Sprockhövel. Von „Ureinwohnern“ und neu Zugezogene: Was denken die Niedersprockhöveler über die Haßlinghauser und umgekehrt? Wir haben nachgefragt.
Eine Stadt – zwei Welten. Was denken eigentlich die Niedersprockhöveler über die Haßlinghauser und umgekehrt? Das wollten wir wissen und haben in beiden Stadtteilen, die durch die A43 eine klare Trennlinie haben, mit Bürgerinnen und Bürgern gesprochen. Viele Meinungen haben wir gehört, Nachnamen allerdings nicht. Die wollte uns niemand verraten.
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„Haßlinghausen? Das ist ja am A… der Welt. Nein, ich bin hier in Niedesprockhövel glücklich, da oben ist ja nichts los. Aber die Menschen sind da genauso nett wie hier. Da seh‘ ich keinen Unterschied“, sagt Natalia, die schon seit 23 Jahren in einer „Kuschelecke“ des kleinen Dorfes rund um die Zwiebelturmkirche wohnt.
„Haßlinghausen, das ist eine andere Welt“, entfährt es vielen, wenn sie zu den Menschen im oberen Teil des Städtchens befragt werden. „Im Grunde sind es ja zwei Dörfer“, finden Irma (36) und Sabrina (37). Durch den neuen Kreisverkehr an der Hauptstraße sei eigentlich Niedersprockhövel noch abgeschlossener geworden. Obwohl ja wirklich viel gebaut würde und Stadtteile eher zusammenwachsen würden. Das gelte eigentlich auch für die Menschen.
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„Vor allem bei den neu Zugezogenen gibt es keine Kontaktprobleme mehr. Weder mit den Menschen, die in Haßlinghausen wohnen, noch mit denen, die nach Niedersprockhövel ziehen“, finden die beiden jungen Frauen. Aber ihre Eltern hätten da noch ganz andere Erfahrungen. Vor allem die „Ureinwohner“ in den ländlichen Ecken von Haßlinghausen seien unglaublich schwer zugänglich gewesen. „Sie fühlten sich wahrscheinlich auch immer ausgegrenzt, weil seit ewigen Zeiten – was Veranstaltungen betrifft - die Musik in Niedersprockhövel spielt.“
Aber die Kontakte seien einfacher geworden. Das habe sich wohl durch die vielen neuen Bewohner stark geändert, finden sie. Eine Sprockhövelerin, deren Herz nur für Herzkamp schlägt, kann keine Unterschiede feststellen. „Ich habe Freundinnen in Haßlinghausen und auch in Niedersprockhövel. Alle sind liebenswert“, sagt sie.
„Integration war in Sprockhövel anfangs schwierig“
Eine Niedersprockhövelerin, die vor 35 Jahren mit ihrer Familie von Berlin ins ländliche Städtchen gezogen ist, kann sich noch gut daran erinnern, wie schwer „anfangs die Integration war. Kontakte mit Einheimischen zu knüpfen, war eine Kunst, die über lange Zeit nicht gelang“, schildert sie ihre Erfahrungen.
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„Es gibt aber immer noch Mentalitätsunterschiede zwischen den Menschen der beiden Stadtteile. Man merkt den Haßlinghausern an, dass sie schon mehr zum Rheinland gehören. Und das hört man auch beim Sprechen.“ Davon ist sie fest überzeugt.
In Haßlinghausen dagegen steht man bei der Frage, wie die Bewohnerinnen und Bewohner über die Menschen in Niedersprockhövel denken, eher erstaunten Gesichtern gegenüber. Eine Frau, die gerade mit ihrem Kind vom Einkaufen kommt, kann überhaupt keinen Unterschied erkennen. „Ich habe Freunde hier und da. Dass es ein anderer Schlag von Menschen in den beiden Stadtteilen sind, seh ich nicht“, sagt sie. In Niedersprockhövel würde allerdings immer viel mehr gefeiert. Dass so wenig in Haßlinghausen auf die Beine gestellt würde, sei schade. Und was die Vielfalt der Geschäfte betreffe, sei man im oberen Teil der Stadt auch nicht gerade prima aufgestellt.
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Auch David, der mit seiner kleinen Tochter gerade einen Rieseneinkauf im Auto verstaut, kann keinen Mentalitätsunterschied zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern in den beiden Ortsteilen ausmachen. Was ihm auf den Geist geht, ist nicht der andere Stadtteil, sondern Deutschland in diesen Jahren. Er liebäugelt damit, auszuwandern. Das sei nicht einfach, aber er arbeite daran.
Auch Britta und Patric stellen keine Unterschiede fest. „Die Menschen in Niedersprockhövel sind genauso nett wie die hier in Haßlinghausen“, sagen sie spontan.