Sprockhövel. Weiter auf den Spuren der Bergleute in Sprockhövel: Der Pleßbachweg führt zu vielen geheimnisvollen Stationen. Was sich hier besonders lohnt.

Der Pleßbachweg ist eine von fünf Wanderrouten, auf denen Naturfreunde und die Fans der lokalen Geschichte auf den Spuren der ehemaligen Bergleute geheimnisvoll anmutende „Lost Places“ entdecken und die Arbeitswege und -stätten der Steiger erkunden können. Der Einstieg in den insgesamt neun Kilometer langen Wanderweg, der allerdings auch verschiedene Abkürzungsmöglichkeiten hat, beginnt und endet an der Ecke Hiddinghauser Straße/Burgfeldweg.

Überreste aus Grauwacke

Vorbei geht es an Bruchstücken von Bauwerken aus Grauwacke – Mutter Natur hat hier schon wieder reichlich Terrain zurück erobert, denn Jahrzehnte alte Bäume wachsen aus dem, was einmal eine Verladerampe war. Nur wenig weiter bröckelt eine verwitterte Backstein-Konstruktion, auch dies war einmal eine Verladerampe, nämlich die der Zeche Elisabethenglück.

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Die Spur der Kohle Route 5 WAZ_Spur der Kohle_Route 5_Sprockhövel Pleßbachweg_3sp142mm © funkegrafik nrw | Anda Sinn

Der Weg führt teilweise über privates Gelände, vorbei an Wohnhäusern und Gartenanlagen, etwa dem ehemaligen Verwaltungsgebäude der Zeche „Adolar“, die später nach einer Fusion „Glückauf Barmen“ hieß. Entdeckergeist ist nötig, um den kaum wahrnehmbaren Trampelpfad zu gehen, der oberhalb des privat genutzten Wohnhauses verläuft, das mitten im Wald liegt, denn hier oben auf dem von Bäumen dicht bestandenen Hügel, der eigentlich eine Halde ist, befand sich einst der Förderturm von Adolar.

Becken zum Kohlewaschen

Der Blick, der zum Gipfel des Hügels hinaufgleitet und den Waldboden abtastet, bleibt jäh an einem weiteren Ziegelbauwerk hängen: „Hier wurde vermutlich die geförderte Kohle gewaschen“, erläutert der Pate dieses Bergbauwanderweges, Gerd Staubach vom Förderverein Bergbauhistorischer Stätten, die Nutzung eines riesigen, kreisrunden, tiefen Beckens, in dem sich jetzt Laub und Regenwasser ein Stelldichein geben.

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Auf Waldwegen, die kaum befestigt sind, und für die festes Schuhwerk vonnöten ist, geht es vorbei an Tümpeln, Lichtungen, tiefen Einschnitten, die Autobahn 43 rauscht sich gelegentlich ins Bewusstsein der Wanderer, der auch dem Plätschern des Pleßbaches lauschen kann. In ihn entwässern die Berge und Hügel ringsum, sie sind unterirdisch wohl durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Deshalb ist der aufmerksame Wanderer auch gut beraten, auf die Hinweisschilder zu achten: „Bergschädengebiet – Wege nicht verlassen!“

Versteckte Stolleneingänge

Offene Belüftungsschächte liegen unter Umständen verborgen unter Gestrüpp, sind zugewachsen, aber nicht ungefährlich: „Das kann man gar nicht alles freischneiden“, erläutert Gerd Staubach, der viele Eingänge zu Erbstollen und die Mundlöcher der Stolleneingänge kennt. Liebevoll heißt die Region um die spätere Zeche Elisabethenglück auch „Zeche eimerweis“, denn tatsächlich wurde die Kohle mühsam in Eimern aus den so genannten Kleinzechen davongetragen. „Die ältesten Flöze haben die qualitativ hochwertigste Kohle“, weiß Gerd Staubach und auch, dass diese hier in der Region – wider Erwarten – oben liegen, weil sich die Erdoberfläche regelrecht zusammengefaltet und dabei sogar wie eine Welle überschlagen hat.

Schild Hammerwerk Krüner, anzutreffen auf dem Bergbauwanderweg „Pleßbachweg“ in Sprockhövel.
Schild Hammerwerk Krüner, anzutreffen auf dem Bergbauwanderweg „Pleßbachweg“ in Sprockhövel. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Der aufmerksame Wanderer wird sich wundern, warum mitten im tiefsten Wald ein Prellbock steht, und er muss auf das Wegsymbol achten, den stilisierten Querschnitt der Bossel-Blankensteiner Eisenbahn. Der Weg hat, wenn man ihn ohne Abkürzungen geht, eine Länge von neun Kilometern. Weil er durch das Tal des Pleßbaches führt und dieser den Betrieb des Stahlhammerwerks „Krüner“ ermöglichte, heißt das Tal auch „Hammertal“. Heute zeugt ein imposantes Fachwerkgebäude von der ehemaligen Industrieanlage.

Präzise beschriebene Landmarken und Abzweigungen

Die Legende im Flyer zu Route 5 des Wanderführers „Die Spuren der Kohle“ zeigt den Wanderern diejenigen Stellen, an denen Abkürzungen möglich sind. Der Weg führt vorbei an ehemaligen Zechen, Schächten, Gruben. Die Texte im Wanderführer stammen aus der Feder des verstorbenen Klaus Leye, und wer sich an den präzise beschriebenen Landmarken, Abzweigungen und Wegmündungen orientiert, kann unmöglich falsch laufen. Der Flyer ist zusätzlich mit kleinen Abbildungen der historischen Stätten versehen. Der Rundwanderweg führt unter anderem an einem Meilerplatz, dem Brunnen der Witwe Hetbleck und am Mundloch des Talsohlenortes vorbei. Der Schleifkotten Nippus und die Hofschaft ‚Hohe Egge‘ liegen, ebenso wie der Maschinenschacht „Caroline“ und der Göpelschacht „Henriette“, an der Route Nr. 5.

+++ Dieser Text wurde zuerst am 15. August 2023 publiziert +++