Oberhausen. In einer Oberhausener Kita liegen die Nerven blank. Gruppen müssen häufiger wegen Personalmangels geschlossen werden. Träger zeigt Verständnis.
Im Januar verging keine Woche ohne eine Hiobsbotschaft für die Eltern: Wegen akuten Personalmangels musste die Betreuung in der KTE Schwarze Heide immer wieder gekürzt werden. Teilweise mussten Eltern ihre Kinder früher abholen, teilweise mussten Gruppen ganz geschlossen werden. An insgesamt sieben Tagen gab es sogar für alle nur eine Notbetreuung. Das Problem: Es ist nicht der erste belastende Monat in diesem Winter. Die Nerven der Eltern liegen blank. Der Elternbeirat schreibt einen verzweifelten Brief an diese Redaktion. Die Eltern sähen „keinen Ausweg“ mehr. Die Situation sei „auf lange Sicht nicht tragbar“.
Wenn die Betreuung der Kinder nicht verlässlich funktioniert, gerät das Familiensystem aus den Fugen: Eltern sind gezwungen, andere Lösungen zu finden, um Beruf und Kinder unter einen Hut zu kriegen. Arbeiten im Homeoffice kann ein Weg sein, Großeltern einspannen, ein anderer. Doch diese Lösungen klappen meist nur kurzfristig. Wenn die Betreuung dauerhaft oder ständig ausfällt, haben Berufstätige ein großes Problem. Spannungen sind vorprogrammiert.
Eltern von Oberhausener Kita gefrustet: „Erhebliche Belastung“
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Seit September 2024 häufen sich in der KTE Schwarze Heide die Fehlzeiten. Die Einrichtung liegt im Oberhausener Stadtnorden an der Zorndorfstraße und bietet Platz für mehr als 40 Kinder. Der Elternbeirat hat die Ausfälle dokumentiert. Im September, Oktober und November mussten fast jede Woche Öffnungszeiten gekürzt werden, nur der Dezember bildet eine Ausnahme. Im Weihnachtsmonat seien vorübergehend zusätzliche Fachkräfte eingestellt worden.
Im Januar schließlich erlebten die Eltern erneut einen Tiefschlag: Es wurde für sie nahezu unberechenbar, wann die Betreuung klappt und wann nicht. Oft erfuhren sie erst am Morgen von den nächsten Einschränkungen. „Dies macht eine verlässliche Planung nahezu unmöglich und belastet unsere Familien enorm“, heißt es in dem Brief des Elternbeirates. Die Betreuungskosten dagegen blieben stets gleich hoch, was viele Familien zusätzlich verärgerte. Tatsächlich müssen diese Kosten bei krankheitsbedingten Ausfällen in der Regel nicht erstattet werden.
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Die Eltern suchten zunächst das Gespräch mit dem Träger. Seit August 2024 sind zwanzig evangelische Kitas in Oberhausen und Mülheim zu einem Zweckverband zusammengeschlossen. Für die Eltern ging damit die Hoffnung einher, dass durch das größere Netz Betreuungsausfälle leichter zu kompensieren seien. Doch die Situation habe sich in diesem Herbst stattdessen „weiter verschärft“.
Träger konnte einige Ausfälle durch externe Kräfte kompensieren
Der Träger zeigt auf Nachfrage Verständnis für die Sorgen der Eltern: „Uns ist bewusst, dass die Situation in den vergangenen Wochen für die Eltern, aber auch für das Personal in der Einrichtung sehr herausfordernd war“, sagt Thorsten Ostermann, Pressesprecher des Evangelischen Kirchenkreises. „Wir als Verband waren dabei stets in einem sehr engen, transparenten Austausch mit der Einrichtung und dem Elternbeirat, mit dem es bereits ein Gespräch gegeben hat.“
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Eine Häufung von Akut-Erkrankungen sei Grund für die aktuellen Ausfälle. Trotz des Fachkräftemangels sei es aber gelungen, zwei Langzeitausfälle durch die Zusammenarbeit mit Personalservice-Agenturen zu kompensieren, so Ostermann, „obwohl die Fachkräfte-Situation auch bei den Dienstleistern sehr angespannt ist“. Der bekannte Personalmangel im Erziehungswesen mache es den Trägern schwer, neues Personal zu finden.
Fachkräftemangel macht Kita-Träger zu schaffen
„Der Fachkräftemangel stellt sowohl den Träger als auch die Mitarbeitenden und die Familien vor große Herausforderungen. Hier ist eindeutig die Politik gefragt. Wir als Träger tun alles uns Mögliche.““
Ostermann unterstreicht das Bemühen, die Situation für Eltern abzumildern. „Um auf kurzfristige personelle Ausfälle zu reagieren, wurden geplante Schulungen und Fortbildungen abgesagt, eine Mitarbeiterin konnte dauerhaft von einem Personalservice übernommen werden, eine weitere Mitarbeiterin kommt vorzeitig aus der Elternzeit zurück und Fachkräfte aus anderen Einrichtungen des Verbandes haben die KTE Schwarze Heide - insbesondere in der vergangenen Woche - unterstützt.“ Auch ein Springerpool befinde sich im Aufbau, zwei dieser Fachkräfte seien aber in anderen Einrichtungen eingebunden.
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Als übergeordnetes Problem bleibe, dass der Arbeitsmarkt fast leer gefegt sei: „Der Fachkräftemangel stellt sowohl den Träger als auch die Mitarbeitenden und die Familien vor große Herausforderungen. Hier ist eindeutig die Politik gefragt“, sagt Ostermann. „Wir als Träger tun alles uns Mögliche.“ Immerhin: Durch umsichtiges Handeln und Verschiebungen habe der Betrieb in der KTE Schwarze Heide in der vergangenen Woche aufrechterhalten werden können.