Reisekoffer für einen der Hauptangeklagten (28) verwahrt. Der sei ein Cousin. Er habe auch gerochen, dass Marihuana darin war, und habe deswegen nachgefragt.
„Plötzlich stand die Polizei vor meiner Tür“
Von der Menge und den möglichen Zusammenhängen jedoch habe er sich kein Bild gemacht: „Ich habe gedacht, das wären so 200 Gramm.“ Und nein, angehoben oder geöffnet habe er den Koffer nie. Er fügte hinzu: „Das ging so vielleicht acht- oder neunmal. Plötzlich stand die Polizei vor meiner Tür und hat mich festgenommen.“
In dem Prozess muss das Landgericht in Wuppertal eine Kette von mutmaßlichen Drogengeschäften aufklären. Mehrere der Männer im Alter von 28 bis 65 Jahren seien bei den Taten bewaffnet gewesen. Sollte sich das erweisen, drohen den Betreffenden jeweils mehr als fünf Jahre Gefängnis.
Mindestens zwei Kilo Marihuana pro Monat geschmuggelt
Laut Staatsanwaltschaft brachten sie in wechselnder Besetzung ab Ende 2017 monatlich mindestens ein bis zwei Kilogramm Marihuana von Holland nach Deutschland und verkauften die Droge bis nach Siegen. Der Kern aus drei Angeklagten habe sich aus dem Rockerclub Brothers MC in Velbert gekannt und sich deshalb vertraut.
Mehrere hätten dringend Geld gebraucht. Ein 28-Jähriger soll akribisch Buch über die Geschäfte geführt haben. Diese Unterlagen belasten die Angeklagten.
Angeklagter lenkt ein und gibt höhere Menge an
Was den Drogen-Koffer in seinem Keller betrifft sagte der 32-jährige Angeklagte: Das Kraut brauche ja einiges Volumen. Er könne das schlecht einschätzen. Der vorsitzende Richter hielt ihm vor: „Man könnte auch sagen, Sie waren mit jeder Menge Marihuana einverstanden, die da rein passte.“ Der Angeklagte lenkte darauf ein: Es könnten womöglich 500 Gramm gewesen sein.
Der 32-Jährige fügte hinzu, er sei Marihuana-Konsument, sei aber über die Drogen „nicht erfreut“ gewesen: „Ich habe es gemacht, weil es um meinen Cousin ging.“ Die angebliche Bezahlung: nur eine Hand voll Drogen. Einmal sei ein anderer der Hauptangeklagten mit dem Koffer erschienen.
Von einer Bande will er nichts mitbekommen haben
Weiterer Prozess im Umfeld der Gruppe
Rund um die Gruppe gibt es weitere Prozesse. Zwei Männer aus dem Umfeld sollen einen Velberter in ein Auto gelockt und bedroht haben, um ihm ein Handy abzunehmen, das bei der Organisation eine Rolle gespielt haben soll.
Sie sollen ihrem Opfer angekündigt haben, ihn mit einer Eisenstange zu schlagen und seine Mutter zu erschießen. Die Verhandlung darum soll demnächst beginnen.
Diesen Mann (33) habe er nicht gemocht: „Ohne ihm jetzt zu nahe treten zu wollen: Für mich ist das eine zwielichtige Gestalt.“ Insgesamt habe er sich vorgestellt, dass sein Cousin als Einzelgänger Drogen verkaufe. Nein, von einer Bande habe er nichts mitbekommen.
Ein 28-Jähriger Mitangeklagter gab zu, Drogen weiter verteilt zu haben. Auch dieser Mann, ein Velberter Facharbeiter, gab an: Von einer Bande habe er nichts wahrgenommen. Er habe auch keinen Gewinn gehabt: „Was ich eingenommen habe, habe ich verqualmt.“
Das Gericht will in der kommenden Woche weiter verhandeln. Dann wollen weitere Angeklagte Angaben machen.