Velberts Gastronomen müssen die Preise für ihre Gerichte aufgrund der gestiegenen Kosten anheben. Sie hoffen auf Verständnis bei den Gästen.

Ausgehen und schlemmen, oder auch mal eine leckere Pizza nach Haus bestellen. Gerne gönnen sich auch die Velberter mal ein leckeres Gericht und lassen die eigene Küche dafür kalt. Doch egal ob Strom, Gas oder Lebensmittel: Überall gibt es derzeit einen spürbaren Preisanstieg.

Wie kommen die Gastronomen damit zurecht? Kai Uwe Stachelhaus, Betreiber des Landhaus Stolberg erklärt, „momentan ist es schwierig. Wir haben teilweise eine Preissteigerung von 200 bis 300 Prozent. Fett und Öl fürs Braten habe ich vor einigen Monaten noch im Angebot für acht Euro bekommen, jetzt gibt es nichts mehr unter 20 Euro, es sind oft versteckte Kosten, die gar nicht so ersichtlich sind.“

Doch auch Lebensmittel werden immer teurer. „Paprika werden ja quasi in Gold aufgewogen, wenn man den Preis mal mit dem Vorjahr vergleicht“, und auch die steigenden Energiepreise spürt der Gastronom deutlich. „Unsere Geräte brauchen viel Leistung, und was viel Power hat, braucht auch viel Energie, da steigt die Rechnung erheblich.“ Noch hat Kai Uwe Stachelhaus die Preise auf seiner Speisekarte nicht angehoben: „Wir haben uns vorgenommen, uns das noch einen Monat anzuschauen, wo es hingeht und dann müssen wir uns entscheiden.“

Die Pandemie hat die Reserven der Velberter Gastronomen aufgebraucht. Fehlende Weihnachtsfeiern, Schließungen. Und nun wird alles teurer, da müssen die Preise erhöht werden.
Die Pandemie hat die Reserven der Velberter Gastronomen aufgebraucht. Fehlende Weihnachtsfeiern, Schließungen. Und nun wird alles teurer, da müssen die Preise erhöht werden. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Er ist dennoch zuversichtlich „Wenn eine Preisanpassung sein muss, dann hoffe, ich dass wir damit einigermaßen zurechtzukommen und das unsere Gäste, die uns auch während Corona die Stange gehalten haben, treu bleiben.“ Der Gastronom erklärt: „Es ist ja überall sehr gut nachzuvollziehen, dass alles teurer wird“. Doch er weiß auch: „Wir sind auf den Goodwill unserer Kundschaft angewiesen. Statt essen zu gehen, kann man sich natürlich auch ein Butterbrot schmieren.“ Kai Uwe Stachelhaus hofft aber, dass seine Gäste den Wert seines Essens zu schätzen wissen. „Wir haben den Vorteil, dass wir uns mit unserer Küche sehr differenzieren. Wir bieten vegetarische und vegane Gerichte an, aber auch Convenience. Damit haben wir ein recht gutes Standbein“. Er glaubt aber auch, dass „es die Restaurants und Imbisse, die sich nicht so differenzieren können, schwerhaben werden.“

Kai Uwe Stachelhaus bedauert, dass über Preisanpassungen nicht mehr länger nachgedacht werden kann. „Gewöhnlich zehren wir im Februar und März von den Einnahmen der Weihnachtsfeiern aus den Wintermonaten. Die haben aber alle nicht stattgefunden.“ Und so erklärt er weiter: „Wir haben einfach keine Rücklagen mehr wie vor drei Jahren, wo wir gesagt haben ‘ok, das schauen wir uns jetzt mal ein halbes Jahr an’ – wir leben nur noch just in time“.

Seit über 20 Jahren betreibt Familie Biester die Bürgerstube. Durch Corona sind sie dank Liefer- und Abholservice gut gekommen. Blazenka Biester und ihr Sohn Michael sind sich sicher, dass ihre Stammkunden Verständnis für die Preiserhöhung haben werden.
Seit über 20 Jahren betreibt Familie Biester die Bürgerstube. Durch Corona sind sie dank Liefer- und Abholservice gut gekommen. Blazenka Biester und ihr Sohn Michael sind sich sicher, dass ihre Stammkunden Verständnis für die Preiserhöhung haben werden. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Blazenka Biester, die die Bürgerstube betreibt, hat die Preiserhöhung schon geplant. „Wir haben unsere Preise seit fast vier Jahren nicht verändert, aber nun müssen wir sie ein wenig anpassen.“ Sie betont, „nicht erheblich, aber ein bisschen, hier mal 50 Cent, dort ein Euro.“ Anders geht es nicht. Sie hofft, „dass die Gäste dafür Verständnis haben werden. Sie sehen ja selbst, dass momentan alles teurer wird.“ 95 Prozent seien Stammkunden und so hofft Blazenka Biester, dass sie es auch bleiben werden. „Wir haben Corona schon gut überstanden“, in dieser Zeit ist ein Liefer- und Abholservice entstanden, den die Betreiberin der Bürgerstube auch weiter aufrecht erhält. „Wir fahren drei Touren und liefern 25 bis 30 Gerichte täglich aus.“ Hauptsächlich an ehemalige Gäste, die das Restaurant nicht mehr besuchen können oder aufgrund der pandemischen Lage derzeit nicht wollen. „Wenn wir die Anpassung unseren Kunden vernünftig erklären, dann bleiben sie uns sicher treu“, hofft die Wirtin.

Besuch im Restaurant istWellness für die Seele

Roberto Bassio ist der Inhaber vom italienischen Restaurant Centro Storico. Die Preise auf seiner Speisekarte hat er bereits angepasst. „Von wollen kann da natürlich keine Rede sein, ich muss.“ Denn, ebenso wie bei den anderen Gastronomen, steigen auch bei ihm die Kosten. „Das große Polster um Weihnachten konnten wir nicht aufbauen, daher haben wir jetzt keine Wahl.“ Das italienische Restaurant an der Kurzen Straße hat viele Stammkunden. Aber Roberto Bassio merkt schon, dass der eine oder andere Gast beim Mittagstisch fehlt. „Die zehn Euro waren vorher okay. Aber nun müssen die Gäste zwei Scheine in die Hand nehmen, da ist es für einige dann schon knapp.“

Dennoch hofft auch er, trotz der Anpassung vor etwa einem Monat, seine Kunden weitestgehend halten zu können. „Die meisten haben Verständnis dafür, es wird ja überall teurer“. Zudem „Essen gehen ist Luxus für den Menschen und die Seele. Unsere Gäste kommen hierher, um zu relaxen. Sie verbringen hier ein oder zwei Stunden ohne Zeitdruck und lassen sich verwöhnen. Sie entspannen hier hoffentlich und fühlen sich wohl. Essen gehen, das ist Wellness für die Seele.“