Oberhausen. Wo sind all die Autos hin? Nach Sperrung der Brücke Weierstraße hat sich ein großer Teil des Verkehrs auf die Rampe in Sterkrade-Mitte verlagert.

Sterkrade-Mitte wird in diesen Tagen immer mehr zum Nadelöhr des Oberhausener Stadtverkehrs. Nach der baustellenbedingten Sperrung der Brücke an der Weierstraße fahren deutlich mehr Autos über die Ost- und Westrampe, um auf diesem Weg die Betuwe-Bahnlinie im Stadtnorden zu überqueren. Das belegen die Untersuchungen des von der Stadt beauftragten Fachbüros Brilon Bondzio Weiser aus Bochum. Und das haben auch die Menschen in Sterkrade bereits festgestellt.

Beim jüngsten Bürgerdialog mit Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) appellierte ein Teilnehmer an die Stadtspitze, im Bereich der Ost- und Westrampe, auf der dortigen Brücke und in Höhe Zilianplatz dringend die Ampel-Schaltungen entsprechend des gestiegenen Verkehrsaufkommens zu optimieren. „Derzeit mit dem Pkw auf die andere Seite der Bahnlinie zu wechseln, dauert endlos. Das ist eine Katastrophe“, rief der Mann aufgebracht in den Saal der Traditionsgaststätte Klumpen-Moritz. Schranz signalisierte, den Vorschlag einer Optimierung der dortigen Ampelschaltungen aufzunehmen. Die Stadt werde das überprüfen. Die Verwaltung habe die aktuelle Verkehrslage im Stadtnorden ohnehin laufend im Blick und arbeite dabei eng mit dem eigens beauftragten Fachbüro zusammen.

„Die verkehrlichen Herausforderungen werden noch größer werden!“

Der Oberbürgermeister skizzierte die Situation des Stadtverkehrs in Sterkrade im Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern ungeschminkt: „Die verkehrlichen Herausforderungen für Sterkrade werden noch größer werden!“, sagte Schranz vor den rund 40 Teilnehmern seiner Dialogtour. Die Sperrung der Brücke Weierstraße, wo die Deutsche Bahn die Überführung erneuert, sei erst der Anfang. Es folge in diesem August der vor wenigen Tagen von der Autobahn GmbH offiziell angekündigte A516-Brückenneubau an der Teutoburger Straße/Dreilinden. Hinzu komme die Neugestaltung der Bahnhofstraße.

Autobahnbrücken Oberhausen
An der Teutoburger Straße/Dreilinden und auch an der Alsfeldstraße werden im Verlauf der A516 die Autobahnbrücken erneuert. © Oberhausen | Elena Albers

Hier entsteht nach verpflichtenden EU-Vorgaben ein neuer Reinwasserkanal für den Elpenbach, wobei die Stadt zusammen mit der Emschergenossenschaft die Chance nutzt, mit Millionenförderung der Einkaufs-Achse ein neues, zeitgemäßes Aussehen samt offenliegendem „Bächle“ nach Freiburger Vorbild zu verleihen. Doch all diese neuen Baustellen werden wohl spürbare Stau-Auswirkungen auf den Straßenverkehr haben. Durch eine möglichst vorausschauende Lenkung der Verkehrsströme will die Verwaltung diese Folgen so gering wie möglich halten.

Noch ein anderes Aufreger-Thema prägte die Debatte im Klumpen Moritz: Wann geschieht endlich etwas mit den Sterkrader Groß-Leerständen? „Da muss was passieren“, forderte Michael Risthaus (Die Linke) mit Blick auf das leere Segmüller-Möbelhaus am Neumarkt und auch mit Blick aufs Hirsch-Center am Sterkrader Tor. Eigentum verpflichte, ergänzte er. Das müsse die Verwaltung den Besitzern dieser Immobilien unmissverständlich klarmachen.

Das leerstehende Segmüller-Möbelhaus am Neumarkt in Sterkrade.
Das leerstehende Segmüller-Möbelhaus am Neumarkt in Sterkrade. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Schranz unterstrich, dass die Stadt sich bemühe, dazu fortlaufend im Gespräch mit allen Beteiligten zu sein. Der Oberbürgermeister machte aber zugleich klar: „Diese Leerstände können auf Dauer so nicht bleiben. Das sind keine guten Umfeld-Bedingungen für die Sterkrader Innenstadt!“

Zukunft der grünen Zeche Sterkrade: Stadtspitze sieht guten Kompromiss

Auch die Zukunft der Zeche Sterkrade zählte zu den zahlreichen Themen des Debattenabends. Andrea Hegermann, die mit der von ihr gegründeten Initiative heftigen Widerstand gegen eine künftige Bebauung des Areals mit Wohnungen und wohnverträglichem Gewerbe leistet, fragte die Stadtspitze: „Wie können Sie die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger aufs Spiel setzen für eine neue Bebauung, die gar nicht nötig ist?“ Die Zeche Sterkrade sei ein wichtiges Grüngebiet, eine unverzichtbare Frischluftschneise und müsse in der jetzigen Form gerade in Zeiten des Klimawandels auf jeden Fall erhalten bleiben.

Schranz wies darauf hin, dass man die Pläne geändert habe, dass der Grünanteil deutlich gestiegen und der Baulandanteil deutlich gesunken sei, dass aber auch die Flächeneigentümer berechtigte Interessen hätten und der Bedarf nach neuem, modernem Wohnraum durchaus gegeben sei. Mit der jetzigen, ausführlich in der Öffentlichkeit vorgestellten und diskutierten Planung habe man einen guten Kompromiss erzielt, um ab April nach einem entsprechenden Ratsbeschluss bis Ende 2026 einen Bebauungsplan aufzustellen. Dem Vorschlag von Jens Carstensen (Die Linke), eine Volksabstimmung zur Zukunft der Zeche Sterkrade durchzuführen, erteilte der Oberbürgermeister unterdessen eine klare Absage. Die Entscheidung darüber sei Sache der gewählten Ratspolitiker.