Velbert. Die Stadtwerke Velbert investieren weitere 32 Millionen in den Breitbandausbau für acht neue Cluster. Es zeigt sich: Doppelt genäht hält besser.

Die Stadtwerke Velbert drücken beim Ausbau des lokalen Breitbandnetzes mit Glasfasertechnik mächtig auf die Tube und nehmen in diesem Jahr insgesamt acht weitere Bereiche in Angriff. Es handelt sich um so genannte Cluster in Langenberg Süd, Südost und Südwest, ferner um die Velberter Innenstadt Mitte und Süd, sodann um das Baum-Viertel und die beiden Gebiete Schmalenhofer sowie Mettmanner Straße. „Ja, das ist schon sehr ambitioniert“, bestätigte Martin Kaczor im Gespräch mit der WAZ, es seien nämlich doppelt so viele Ausbaubereiche wie im Vorjahr. Nach Angaben des Abteilungsleiters Breitband investieren die Stadtwerke dafür in 2022 insgesamt 32 Millionen Euro.

Vier Cluster in Velbert werden bald abgeschlossen

Vor dem Velberter Stadtplan mit den vorgesehenen Ausbaugebieten: Martin Kaczor, Leiter des Geschäftsbereichs Breitband.
Vor dem Velberter Stadtplan mit den vorgesehenen Ausbaugebieten: Martin Kaczor, Leiter des Geschäftsbereichs Breitband. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

In dieser Summe stecken neben dem reinen Netzausbau u. a. auch Kosten für Nachverdichtungen in Bestandsgebieten, für Vertrieb und Aufrüstung des IT-Systems. Für zwei Bereiche ist die Ausschreibung seit Weihnachten raus. Bis zum Ende des ersten Quartals sollen überdies die 2021 begonnenen Cluster Birth, Dalbecksbaum sowie Kostenberg West und Ost mit potenziell knapp 8000 Wohneinheiten abgeschlossen werden. Neviges, Tönisheide und Röbbeck-Nordpark sowie -Süd sind bereits fertig. Bei diesen fünf läuft die Phase der schon erwähnten Nachverdichtung. „Der Netzbau ist eigentlich fertig“, berichtet Kaczor. Jetzt rückten Kunden nach, die anfangs erst nicht angeschlossen werden wollten.

Aktuell liegen 2666 Bestellungen vor

Der Breitband-Chef (55) hatte zunächst Fernmeldehandwerker gelernt, war gut drei Jahrzehnte bei den Stadtwerken Bochum angestellt und zuletzt bei der „Deutsche Glasfaser Holding“ mit Hauptsitz in Borken. Seit September 2020 ist er nun an der Kettwiger Straße Abteilungsleiter. Der erste Spatenstich fürs Velberter Netz erfolgte in 2017, die eigentlichen Arbeiten begannen allerdings etwas später. Die Vermarktung läuft seit letztem April. Ende 2024, so der Zeitplan, soll das Netz komplett geknüpft sein. Bisher gibt’s 1800 aktive Kunden, sind (einschließlich dieser) 2666 Bestellungen eingegangen und 78 Trassen-Kilometer gebuddelt worden.

Schnelles Internet gehört zur Daseinsvorsorge

Die Stadtwerke beziehen ihre Kabel aus dem Aachener Werk eines internationalen Herstellers mit Sitz in Belgien. Mit im Bild ist Hendrik Ertel, Bauleitung.
Die Stadtwerke beziehen ihre Kabel aus dem Aachener Werk eines internationalen Herstellers mit Sitz in Belgien. Mit im Bild ist Hendrik Ertel, Bauleitung. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Dr. Kai-Uwe Dettmann sieht den Glasfaserausbau als Teil des modernen Versorgungsauftrags der Stadtwerke. „Der Zugang zu schnellem Internet gehört heutzutage zur Daseinsvorsorge wie der Anschluss an das Wasser-, Strom- und Gasnetz“, so der technische Geschäftsführer. „Gute Datenverbindungen sind eine Voraussetzung für beste Bildungsangebote, für gesellschaftliche Teilhabe, für das moderne Arbeitsleben und die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft.“

Hausanschluss ist anfangs kostenlos

Es gilt weiterhin: Bürger und Bürgerinnen, die mit den Stadtwerken eine Grundstücksnutzungsvereinbarung abschließen solange – oder besser: noch bevor – die Bagger da sind, bekommen den Hausanschluss kostenlos gelegt. In naher Zukunft werden „Nachzügler“, die ebenfalls das aktuell schnellste Telekommunikationsnetz – die Stadtwerke liefern ein Gigabit – nutzen wollen, dafür aber etwas bezahlen müssen.

Ein Alternativ-Standort musste her

Von außen sieht ein PoP-Standort eher wie eine stinknormale Garage aus. Und innen befindet sich moderne Technik für die ganz schnelle Telekommunikation.
Von außen sieht ein PoP-Standort eher wie eine stinknormale Garage aus. Und innen befindet sich moderne Technik für die ganz schnelle Telekommunikation. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Im Stadtteil Birth hat es Martin Kaczor zufolge Probleme mit einem ursprünglich ausgeguckten PoP-Standort gegeben, der sich doch nicht als geeignet entpuppte, so dass umgedacht werden musste. PoP steht für Point of Presence; die Standorte sind im Netz wichtige Schnittstellen bzw. Knotenpunkte, dort trifft aktive auf passive Technik. Sie haben etwa die Größe einer geräumigeren Doppelgarage und beherbergen eine ganze Menge Technik. In der Welt der Telekom spricht man von Hauptverteilern.

Sicher vor Hochwasser platzieren

Apropos Standort: Beim geplanten Ausbau in Langenberg kommt aufgrund jüngster Erfahrungen jetzt als zusätzliches Auswahlkriterium für die Platzierung noch „hochwassergeschützt“ hinzu. „Eine Herausforderung“, sagt Kaczor, denn grundsätzlich seien potenzielle Standorte ohnehin „rar gesät“. In 2022 müssten insgesamt drei weitere PoP-Standorte eingerichtet werden.

Doppelt genäht hält besser

Seit 131 Jahren für die Velberter da

Die Stadtwerke Velbert versorgen Haushalte und Unternehmen vor Ort seit 131 Jahren mit Strom, Gas und Wasser. Seit 2017 investiert die GmbH in den Breitband-, also Glasfaserausbau der Stadt. Ferner gehören zum Angebot eine ganze Reihe von Energiedienstleistungen.Rund 280 Mitarbeiter erzielen einen jährlichen Umsatz von mehr als 90 Millionen Euro.

Beim Hochwasser hat sich übrigens bewährt, dass die Velberter ihr lokales Netz doppelt – nämlich mit Frankfurt und mit Hamburg – verknüpft haben. „Dort sind jeweils Übergabepunkte ans weltweite Netz, dort beziehen wir unsere Bandbreite bzw. bekommen wir unsere Internetverbindung her“, erläutert der Abteilungschef. Im Juli sei eine Verbindung aufgrund von Flut-Schäden an einer Zwischenstation in Wuppertal ausgefallen: „Niemand hat aber davon etwas gemerkt. Das redundante Bauen zahlt sich aus.“

Noch mehr Fotos zum Thema gibt’s auf www.waz.de/velbert.