Velbert. Seit Montag gehen alle Velberter Jahrgangsstufen wieder in den Präsenzunterricht. Nicht jeder kann diese Regierungsentscheidung nachvollziehen.
Innerlich konnte Sabine H. nur den Kopf schütteln, als sie vor gut zehn Tagen in den Nachrichten erfuhr, dass auch ihre zehnjährige Tochter nun wieder – ab dem 15. März – in den Präsenzunterricht zurückkehren sollte – zwei Wochen vor Beginn der regulären Osterferien. „Ich halte das für grob fahrlässig, die Kinder waren nun drei Monate im Homeschooling, man hat mittlerweile eine gewisse Routine, was den Ablauf betrifft, die Technik funktioniert gut, da wäre es auf die zwei Wochen auch nicht angekommen“, empört sich die 38-Jährige, „dann hätte man noch zwei Wochen Ferien gehabt und bis dahin sicher eine noch sicherere Lage für alle Beteiligten nach den Osterferien schaffen können.“
Pädagogischer Aspekt im Vordergrund
Stattdessen habe man ausschließlich auf den pädagogischen Aspekt geachtet und die Infektionsgefahren außen vorgelassen. „Und jetzt ist genau das passiert, was absehbar war: Die Zahlen schießen wieder in die Höhe, Kinder und Jugendliche gehören mittlerweile zu den Hauptüberträger des Virus und die Regierung überlegt schon wieder, die Schulen nun wieder zu schließen.“
Hin- und Her belastet
Es ist derzeit ein ewiges Hin- und Her, niemand weiß, was morgen passiert, welche Entscheidungen kurzfristig gefällt werden, Planungen sind nicht möglich. Das betrifft nicht nur die Eltern, sondern vor allem auch die Schulen selbst. Gabriele Commandeur fühlt sich dadurch ebenfalls massiv belastet. „Wenn man hört, dass Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach am Sonntagabend bereits dafür plädiert hat, die Schulen wieder zu schließen, dann müssen wir mit allem rechnen“, erläutert die Schulleiterin des Geschwister-Scholl-Gymnasiums, „wir erwarten für morgen eine Lieferung von Soforttests für unsere Schüler und ich weiß heute nicht, ob ich die Morgen überhaupt auspacken muss.“
Verstärkte Hygienemaßnahmen
Generell aber habe sie die Wiederaufnahme des Präsenzunterrichtes für alle Schüler durchaus begrüßt und nochmals verstärkte Hygieneregeln angeordnet. „Wir haben extra darum gebeten, dass auch die Schüler wirklich alle keine Alltagsmasken mehr tragen, sondern nur noch die FFP-2- oder OP-Masken und ich kann sagen – die allermeisten halten sich auch daran.“
Andere Qualität im Präsenzunterricht
Unterschiedliche Unterrichtskonzepte
Um die Anzahl der Schüler so gering wie möglich (maximal 15) zu halten, verfahren die Schulen nach unterschiedlichen Konzepten. Häufig finde der Präsenzunterricht der in zwei Gruppen aufgeteilten Klassen tageweise im Wechsel statt.Die Gesamtschule Bleibergquelle schaltet die Schüler im Homeoffice digital in den Unterricht. Die Martin Luther King-Hauptschule unterrichtet beide Gruppen an einem Tag – die erste Gruppe von 8 bis 11 Uhr, die zweite von 11 bis 14 Uhr.
Auch Axel Hardtmann, stellvertretender Schulleiter an der christlichen Gesamtschule Bleibergquelle, begrüßt grundsätzlich die Rückkehr der Schüler in die Schulen kurz vor den Ferien. „Der Grundgedanke von Schulministerin Gebauer war ja auch, dass die Schüler ihre Rituale langsam wieder einüben können – zudem merke ich, dass die Kinder sich freuen, wieder hier zu sein. Und ich als Lehrer kann ganz anders arbeiten. Angewandte Fächer wie Arbeitslehre und Technik haben eine ganz andere Qualität, wenn sie im Präsenzunterricht stattfinden.“
Fürsorgepflicht für die Schüler
Barbara Kreimer leitet die Martin Luther King - Hauptschule. Sie sieht in dem jetzt wieder in der Schule stattfindenden Unterricht noch einen anderen Vorteil. „Wir können unserer Fürsorgepflicht für die Kinder, vor allem für die, die aus prekären Familienverhältnissen stammen, auf diesem Wege viel besser nachkommen.“ Nichtsdestotrotz habe sie großen Respekt vor den steigenden Zahlen, würde zudem gerne – so wie ihr gesamtes Team – eine Information darüber erhalten, wann auch sie mit einer Impfung rechnen können.
„Es würde uns wirklich wesentlich mehr Sicherheit am Arbeitsplatz geben“, sagt sie, „aber es gibt schlichtweg überhaupt keine Hinweise dazu, wann wir dran sind.“ Die Kollegen von den Grund-, Sonder- und Förderschulen werden derzeit an einer temporären Impfstelle in Velbert – weil sie in Priorität II herabgestuft worden – geimpft.
Soforttests wünschenswert
Len Wandtke ist Schülersprecher an der Gesamtschule Bleibergquelle. Der 16-Jährige macht in diesem Sommer seinen Schulabschluss und geht selbst nun schon seit einigen Wochen wieder in den Präsenzunterricht. „Das ist für den Schulstoff wesentlich besser, wir schreiben jetzt auch wieder viel mehr Tests“, erzählt der Zehntklässler. Dennoch hätte auch er es besser gefunden, wenn bei Rückkehr aller Schüler zumindest schon Soforttest zur Verfügung gestanden hätten. „Die meisten Schüler halten sich zwar an die Maskenpflicht und die anderen Maßnahmen, aber es wäre doch noch sicherer gewesen“, sagt der Schülersprecher.
Nachteil für Abiturienten
Und die 13-jährige Marika, die ein Gymnasium in Essen besucht, sagt auch: „Ich habe mich so an das Lernen im Homeoffice gewöhnt, es wäre auch noch bis zu den Ferien problemlos gegangen. Und was ich besonders doof finde ist, dass die Abiturienten durch unsere Rückkehr an die Schule nun wieder mehr Fächer online unterrichtet bekommen, weil ihnen jetzt die Räume fehlen.“
Unterschiedliche Unterrichtskonzepte
Um die Anzahl der Schüler so gering wie möglich (maximal 15) zu halten, verfahren die Schulen nach unterschiedlichen Konzepten. Häufig finde der Präsenzunterricht der in zwei Gruppen aufgeteilten Klassen tageweise im Wechsel statt.Die Gesamtschule Bleibergquelle schaltet die Schüler im Homeoffice digital in den Unterricht. Die Martin Luther King-Hauptschule unterrichtet beide Gruppen an einem Tag – die erste Gruppe von 8 bis 11 Uhr, die zweite von 11 bis 14 Uhr.