Kreis Mettmann. Die Caritas-Fachstelle für Gewaltprävention im Kreis Mettmann hat mehr Selbstmelder registriert und auch mehr Meldungen durch die Jugendämter.
14. Februar, Valentinstag, Tag der Liebe, der Verliebten. Aber ist die Phase der Verliebtheit erst vorbei, erkennen viele ihren Partner, ihre Partnerin oft nicht wieder. Nicht selten wird auf vielfältige Weise Gewalt zum bestimmenden Element der Beziehung. Damit es nicht so enden, nicht so bleiben muss, gibt es bei der Caritas die Fachberatungsstelle für die, die die Gewalt ausüben.
„Denn nur die Täter und Täterinnen können den Gewaltkreislauf dauerhaft beenden“, ist Andreas E. Smolka, Leiter der Beratungsstelle, überzeugt. Zum weit überwiegenden Teil (rund 80 Prozent) seien Täter häuslicher Gewalt männlich, betont der Familientherapeut. So ist nicht für alle Frauen der Valentinstag ein Tag der Liebe. In Deutschland wird jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von physischer oder sexualisierter Gewalt; die meisten davon in der der Partnerschaft, die doch Sicherheit und Geborgenheit geben sollte. Partnerinnen mit Beeinträchtigungen seinen noch häufiger betroffen, heißt es.
Die Pandemie hat das Problem noch einmal verschärft
Und in den Zeit der Pandemie verschärft sich das Problem noch einmal, haben Slomka und Mitarbeiter festgestellt. Es gibt noch mehr Gewalt in den Familien. So hat die Zahl der Männer und Frauen, die sich selbst bei der Caritas melden und um Hilfe bitten, deutlich zugenommen. Auch von den Jugendämtern habe es deutlich mehr Zuweisungen nach Gewalt in Familien bei der Kinder mittelbar oder unmittelbar betroffen waren.
Die Täter sollen Verantwortung für ihre Taten übernehmen
Die Täterarbeit der Caritas, gefördert vom Kreis Mettmann und anerkannt vom zuständigen NRW-Landesministerium, soll in erster Linie dazu führen, dass gewalttätiges Verhalten gestoppt wird und die Täter zu 100 Prozent Verantwortung für ihre Taten übernehmen. Als Grundidee steckt dahinter, dass durch die Arbeit mit den Tätern der Gewaltkreislauf bei häuslicher Gewalt dauerhaft unterbrochen wird.
„Unser zugrundeliegendes Gewaltverständnis richtet sich daran aus, dass gewalttätiges Verhalten erlerntes Verhalten darstellt und diesem durch die Vermittlung von gewaltfreien Konfliktlösungsstrategien entgegengesteuert werden kann“, erläutert Caritas-Mitarbeiter Alexander Lajios. Es sei wichtig, Verantwortung zu übernehmen, meint Smolka. Ihm gehe es nicht um Schuld, die man vielleicht teilen könne. „Für das, was einer tut ist nur er selbst verantwortlich. Erkennt ein Mensch das, wird er auch bereit sein, an sich zu arbeiten“, ist der Leiter der Beratungsstelle und Trainer gegen Gewalt im sozialen Nahraum überzeugt und ergänzt „Einige informieren sich zunächst nur, andere nehmen gleich das ganze mehrmonatige Programm auf sich, weil Liebe für sie nicht nur der Blumenstrauß am 14. Februar sein soll“.
Nur 20 Prozent der Täter werden nach Durchlaufen des Programms rückfällig
Rund ein Dreiviertel Jahr arbeiten die Caritas-Mitarbeiter mit den Tätern zusammen. Nach Einzelgesprächen gibt es rund sieben Monate lang Gruppensitzungen für die die Teilnehmer oftmals lange Anfahrtswege nach Feierabend hinnehmen.
Die Erfolgsbilanz kann sich sehen lassen. Bei Tätern, die das Programm durchlaufen heben, beträgt die Rückfallquote 20 Prozent. Von denen, die nicht an dem Trainingsprogramm teilgenommen haben, werden hingegen 80 Prozent rückfällig.
>>>Gelebter Opferschutz
Täter- und Täterinnenarbeit, so die Caritas, ist gelebter Opferschutz. Dabei hilft die Beratungsstelle der Caritas, unabhängig von Geschlecht oder sexueller Orientierung. Die Beratungsstelle ist unter der Rufnummer 02104- 79493-300 oder per E-Mailgewaltfrei@caritas-mettmann.de erreichbar. Weitere Informationen zum Angebot: www.caritas-taeterarbeit.de