Velbert. . Caritas im Kreis bietet Kurse an, in denen gewalttätige Männer ein anderes Verhalten erlernen. Teilnehmer kommen aus allen sozialen Schichten.

  • Allein in der Stadt Velbert gab es im vergangenen Jahr 85 Fälle von häuslicher Gewalt
  • Die Caritas im Kreis Mettmann bietet Trainingskurse für gewalttätige Männer an
  • Die Täter kommen aus allen sozialen Schichten, auch Richter und Professoren sind dabei

Im Kreis Mettmann gab es im vergangenen Jahr 619 Opfer von häuslicher Gewalt, darunter 35 Fälle in Heiligenhaus und 85 Fälle in Velbert. Und die Dunkelziffer ist hoch. Opfer können der Gewalt bestenfalls ausweichen – beenden kann sie nur der Täter. Grund genug für die Caritas im Kreis Mettmann, genau dort anzusetzen: bei den Tätern.

„Der Täter ist der einzige, der die Gewalt nachhaltig beenden kann“, betont Andreas Smolka. Der Diplom-Sozialarbeiter und Familientherapeut bietet seit 2011 spezielle Trainingskurse für gewalttätige Männer an. „Der Gewaltkreislauf kann unterbrochen werden, wenn man eine Verhaltensänderung beim Täter herbeiführt.“ Unter der Prämisse „Täterarbeit ist Opferschutz“ lernen die Teilnehmer unter anderem, Ursachen für ihr Verhalten zu erkennen, Selbstkontrolle zu erlangen und gewaltfreie Handlungsalternativen zu entwickeln.

Täterarbeit in Opferschutz

„Die Männer müssen hier wirklich hart arbeiten“, betont Smolka. „Es gibt höchstens drei Prozent Psychopathen, denen man nicht helfen kann – alle anderen haben ihr Verhalten im Laufe ihres Lebens erworben und gelernt. Sie können es auch wieder verlernen.“ Zunächst gehe es darum, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. „Dass jemand zuschlägt, liegt eben nicht daran, dass er provoziert worden ist“, sagt Smolka. „Die Teilnehmer müssen sich auch selbst kennenlernen und erkennen, wann sie sich einer Situation entziehen müssen, bevor es zur Eskalation kommt.“

Das Frauenhaus ist oft der letzte Zufluchtsort für Frauen mit gewalttätigen Partnern.
Das Frauenhaus ist oft der letzte Zufluchtsort für Frauen mit gewalttätigen Partnern. © Peter Steffen/dpa

Zwei Kurse mit jeweils 12 Teilnehmern leitet Andreas Smolka. Hinzu kommen Einzelgespräche und -beratungen. In diesem Jahr zählt der Sozialarbeiter bereits 84 Teilnehmer, darunter 16 Velberter. „Der Jüngste ist 18, der Älteste 72 – und sie kommen aus allen sozialen Schichten. Ich hatte auch schon Chefärzte und Richter in meinen Kursen.“ Ein Großteil seiner Probanden lebe noch mit dem Opfer der Gewalt zusammen, knapp die Hälfte habe minderjährige Kinder. „Zwei Drittel der Teilnehmer kommen über Auflagen von Gericht oder Jugendamt“, erklärt Smolka. „Das letzte Drittel kommt freiwillig, weil die Männer merken: es muss etwas passieren.“ Mit 26 Gruppensitzungen und Nachbetreuung ziehe sich so ein Trainingskurs meist über ein Jahr hin. Smolka: „Und wir haben zwar leider eine gewisse Rückfallquote, aber die liegt unter zwanzig Prozent.“

>>JEDE DRITTE FRAU WELTWEIT WIRD OPFER VON GEWALT

Weltweit ist jede dritte Frau schon einmal Opfer von Gewalt geworden. Am 25. November, seit 1999 internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen, wird daran erinnert.

Die Caritas-Fachberatung gegen häusliche Gewalt ist unter der (0 20 58) 78 02 15 oder gewaltfrei@caritas-mettmann.de zu erreichen.