Velbert. Die Wirte in der Schlossstadt mussten ihr Platzangebot drastisch reduzieren. Mit neuen Angeboten und Trennscheiben wollen sie er Krise trotzen.
Knapp drei Monate nach dem Lockdown wegen der Covid-19-Pandemie steht vielen Gastronomen die Angst um ihre Existenz sprichwörtlich ins Gesicht geschrieben. Die Lockerungen vor einem Monat, die die Öffnung der Restaurants unter der Berücksichtigung restriktiver Hygienerichtlinien wieder erlaubte, ist nur der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein. Das Angebot an Tischen und Stühlen musste gemäß den definierten Mindestabständen drastisch reduziert werden.
50 Prozent weniger Tische
Im Restaurant „Hirsch“ (Hauptstraße 65) und in der Villa Au (Hauptstraße 8) in Langenberg lief der Betrieb Mitte Mai deshalb auch nur sehr schleppend an. In beiden Restaurants musste das Platzangebot um mehr als 50 Prozent reduziert werden, berichtet Patrick Hülsen. „Im Hirsch müssen wir auf 60 Prozent und in der Villa Au auf 70 Prozent der Stühle verzichten, die wir früher nutzen konnten“, so Hülsen. Der Gastronom reagierte auf die neuen Gegebenheiten und veränderte sein Angebot oder weitete es aus.
So kann man im Restaurant „Hirsch“ jetzt auch jeden Sonntag zwischen neun und zwölf Uhr frühstücken. „Darüber hinaus haben wir unseren Ruhetag im Hirsch von Montag auf den Donnerstag gelegt, da wir montags eine größere Resonanz haben“, meint Hülsen weiter. Der Abholservice in der „Villa Au“, der zu Beginn des Lockdowns eingerichtet wurde, bleibt weiterhin bestehen. Der bürokratische Aufwand, der mit der Registrierung der Kunden und dem Führen der Kundenlisten verbunden ist, hält sich in Grenzen.
Durch Glasscheiben entstehen Nischen
Auch im Restaurant „Bürgerstube“ (Kolpingstraße 11) in Velbert Mitte meistert Wirtin Blazenka Biester die Ausnahmesituation so gut es geht. „Wir kommen mit den Einschränkungen, die die Zeit mit sich gebracht hat, ganz ordentlich zu recht. Unser Lieferservice wurde in den letzten Monaten sehr gut angenommen und steht den Kunden, die ihre Wohnung nicht verlassen können, auch weiterhin zur Verfügung“, so Biester. Zusätzlich zu den Vorgaben des Landes NRW wurden im vorderen Bereich der „Bürgerstube“ feste Glasscheiben installiert, so dass separate Nischen entstanden und alle Tische bewirtet werden können. „Darüber hinaus haben wir den großen Vorteil, dass wir auch die Säle und die Terrasse mit den zwei Pavillons nutzen können“, meint die Wirtin. Sowohl in den Sälen, als auch auf der Terrasse können die Tische problemlos gemäß den Abstandsvorgaben platziert werden.
Bestell- und Lieferservice boomt
In der „Langenhorster Stube“ (Langenhorster Straße 98) geht Tim Vollmer einen ganz anderen Weg. Sein Restaurant bleibt nach wie vor für Gäste geschlossen. „Ich habe eine Verantwortung gegenüber meinen Mitarbeitern und Kunden. Ein Restaurantbetrieb ohne einen Corona-Impfstoff bzw. ein effektives Medikament kommt für mich nicht in Frage.“ sagt Vollmer. Die letzten Monate waren für ihn und seine Mitarbeiter mit viel Arbeit verbunden.
Gäste sind verunsichert
Thorsten Hellwig, der Sprecher des Hotel- und Gaststättenverbands DEHOGA in NRW, geht davon aus, dass im Moment aufgrund der Abstandsvorgaben durchschnittlich nur 50 Prozent der Plätze in den Restaurants genutzt werden können.
Darüber hinaus sei in der Bevölkerung eine gewisse Verunsicherung zu spüren. „Wir dürfen nicht vergessen, dass die Pandemie nicht vorbei ist. Sie ist nach wir vor präsent. Wir müssen alle zusammenlernen, mit ihr umzugehen und zu leben“, so Hellwig. „Jeder Gast muss für sich entscheiden, wo er sich bei uns in den Betrieben am wohlsten fühlt.“ Für die Gastronomen bedeutet dies, dass sie viel Aufklärungsarbeit vor Ort leisten müssen.
Der Bestell- und Abholservice läuft sehr gut. „Wir haben zehn Wochen lang an allen sieben Tagen gearbeitet. Seit drei Wochen gönnen wir uns wieder einen Ruhetag. Wir sind jetzt an sechs Tagen pro Woche für unsere Kunden da.“ Das Angebotsspektrum wurde ausgeweitet und viel kreative Zeit in die Werbung gesteckt. Dennoch sind die letzten Monate nicht spurlos an dem Gastronomen vorbeigegangen. Er musste sich schweren Herzens von einigen Kräften trennen. Von den elf Mitarbeitern, die noch im Februar für ihn arbeiteten, sind derzeit nur noch drei für ihn tätig.