Velbert. Amphibienretter sind besorgt über die Rückgang von Kreuzkröte und Grasfrosch. Trockene Sommer und eine neuer Fressfeind sind ide Gründe.
Die Zahl und die Vielfalt der Amphibien auf dem Velberter Stadtgebiet geht offenbar deutlich zurück. So konnten die 50 Amphibienretter des NABU Velbert in diesem Jahr teils deutlich weniger Tiere einsammeln. Besorgt sind die Amphibienfreunde über die Abnahme der Grasfrösche, Molche, Kreuz- und Geburtshelferkröten. „Seit 2019 werden immer weniger Tiere dieser Arten an den Krötenzäunen vorgefunden,“ sagt Barbara Ortfeld von der NABU AG Amphibienschutz. Die Besorgnis erregenden Zahlen aus Velbert stehen im Einklang mit den bundes-weiten Beobachtungen der Amphibienforscher und der kürzlich erschienenen neuen Roten Liste der Amphibien. Mehrere der in Velbert vorkommenden Amphibienarten wurden in der Gefährdungsstufe heraufgesetzt, die Kreuzkröte sogar gleich um zwei Stufen.
Auf dem Speisezettel von Waschbären
Zu den bereits seit längerem bekannten Gefahren für die Amphibien zählen z.B. Straßenverkehr, intensive Landwirtschaft, Klimawandel, Austrocknen von Teichen und Bächen in den zuletzt trockenen Sommern. Nun ist auch der bereits in Velbert angekommene Waschbär zur Gefahr für die Amphibien geworden. An verschiedenen Laichgewässern wurden die typischen „Speisereste“ gefunden: Waschbären lassen nur Kopf, Skelett und Haut übrig, die sie vor der Mahlzeit geschickt abziehen.
Weniger als 2000 Tiere statt 6000
Die Gesamtzahl geretteter Amphibien war in diesem Jahr mit 11.516 Tieren zwar „nur“ um 1000 Tiere niedriger als 2020 und annähernd so hoch wie in 2019. Aber in Sachen Artenvielfalt sei das Ergebnis schlecht, so die Naturschützer. Gerade an der Mettmanner Straße, die bisher durch das Vorkommen der insgesamt selteneren Kreuzkröten, Laubfrösche, sowie der relativ großen Zahl an Grasfröschen, Berg- und Teichmolchen glänzte, wiegen die zahlenmäßigen Einbrüche besonders schwer. Die Gesamtzahl der geretteten Tiere betrug hier in 2019 noch über 6250, sank im letzten Jahr auf etwas über 3000, um jetzt weiter auf unter 2000 zu fallen.
Amphibientunnel nötig
„Wir brauchen an der Mettmanner Straße dringend eine feste Leitanlage mit Amphibientunnel“ fordert Einsatzleiterin Sandra Sons. „Die Rückwanderung der Tiere kann nämlich aus verkehrstechnischen und personellen Gründen von uns nicht betreut werden“. Zigtausend winzige Jungtiere müssten an vorher kaum ermittelbaren Tagen tagsüber entlang der Mettmanner Straße eingesammelt werden. Und die betreffende Strecke sei fast einen Kilometer lang! „Das hohe Verkehrsaufkommen, zahlreiche „Raser“ und das Fehlen eines Fußgängerweges – dazu die Berufstätigkeit der ehrenamtlichen Helfer - machen das Abfangen der Tiere „von Hand“ schlicht unmöglich,“ so Sandra Sons weiter.
Großer Andrang am Pollen
Nach einem langen Winter und recht spätem Beginn der Amphibienwanderung nutzten Frösche, Kröten und Molche das günstige Wanderwetter am 31. März. Die Wärme hatte auch viele motorisierte Nachtschwärmer auf die Pollenkuppel gelockt. Daher arbeiteten die Helferinnen und Helfer auf dem Priembergweg bis tief in die Nacht, um von „Frühschicht bis Frühschicht“ rund 1700 Tiere ins sichere Laichgewässer zu bringen. Im ehemaligen Löschteich von Gut Pollen schien es regelrecht zu brodeln vor paarungsbereiten Tieren.
Ein weißer Grasfrosch
Dass Erdkröten und Grasfrösche sehr unterschiedlich gefärbt und gefleckt sein können, ist normal. Ein überwiegend weißer Grasfrosch und eine Erdkröte mit dicken Beulen unter der Haut – dazu beide am gleichen Abend, am gleichen Teich – das war schon außergewöhnlich. „Von weißen Fröschen hatten wir noch nie gehört, geschweige denn Aufnahmen gesehen“ , erzählt die NABU-Koordinatorin Barbara Orfeld. „Wir haben schnell Fotos gemacht, die Tiere wieder freigelassen und die Bilder an uns bekannte Experten geschickt“.
Die ausführlichste Antwort erhielten die Helfer von der Deutschen Gesellschaft für Feldherpetologie (DGHT). Feldherpetologie befasst sich mit der Erforschung heimischer, wild lebender Amphibien und Reptilien. Der Frosch sei – vermutlich aufgrund einer Entwicklungsstörung im Kaulquappenstadium – ein sogenannter Teil-Leuzist. „Kein Albino, wie wir zuerst gedacht hatten. Die Haut des Grasfroschs verfügte noch stellenweise über schwarze und gelbe Pigmente und das Tier hatte normal gefärbte Augen – keine roten, wie Albinos“. Die dicken Beulen unter der Erdkrötenhaut konnte allerdings auch ein auf Amphibien spezialisierter Veterinär nicht anhand des Fotos diagnostizieren.