Sprockhövel. Seit drei Monaten gilt auf der Hauptstraße in Sprockhövel Tempo 30. Was sagen die Bürger: Zustimmung oder Ablehnung? Mehr Vor- oder Nachteile?
„Wie, hier ist jetzt Tempo-30-Zone? Das wusste ich ja gar nicht!“ Ja, die Personen, die nicht mitbekommen haben, dass auf der Hauptstraße in Niedersprockhövel jetzt Tempo-30 gilt, gibt es. Wie sieht‘s aus nach der Umstellung: Zustimmung oder Ablehnung? Vor- oder Nachteil? Die Sprockhöveler Zeitung hat sich an Straße umgehört.
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„Man tritt im Moment ja doch noch oft aufs Gaspedal, weil man die Tempo-Begrenzung noch nicht so verinnerlicht hat“, gibt die junge Mutter Eva zu. Sie spaziert gerade mit ihrem Mann Sebastian und dem Baby Claire an der Hauptstraße entlang. Aber Tempo-30 auf dieser Straße finden sie richtig.
Da kann Angela nur zustimmen, die gerade ihren Wagen vom Volksbank-Parkplatz holt. „Die Regelung finde ich klasse. Es hat sowieso keinen Zweck, immer links-rechts zu fahren, um am Ende eine Wagenlänge Vorsprung zu haben. Aber die neue Regelung ist noch gewöhnungsbedürftig“, sagt sie.
Immer noch sind viele deutlich schneller als die erlaubten 30 km/h
Tatsächlich stellt man bei einem Spaziergang die Hauptstraße fest, dass viele noch mit „Bleifuß“ fahren und deutlich schneller sind als die erlaubten 30 km/h. Das kennt auch eine junge Mutter, die mit ihrem kleinen Sohn dort entlangläuft. Den kleinen Quirl muss sie immer wieder einfangen, weil er unglaublich gerne urplötzlich abzischt.
„Auch für meinen großen Sohn, der acht Jahre alt ist, ist der Schulweg sicherer“, hofft sie. „Ich selbst hab‘ oft schon am Zebrastreifen gestanden und kam einfach nicht auf die andere Straßenseite, weil niemand anhielt und die Autos wirklich schnell fuhren. Für die Fußgänger ist Tempo-30 auf jeden Fall sicherer.“
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Auch Helga ist total begeistert von der neuen Regelung, „obwohl ich grundsätzlich kein Auto fahre.“ Und das, obwohl sie schon seit 45 Jahren den Führerschein hat. Sie habe einmal einen Crash in einer Tempo-30-Zone gehabt, das habe ihr gereicht. „Vor allem unten an der Reinigung wird immer gerne viel zu schnell gefahren. Da ist die Geschwindigkeitsbegrenzung wirklich sinnvoll.“ Dass aber der Zebrastreifen von Autofahrern gerne ignoriert wird, kennt auch sie. Es sei manchmal wirklich schwierig, über die Straße zu kommen.
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Wie lebenswichtig Tempo 30 sein kann, hat Anke schon am eigenen Leib erfahren. „Mir hat eine Autofahrerin komplett die Vorfahrt genommen und es kam zum Zusammenstoß. Wäre ich nicht mit 30 km/h so langsam gefahren, dann hätte es Tote oder Verletzte gegeben“, schildert sie ihren Unfall. „Ich fahre hier immer schon langsam.“ Auch die Seniorin Irene ist erleichtert. „Das ist eine gute Entscheidung“, sagt sie und tippelt in sehr kleinen Schritten mit ihrem Rollator weiter.
Klare Meinung gegen Tempo 30 in Niedersprockhövel
Eine glasklare Meinung gegen Tempo 30 hat die temperamentvolle Carmen Puleo. „Dieser ewige Stau hier auf der Hauptstraße regt mich total auf. Hier ist immer eine lange Schlange von Autos und Bussen. Vor allem ärgert mich, wenn Radfahrer hier auf der Straße fahren und niemand an ihnen vorbeikommt, weil es viel zu schmal ist. Die haben doch eine eigene Spur neben dem Bürgersteig. Warum fahren sie nicht da?“
Ein klarer Befürworter des langsameren Fahrens ist indes Lucas Kemna von Lulus Coffee Factory. „Die Regelung ist ja jetzt seit dem 13. August in Kraft. Das ist in Ordnung, hier kann man ja sowieso selten schneller fahren. Auf jeden Fall hat es die Aufenthaltsqualität hier gesteigert“, findet er und ist vor allem begeistert, dass durch die Ortsumgehung die schweren Lkw aus der Hauptstraße herausgehalten werden. Diese Feststellung machen auch viele andere.
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Ganz begeistert ist auch Sandra Kern von der Kreativothek, die gerade einem kleinen Mädchen Nähunterricht gibt. „Als hier noch 50 km/h galten, fuhren die meisten 70 km/h. Man konnte wirklich sein eigenes Wort nicht verstehen. Vor allem, wenn im Sommer die Türe offen war. Jetzt ist hier Tempo 30 und viele fahren dann zwischen 30 und 50 km/h. Aber der Geräuschpegel ist deutlich gesunken. Zum Glück.“
Noch gar nichts von der Umstellung auf Tempo 30 mitbekommen
Noch gar nichts von Tempo 30 hat eine Mitarbeiterin der Rosen-Apotheke gehört oder gesehen. „Das hab ich gar nicht mitbekommen“, sagt sie. Genauso wenig wahrgenommen hat die Geschwindigkeitsbegrenzung Thomas Alexander, Marketingleiter der Volksbank. „Das liegt daran, dass ich immer aus der Richtung Bochumer Straße komme und dann nur bis zur Volksbank fahre. Ich habe aber noch keine negativen Stimmen gehört“, stellt er fest. Dann müsse es ja in Ordnung sein.