Velbert. Bora-Ahmet Altun und Team sind zurück und liefern die bisher wohl beste Schlüssel-Comedy ab. Der Abend in Velbert nahm eine unerwartete Wende.
Eine Comedy-Open-Air-Veranstaltung während Corona-Auflagen zu planen ist ja schon aufwändig. Wenn aber im letzten Sechstel Starkregen einsetzt, bedarf es besonderer Nerven. Bora-Ahmet Altun und sein Team meistern genau diese Herausforderung. Stand-up-Comedians können eben improvisieren. Auf dem Hinterhof von Behringer Kunststoff, mit Lkw-Ladefläche als Bühne und sechs Gästen, ist genau dieser Fall eingetreten. Und Bora, Comedian und Gastgeber der Schlüssel-Comedy, setzt ein politisches Zeichen.
Im Team ist Bewegung
Liebe für alle! Ein Regenbogenherz ziert das T-Shirt des bisherigen Dauersingles. Bisher, denn das Thema hat er ausgereizt. Eine Frau steht an seiner Seite. Weitere Team-Entwicklung: DJ Big Flow öffnet sich für das Publikum. Er ist auf dem Weg zum Michael Buffer von Velbert. Stand Florian Mysliwitz, so der bürgerliche Name, bisher zurückhaltend hinter seinem Mischpult, zeigt er erstmals seine Stärke in der Interaktion, insbesondere mit Bora. Er kitzelt die Hauptdarsteller auf der Bühne, strapaziert deren Improvisationsstärke. Der Sparringspartner aller Hauptdarsteller beschert den Zuschauern Glücksmomente, auch gesanglich.
Regen übertönt die Stimme
An den vergangenen Schlüssel-Comedy-Abenden stach ein Gast mit besonderen Leistungen hervor, einer mit dem schwächsten Auftritt. An diesem Abend standen sechs Gäste auf der Bühne, allesamt hervorragend. Nein, einer nicht: der letzte Gast, die einzige Frau, die Newcomerin Laura Brümmer. Sie durfte nämlich nur kurz auf der Bühne stehen. Dem Opfer des Starkregens wurde besonders viel abverlangt. Kaum im Laderaum des Lkw angekommen, übertönte der Aufprall des Regens ihre Stimme. Abbruch. Pause. Rettungsaktion für die elektronischen Geräte.
Disney-Romantik ist Hauptthema
Im August geht’s schon wieder weiter
Im Kalender vormerken: Die nächste Sommer-Special-Schlüssel-Comedy ist schon für den 21. August geplant.Veranstaltungsort soll an dem Samstag definitiv der selbe Schauplatz wie jetzt an diesem Wochenende sein.
Zeitgleich öffnet Benjamin Corsten, Behringer-Geschäftsführer und Unterstützer der Schlüssel-Comedy, das Rolltor des Unternehmens. Schlussendlich findet sich Brümmer im Stahl-Korb, „aufgespießt“ von einem Gabelstapler in der Produktionshalle wieder. Der dritte Anlauf für die Musicaldarstellerin, die während der Pandemie die Comedy für sich entdeckt hat. Klar, dass die Disney-Romantik ihr Hauptthema ist. Konkret beschäftigt sie sich mit den Risiken und Nebenwirkungen ihrer Rollen.
Kölsch-Koreaner international
Den ersten Auftritt legte der Ill Young Kim mit aneinandergereihten Gags hin. Der Kölsch-Koreaner mit polnischer Frau und mexikanisch ausschauenden Söhnen führt seine Kritiker mit tiefem rheinischen Akzent ad absurdum. Kritiker, die ihn wegen seiner stereotypen Asiaten-Witze verbal belächeln. Manuel Wolff, gelernter Musikwissenschaftler, regt sich über die Preisgestaltung von Postkartenpreisen in Griechenland auf, die analog belegen, weshalb das EU-Mitglied unterstützt werden muss. Zudem zeigt er seine Gabe als Musiker und Sänger. Er ist der Erste, der für seine Show von der Bühne springt. Ein gelungener Überraschungsmoment.
Storb hält das Publikum in Atem
Der Storb, der witzige Radiomoderator, rockt auf seine Weise: Stets ein dichtes, schnelles Programm, hält er das Publikum in Atem. „Hey, du hast ein schönes Gesicht, geh zum Radio“, wird ihm empfohlen. Gut so, denn über das Fernsehen und die „Assi-Protagonisten“ macht er sich lustig. Insbesondere über Goodbye Deutschland. Die Assis seien die hinter der Kamera.
Amjad, mit dem langen Nachnamen Fouad Hassan Abdel Hadi Abu Hamid, zeigt erneut seine komische Seite und erklärt beispielsweise, warum Araber nicht in Holland wohnen. Während deutsche Frauen ihre Kinder mit Stubenarrest strafen, werfen arabische mit Pantoffeln. Amjad, der immer einen Rucksack trägt, lässt dieses Mal die Bombe platzen und öffnet ihn. Mit großartiger stimmlicher Imitation zieht er Donald Duck heraus.
Den Abend klasse gerockt
Serkan Ates-Stein ergänzt das Programm, sozusagen als Generalprobe für seinen Fernsehauftritt. Er bedauert das Aussterben der „Assis“ aus den Nachmittags-Talkshows. Bezeichnet die Dialoge als „Assi-Ping-Pong“. Er vermisst sie. Und wenn er doch mal einen sieht, konstatiert er: Abi-Motto-Woche. Und Bora? Er und sein Team haben den Abend gerockt. Souverän. Mit Regenponchos und Alternativbühne. Das war die bisher beste Schlüssel-Comedy!