Velbert. Der Velberter Verein Clavis erledigt Einkäufe und andere Besorgungen für Menschen in Quarantäne. Ab und an sind auch ungewöhnliche Wünsche dabei.

„Zweimal Schwarzbrot, ein Netz Orangen, zwei Zucchini, zehn Eier, zwei Flaschen Milch, sechs kleine Joghurt, Toilettenpapier“ steht in der Whatsapp-Nachricht, die Fikret Dogan an diesem Morgen auf seinem Handy empfangen hat und: „Vielen Dank für Ihre Hilfe in schwierigen Zeiten“. Der Vorsitzende des Vereins Clavis e. V. wirft einen kurzen Blick auf die Liste, nickt und lacht. „Das kriegen wir hin“, sagt er entspannt, „das sind die üblichen Dinge, die die Menschen in dieser Zeit so brauchen.“

Kontakt über Stadt

Die Whatsapp kommt von einer jungen Familie, die erst vor einem Jahr aus Indien nach Velbert gekommen ist und seit einigen Tagen unter Quarantäne steht. Freunde und Familie gibt es nicht, die Besorgungen erledigen könnten, so hatte sich der Familienvater an die Stadt gewandt. „Das Ordnungsamt hat unsere Nummer und gibt sie in solchen Fällen weiter“, erklärt Dogan, „wir machen das jetzt seit Beginn er Pandemie und es macht uns unheimlich große Freude. Ich muss aber sagen, es erschreckt mich immer wieder, wie viele einsame Menschen es hier gibt.“

Rücksprache mit Auftraggeber

Der Einkauf für eine junge Familie aus Indien, die in Velbert weder Freunde noch Familie hat.
Der Einkauf für eine junge Familie aus Indien, die in Velbert weder Freunde noch Familie hat. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Der Einkauf ist schnell erledigt – in nur einem Supermarkt hat Fikret Dogan alle Dinge bekommen, die auf der Liste standen. „Manchmal ist es ein wenig aufwendiger, dann muss man auch schon mal in zwei oder drei Läden, aber das ist OK, wenn die Menschen genau diese Sachen benötigen, sollen sie sie auch bekommen“, erläutert Ebru Celik, die sich ebenfalls als Vereinsmitglied aktiv an den Einkäufen beteiligt, „und, wenn wir etwas mal gar nicht bekommen, dann telefonieren wir kurz mit dem Auftraggeber, meistens können wir dann zu alternativen oder anderen Produkten greifen.“

Pinkelmatte für Hund

In der Regel seien Lebensmittel und Hygieneartikel des täglichen Bedarfs gefragt, nur ganz selten kommen die ehrenamtlichen Helfer bei er Besorgung bestellter Waren in Verlegenheit. „Einmal stand auf der Einkaufsliste eine Pinkelmatte“, erinnert sich Dogan und grinst, „da wusste ich erst mal gar nicht, was das sein sollte – ich habe mich dann durchgefragt und letztlich die Matte in einem Zoofachmarkt bekommen, die war wohl für den Hund, mit dem der Besitzer ja auch nicht Gassi gehen durfte.“

Große Dankbarkeit

Zwei Papiertüten voller Lebensmittel sind beim heutigen Einkauf zusammengekommen, Dogan trägt sie zur Haustür, unter den Arm hat er noch das Toilettenpapier geklemmt. Dann drückt er dreimal auf die Türklingel der in Quarantäne befindlichen Familie – so war es verabredet. Als man Schritte im Hausflur hört, weichen die beiden Helfer einige Meter zurück, um Kontakt auf jeden Fall zu vermeiden. Der junge Familienvater öffnet die Tür, man sieht im an – es geht ihm nicht gut, er wirkt müde, erschöpft, krank. Trotzdem strahlen seine Augen über der Maske, die große Dankbarkeit ist ihm anzusehen.

Kleine Geschenk für die Kinder

„Das hier ist für Ihren keinen Sohn“, sagt Ebru Celik und deutet auf ein Ninjago-Heft zum ausmalen und anschauen, das ganz oben auf der einen Tüte liegt. Ein kleines Geschenk sei immer dabei, wenn Kinder mit betroffen sind, erläutert die Helferin, „wir bezahlen das aus unseren Vereinsbeiträgen, es ist uns ein ganz wichtiges Anliegen.“ Und manchmal, so informieren beide Vereinsmitglieder, sei die Armut eines Betroffenen so offensichtlich, dass man auch auf die Kostenerstattung für den Einkauf verzichten würde.

Geben macht glücklich

„Unser Verein basiert auf Nächstenliebe. Geben macht glücklich, viel, viel glücklicher als nehmen“, schwärmt Dogan und es besteht kein Zweifel, dass er das auch genauso meint, „wenn man diese Freude in den Augen der Menschen sieht, wenn man sieht, wie sehr sie dir kurzen Momente der sozialen Zuwendung genießen, die sie gerade in dieser Zeit so sehr brauchen, dann weiß man, warum man das so unglaublich gerne tut.“

Keine Impf-Priorisierung

Rund zwei Mal pro Woche machen die Ehrenamtler, die selbst berufstätig sind, Einkäufe für bedürftige Menschen in Quarantäne; erledigen Postangelegenheiten und fahren zu Apotheken, um Rezepte einzulösen. Viele der Aufträge kommen tatsächlich über die Stadt zustande. Darüber freuen sich die engagierten Helfer sehr, können nur eins nicht verstehen. „Wir haben täglich Kontakt zur Coronapatienten, wenn auch auf Abstand. Ich habe mal bei Kreis Mettmann nachgefragt, ob wir nicht auch priorisiert geimpft werden könnten, das hat man klar verneint. Naja, das hat uns schon ein wenig enttäuscht, aber mal sehen, wie sich das jetzt in den kommenden Tagen und Wochen noch entwickelt,“ sagt Dogan.