Oberhausen. Seit Jahren gibt es in Oberhausen zu wenige Betreuungsplätze. Jetzt zeichnet sich eine Trendwende ab. Eltern könnten profitieren.
Die Suche nach einem Betreuungsplatz kann für Eltern zur Nervenschlacht werden - auch in Oberhausen. Seit Jahren reichen die Plätze nicht aus. Über das Vergabeportal Little Bird bleiben hunderte Eltern und Kinder unversorgt. Das wird auch im kommenden Kita-Jahr so sein. Doch in den nächsten Jahren zeichnet sich eine Trendwende ab: Die Stadtverwaltung geht in ihren Prognosen von weniger Geburten aus. Folglich schwindet auch der Druck im angespannten Kita-System. Allerdings bleiben die Prognosen noch vorsichtig optimistisch.
Entscheidend für die Planungen der Stadt ist die Bedarfskalkulation. Diese wird aus verschiedenen Daten gebildet: Der Anzahl der Babys bis zu einem bestimmten Stichtag, der unversorgten Kinder im Vorjahr und den Kita-Bauprojekten. Besondere Bedeutung hat die Versorgungsquote. Sie gibt an, bis zu welchem Prozentsatz die Stadt ihre eigenen Ziele erreicht. Im kommenden Kita-Jahr sollen 96 Prozent der über drei Jahre alten Kinder versorgt werden, bei den unter Dreijährigen sollen es 52 Prozent sein.
Oberhausen hat in vier Jahren mehr Kita-Plätze als nötig
Die Stadt schätzt, dass 6573 Kinder über drei Jahren einen Platz haben wollen. Um die Quote zu erreichen, braucht sie also 6310 Plätze. Dieses Ziel wird nach aktueller Schätzung um 171 Plätze verfehlt. Bei den unter Dreijährigen gibt es 2522 Plätze für 4838 Kinder - sechs mehr als laut Zielsetzung. Ein Blick auf das Vergabeportal Little Bird zeigt: Die Not ist groß: Zum 1. August 2024 waren insgesamt 672 Kinder unversorgt.
Um diese Versorgungsquote gab es in den vergangenen Jahren ein regelrechtes Tauziehen - wobei die Verwaltung jedes Mal verlor. Doch jetzt sieht es so aus, als könnte sich das Blatt wenden: In den kommenden Jahren soll sich die Zahl der Kinder Stück für Stück verringern. Das deckt sich mit der Einschätzung, dass die Oberhausener Bevölkerung schrumpft. 2026/27 brauchen noch 6276 Kinder über drei Jahren einen Platz. Im Jahr darauf sind es nur noch 6007. 2028/29 wären es dann nur noch 5757 - die Stadt hätte deutlich mehr Plätze als benötigt. Die Versorgungsquote würde in diesen Berechnungsmodellen 106 Prozent betragen. Durch An- und Neubauten wären 6114 Plätze da - obwohl nur 5652 gebraucht würden.
Auch im U3-Bereich macht Oberhausen laut Berechnungen Fortschritte. Die Zahl der Kinder, die einen Betreuungsplatz brauchen, verringert sich allerdings nur geringfügig. In vier Jahren würde Oberhausen eine Betreuungsquote von 54 Prozent erreichen und damit 2542 Kindern einen Platz anbieten können.
Neue Kitas sollen trotzdem gebaut werden - Investoren-Projekte nehmen Fahrt auf
Die Verwaltung weist in ihrem Bericht für die Politik allerdings auf einen unsicheren Faktor hin. „Ob jedoch Geflüchtete nach Syrien oder in die Ukraine zurückkehren werden oder es neue Konflikte gibt, die Menschen zu uns führen, ist nicht vorhersehbar“, heißt es. In der Vergangenheit seien deshalb Kinderzahlen höher ausgefallen, als angenommen.
„Die Bestandsgebäude sind in die Jahre gekommen. Es wäre ein fatales Signal, nicht in die Projekte zu investieren.“
Trifft die Prognose allerdings zu, ist auch klar, dass Bauprojekte nicht in dem Maße benötigt werden, wie es aktuell der Fall ist. Einige Projekte werden erst mit starker Verzögerung fertig - praktisch dann, wenn die Welle bricht. Die KTE Eichstraße mit sechs geplanten Gruppen wird beispielsweise erst 2026 fertig. Träger ist hier die Firma Stepke. Für die KTE Kirchhellener Straße in einem ehemaligen Restaurant liegt jetzt die Baugenehmigung vor. Sieben Gruppen mit mehr als 100 Plätzen sollen entstehen. Träger ist die Firma Kitarino. Jugendamtsleiter Benjamin Roth hält alle Bauprojekte für nötig. „Es ist absolut notwendig, dass wir in Sanierung und Umbauten investieren. Die Bestandsgebäude sind in die Jahre gekommen. Es wäre ein fatales Signal, nicht in die Projekte zu investieren.“ Auch für das Investoren-Projekt an der Hansastraße ist inzwischen ein Träger gefunden. Demnächst könnte die sechsgruppige Kita mit 115 Plätzen Fahrt aufnehmen.
Oberhausen: Kirchliche Träger bauen neu, aber legen Gruppen zusammen
CDU-Politiker Dirk Rubin sieht den Betreuungsmarkt vor einem Wandel. In ganz NRW würden die Geburtenzahlen zurückgehen. „In der Vergangenheit hatten wir viel zu viele Kinder für viel zu wenig Plätze. In Zukunft werden wir eine ganz andere Bedarfsplanung haben.“ Dann gehe es um eine gute Vernetzung, damit Einrichtungen nicht unterbelegt sind. Einige kirchliche Träger greifen der Entwicklung offenbar zuvor: Sie bauen zwar neu, fassen aber mehrere Standorte zusammen. Die katholische Kita an der Hedwigstraße bekommt einen Neubau. Dann werden die KTE St. Clemens am Eugen-zur-Nieden-Ring und die KTE Herz-Jesu an der Oskarstraße zusammengelegt. Eine Gruppe entfällt. Genauso ist es an der Barbarastraße geplant. Im Neubau der KTE St. Johannes Evangelist werden die Einrichtungen St. Michael (Pothmannsweg) und Heilig Geist (Hausmannsfeld) zusammengefasst. In Summe wird es 55 Ü3-Plätze weniger geben.
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