Oberhausen. Immer mehr Eltern lassen ihre kleinen Kinder von Kitas betreuen. Doch es sind noch zu wenige - gerade im zuwanderungsreichen Ruhrgebiet.
Der Besuch von Kindern in Kindertagesstätten gilt unter vielen Bildungsforschern als enorm wichtig - gerade in Bundesländern mit einer hohen Zuwanderungsquote. Der Nachwuchs lernt hier nicht nur den Umgang mit anderen Kindern in Gruppen, sondern oft auch erstmals Deutsch - wichtig für künftige Schulziele.
Zudem ermöglicht eine gute Kita-Betreuung jungen Eltern, einen ausreichenden Lebensunterhalt zu verdienen. Deshalb steigt das Interesse an externer Betreuung durch Erzieherinnen und Erzieher von Jahr zu Jahr, die Städte bauen immer mehr Kitas - obwohl gerade die Betreuung von kleinen Kindern unter drei Jahren nicht gerade billig ist.
Dennoch ist der Anteil an ganz jungen Kindern in den Kitas in NRW stark gestiegen. Das zeigt ein Zehn-Jahres-Blick der Landesstatistiker in ihrer jüngsten Auswertung über den Zeitraum von 2013 bis 2023. Danach stecken in NRW 31 Prozent der Kinder unter drei Jahren in der Kitabetreuung, also jedes dritte Kind wird außer Haus versorgt, 2013 waren es nur 20 Prozent.
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Von Stadt zu Stadt variiert die sogenannte „Betreuungsquote“ stark, auch zwischen den Bundesländern. Die Betreuungsquote gibt die Anzahl der betreuten Kinder je 100 Kinder der gleichen Altersgruppe in der Bevölkerung an. Sie liegt im Osten aus historischen Gründen der Rund-um-die-Uhr-Versorgung in DDR-Zeiten noch immer deutlich höher als im Westen. Während sich NRW schon über eine Betreuungsquote von 31 Prozent bei den Unter-Dreijährigen freut, so liegt diese in den Ostländern bei über 50 Prozent. An der Spitze liegt Mecklenburg-Vorpommern mit 59,2 Prozent.
Jedes vierte Kind unter drei Jahren wird in einer Kita oder von Tagesmüttern betreut
In Oberhausen lag die Quote 2023 bei 25 Prozent - jedes vierte kleine Kind wird also im Kindergarten oder von Tagesmüttern betreut. Sie ist damit deutlich niedriger als im NRW-Schnitt. Im Vergleich zum Jahr 2013 ist dies aber ein beachtlicher Anstieg von fast 15 Prozentpunkten, denn damals lag die Betreuungsquote bei 10,7 Prozent. Erstaunlich niedrige U3-Betreuungsquoten weisen immer noch Gelsenkirchen und Duisburg auf - mit nur 18,1 Prozent bzw. 18,4 Prozent. Sie sind in den zehn Jahren davor nicht wesentlich gestiegen. Dortmund, Bochum, Mülheim und Essen liegen dagegen mit Betreuungsquoten von über 30 Prozent im NRW-Schnitt.
Die meisten Eltern im Westen lassen ihre Kinder unter drei Jahren nur wenige Stunden extern betreuen. Deshalb ist die Ganztagsbetreuungsquote in den meisten NRW-Städten, also mit einer durchgehenden Betreuungszeit von mehr als sieben Stunden pro Betreuungstag, auch deutlich niedriger als die allgemeine Betreuungsquote.
NRW kommt hier im Schnitt auf 16 Prozent, Oberhausen liegt nur bei 12,2 Prozent, Gelsenkirchen bei 5,4 Prozent, Mülheim bei 13,7 Prozent, Bochum bei 18,4 Prozent, Dortmund bei 22,2 Prozent und Essen bei 23,8 Prozent. Übrigens: Auch hier hatten alle ostdeutschen Bundesländer (mit Ausnahme von Berlin) eine höhere Ganztagsbetreuungsquote als die westdeutschen Bundesländer, angeführt von Thüringen mit 52,7 Prozent.
Sachverständigenrat: Später Kita-Besuch von Zuwanderer-Kindern hat negative Folgen
Persönlich mag man von der Betreuung der Kinder in externen Bildungseinrichtungen wie Kitas halten, was man will, aber dass ausgerechnet in Städten mit hohem Zuwanderer-Anteil relativ wenige Kinder hier extern betreut werden, ist nicht nur für Fachleute bedenklich. Denn dies wirkt sich nach wissenschaftlichen Erkenntnissen negativ auf die späteren Berufskarrieren aus.
So stellt bereits der „Sachverständigenrat deutscher Stiftungen“ in seiner Analyse „Warum Eltern mit Migrationshintergrund ihr Kind seltener in die frühkindliche Tagesbetreuung schicken“ im Jahre 2013 fest: „Wenn Kinder mit Migrationshintergrund nicht oder erst sehr spät eine Kita besuchen, hat dies negative Konsequenzen für ihren Schulerfolg und ihre gesellschaftlichen Partizipationsmöglichkeiten.“
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