Oberhausen. Die KTE Biefang bietet Platz für 120 Kinder. Rund ein dutzend ist ständig draußen. Wie die Außengruppe funktioniert, wann es Plätze gibt.

Über den Feldern hängt feuchter Nebel. Es ist wieder einer dieser Wintertage, an denen man im Bett bleiben möchte. Doch in dem Holzhaus auf dem Außengelände der KTE Biefang brummt das Leben. Ein dutzend Kinder flitzt in dicken Schneeanzügen durch die offenen Türen. Sie tragen Mützen und Schals, die schweren Stiefel sind dreckig, die Hosenbeine steif von Wasser. Erzieher Patrick Kleinreesink ist total entspannt. „Den Kindern macht die Kälte nichts aus. Die sind viel in Bewegung.“ Ganz natürlich, darum passt das Konzept der Außengruppe wohl so gut.

In Oberhausen sind Betreuungsplätze oft ein Anlass für Kritik. Es gibt momentan zu wenige. Dazu fehlt noch das Personal und das Geld. Träger beklagen eine Unterfinanzierung. An vielen Stellen drückt es im Kita-System. Trotzdem gibt es auch gute Beispiele, außergewöhnliche Kitas und Konzepte. Einige wollen wir in einer losen Serie vorstellen.

Unsere erste Reise führt ins ruhige Biefang. Seit etwa zwei Jahren hat die städtische Kindertageseinrichtung eine Außengruppe. 123 Kinder werden an der Dienststraße 107 betreut, 15 davon in dem modernen Ein-Raum-Haus mit hellen Holztönen. Täglich um 8 Uhr geht es nach draußen. Nach einem Tag an der frischen Luft, mit Matsch, Wind und jeder Menge Fantasie, ist um 14 Uhr Schluss für die Drei- bis Sechsjährigen.

Besondere Kita in Oberhausen: Plätze sind schnell vergriffen

Kita KTE Biefang
Auch im Winter sind die Kinder der Außengruppe draußen. An der KTE Biefang entstand dafür ein Extra-Holzhaus. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Das Konzept des „Waldkindergartens“ ist nicht neu. In Biefang wurde aber aus der Not eine Idee geboren. „Wir brauchten eine Erweiterung der Plätze“, sagt Leiterin Yvonne Schütz. Der Altbau, eine ehemalige Schule, sowie der vor vier Jahren entstandene Neubau waren nicht mehr ausreichend. Das Außengelände grenzt an eine Wiese. Hier war noch Platz für eine weitere Gruppe. „Unser Team war sofort Feuer und Flamme.“ Freiwillige, die bereit waren, täglich draußen zu arbeiten (auch im Winter!), waren schnell gefunden. „Ich bin selber sehr naturverbunden und viel draußen“, sagt Patrick Kleinreesink. Auch ihn überzeugte das Konzept sofort.

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Die Plätze waren schnell belegt. Die Kita-Leitung um Schütz, Petra Lüttig und Anja Sarres fragte bei den Eltern nach und bekam gleich positive Rückmeldungen. „Eltern sind heute anspruchsvoller und können gut herausfiltern, was zu ihrem Kind passt“, sagt die stellvertretende Leiterin Lüttig. Die Außengruppe biete viele Möglichkeiten zur Bewegung, Kinder, die gerne draußen sind, sind hier genau richtig. „Hier draußen ist mehr die Fantasie gefordert als drinnen“, sagt Lüttig. „Die Kinder bauen zum Beispiel Mandalas aus Kiefern und Steinen.“ Im Holzhaus können die Kinder sich auf Stühlen ausruhen, essen und trinken. Zur Mittagspause sitzen Nele und die anderen Kinder in Schneehosen an den Tischen. Die Mützen bleiben auf dem Kopf, auch wenn es im Haus nicht so kalt ist. Wenn es zu kalt ist, kann die Heizung angemacht werden.

Außengruppe der KTE Biefang: Demnächst werden Plätze frei

Kita KTE Biefang
Yvonne Schütz leitet die KTE Biefang. Ihr Team sei gleich „Feuer und Flamme“ für die Idee der Außengruppe gewesen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Nach der Beobachtung von Yvonne Schütz sind die Kinder weder häufiger noch seltener krank als jene, die in den beiden Hauptgebäuden betreut werden. Tatsache ist hingegen, dass die Blicke von den Hauptgebäuden sehnsüchtig nach draußen wandern, wenn es im Winter schneit oder es im Sommer angenehm warm ist. Die Kinder der Außengruppe essen bei gutem Wetter draußen, manchmal Dinge, die sie auf den umliegenden Feldern erworben und zu Suppen verarbeitet haben. „Die Kinder kochen sehr gerne“, sagt Lüttig. Die Außengruppe ist mit einem Zaun vom restlichen Bereich abgetrennt. „Wir machen aber auch regelmäßig das Tor auf, damit die anderen Kinder auch hier spielen können“, sagt Schütz.

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An der Dienststraße werden Kinder ab zwei Jahren bis zum Schuleintritt betreut. Es gibt Plätze für Kinder mit besonderem Förderbedarf. Die Betreuungszeit beträgt 35 oder 45 Stunden in der Woche. 28 Personen, davon 3 Azubis und eine Alltagshelferin sowie ein Hausmeister, arbeiten in der Einrichtung.

Die KTE verfolgt ein teiloffenes Konzept, bietet Inklusion und alltagsintegrierte Sprachförderung an. Die Einrichtung ist als Agenda Kindergarten mit dem Schwerpunkt Natur und Umwelterfahrung zertifiziert. Kontakt: 0208-651869, E-Mail: kte.biefang@oberhausen.de

Die Hauptgebäude haben auch ihren Charme. Im Altbau mit seinen großen Räumen und hohen Fenstern sind drei Gruppen mit je zwanzig Kindern untergebracht. Im Neubau mit Fußbodenheizung zwei weitere mit je 25 Kindern. Die Kinder hier können bis 17 Uhr bleiben, bekommen ein Mittagessen. Der Außenbereich ist mit einer Bahn für Wettrennen und vielen schattenspendenden Bäumen ausgestattet.

Wer einen Platz in der Außengruppe haben will, muss ein wenig Glück haben. Zum nächsten Kindergartenjahr werden sechs Plätze frei.

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