Oberhausen. Über längere Zeit sind die Preise für Immobilien in Oberhausen gesunken. Doch jetzt deutet sich eine Trendwende an. Das sagen Fachleute.
Lange Zeit sind die Preise für Häuser und Eigentumswohnungen in Oberhausen gesunken. Doch der Trend scheint ein Ende gefunden zu haben, denn auf dem Immobilienmarkt steigen allmählich wieder die Preise.
Experten nennen mehrere Gründe für den Preisanstieg in Oberhausen
Bereits Mitte des vergangenen Jahres hatte die Landesbausparkasse (LBS) von einem leichten Plus gesprochen. Das war aus einem Grund heraus besonders bemerkenswert: Steigende Hypothekenzinsen hatten über rund zwei Jahre die Preise für Immobilien kräftig nach unten rutschen lassen. Doch dieses Tief scheint nun allmählich ein Ende zu nehmen.
Nach Einschätzung der LBS-Experten kosten gebrauchte Reihenhäuser in Oberhausen derzeit um die 349.000 Euro und damit etwa drei Prozent mehr als noch vor ein oder zwei Jahren. Für gebrauchte Eigenheime verlangen Verkäufer durchschnittlich 439.000 Euro, ein Plus von fünf Prozent. Der Preis für Eigentumswohnungen (80 Quadratmeter) ist um rund sechs Prozent teurer, beträgt etwa 157.000 Euro. Damit liegt Oberhausen etwas unter dem Ruhrgebietsniveau von 166.200 Euro.
Grundlage für die Zahlen sind Angaben aus einschlägigen Datenbanken sowie Zeitungs- und Online-Anzeigen. Der Anstieg hat gleich mehrere Ursachen: Der Mangel an Grundstücken, die Inflationsrate, wachsende Material- und Lohnkosten treiben die Preise nach oben.
In Oberhausen ist die Zahl der Neubauprojekte deutlich geschrumpft
Hinzu kommt eine gestiegene Nachfrage, die auf ein doch sehr übersichtliches Angebot trifft, wie Apostolos Bibudis, Deutschlandchef des Maklernetzwerks iad, betont. „Die Zahlen für Neubauprojekte sind deutlich eingebrochen“, sagt der Fachmann. Das bekommt auch eine Stadt wie Oberhausen zu spüren.
So sackte die Zahl genehmigter Wohnungen 2023 im Vergleich zum Vorjahr auf die Hälfte ab, statt 354 waren es nur noch 174. Davon waren gerade mal 17 Ein- oder Zweifamilienhäuser, was den niedrigsten Wert seit zehn Jahren darstellt, bei den übrigen handelt es sich um Mehrparteienhäuser.

Neue Eigentumswohnungen in Oberhausen sind sehr teuer
Neue Eigenheime sind in Städten wie Oberhausen allerdings angesichts der Gebäudedichte eher schwierig, erläutern die Fachleute der Bausparkasse. Wenn Investoren sich unter den jetzigen Rahmenbedingungen an Neubauten wagen, dann sind es meist nur Anlagen mit sechs bis acht Wohnungen. Eigenheime werden meist nur von Familien gebaut, für Reihenhaus-Siedlungen fehle es eindeutig an Bauland.
Ebenso knapp sind nigelnagelneue Eigentumswohnungen, die durchaus bei 4500 Euro pro Quadratmeter liegen können. Eine 80 Quadratmeter große Wohnung kostet entsprechend 360.000 Euro. Wenn solche Wohnungen überhaupt gebaut würden, dann eben zu sehr hohen Preisen, was sich nur wenige Leute auch wirklich leisten können, stellen die LBS-Branchenkenner heraus.
Hohes Preisniveau führt am Ende zu hohen Mieten
Ein hohes Preisniveau bestimmt aber auch den Markt der Vermietungsobjekte, wie Bibudis erläutert. Das wiederum führe zu steigenden Mieten, die durchaus 15 Euro pro Quadratmeter erreichen und das nicht nur in Großstädten wie Frankfurt, sondern durchaus auch in Oberhausen. „Wie soll Wohnraum noch bezahlt werden?“ Es brauche einer Korrektur durch die Politik, die sich unter anderem für weniger Bürokratie und moderatere Ansprüche bei Bauvorschriften einsetzen soll. Denn durch diese Faktoren verteuere sich das Bauen deutlich.
Käufer müssen in gebrauchte Immobilien kräftig investieren
Von einem Anstieg spricht auch der heimische Makler Claudio Koch, allerdings fällt der nach seiner Auswertung mehrerer Immo-Portale etwas geringer aus: Danach wurde ein durchschnittliches Haus im vergangenen Februar noch für 3056 Euro pro Quadratmeter angeboten, jetzt sind es 3128 Euro.
Meist muss aber ein Eigentümer, bedingt durch das Alter der Gebäude kräftig investieren. Manche Kaufinteressenten wollen sich dann aber solche Objekte nicht unbedingt ans Bein binden, da sie um die hohen Kosten wissen, die auf sie zukommen, so Bibudis und ergänzt: In Ballungsräumen wie Oberhausen finden sich aber eher noch Käufer als auf dem Land.
Wichtige Tipps zur Baufinanzierung
Für Häuslebauer- und käufer hat Apostolos Bibudis, Deutschlandchef des Maklernetzwerks iad, einige Tipps und Ratschläge parat:
- In der Regel benötigt ein Käufer oder Häuslebauer für die Finanzierung einer Immobilie mindestens 20 Prozent des Kaufpreises als Eigenkapital. Je nach Kreditinstitut kann dieser Wert höher oder niedriger sein.
- Über das Eigenkapital sollte man aber weitere Faktoren berücksichtigen, bevor die Entscheidung zur Finanzierung Ihrer Immobilie fällt. Dazu gehören unter anderem die Höhe der Kreditrate, die Laufzeit des Kredits und die eigene finanzielle Situation.
- Beim Kauf einer Immobilie fallen verschiedene Kosten an. Zunächst muss die Immobilie selbst bezahlt werden. Hinzu kommen Notar- und Grundbuchkosten, Maklergebühren sowie Steuern. Insgesamt kann man also mit etwa zehn Prozent des Kaufpreises an zusätzlichen Kosten rechnen, die ebenso finanziert werden müssen.
Sanierung von Häusern ist deutlich teurer geworden
„Allerdings“, so schränken Bibudis und auch Koch ein, müssen Verkäufer zum Teil mit deutlichen Abschlägen rechnen, um ihre Häuser loszuwerden. Gerade wenn es sich um umfangreiche Instandsetzungen handelt, vom gedämmten Dach über neue Fenster bis hin zum Bad, kommen erhebliche Ausgaben auf den Käufer zu, „was vor allem den gestiegenen Preisen für Arbeit und Material geschuldet ist“, sagt Koch. Eine solche Verjüngungskur, mag sie noch so aufwändig sein, finanziell wie arbeitstechnisch, vervielfacht wiederum den Wert eines Gebäudes.

Es melden sich wieder deutlich mehr Kaufinteressenten
Während nun Häuser offensichtlich teurer werden, kommen die Experten zu unterschiedlichen Einschätzungen bei den gebrauchten Eigentumswohnungen. Auswertungen von Claudio Koch ergeben eine Steigerung von 4,9 Prozent innerhalb eines Jahres: 2280 pro Quadratmeter statt 2173 Euro. Zugleich gibt der Makler aber auch zu bedenken, dass es sich um Angebotspreise handelt, nicht um die erzielten Preise. Allerdings sind laut LBS wiederum Eigentumswohnungen mit rund 1850 Euro pro Quadratmeter preisstabil. Der Markt sei sehr stark in Bewegung, weil die Besitzer wegen Jobwechsel in eine andere Stadt ziehen oder die Wohnung doch zu klein wird.
Apropos Interessenten: Nach Einschätzung von Bibudis ist deren Zahl wieder deutlich gestiegen. Kamen vor Zeiten aufgrund der hohen Kosten auf zehn Immobilien ein, zwei oder drei Bewerber, ist es laut seinen Aussagen jetzt umgekehrt: Eine einzige Immobilie lockt gern mal zehn Interessenten an.
Mehr zum Thema Immobilien
- Deutlicher Einschnitt auf dem Immobilienmarkt in Oberhausen
- Erst sparen: So kann man sich ein Haus in Oberhausen leisten
- Oberhausener Kriegsbunker wandelt sich zur Luxus-Wohnadresse
- Neue Wohnungen bieten viel Luxus: So teuer ist die Miete
- Noch im Februar bezugsfertig: Neue Wohnungen für junge Leute
- Neue Wohnungen mit Top-Standard: Das kostet die Miete
- Generationen leben hier Seite an Seite: drei Wohnungen frei
- Analyse: So viele neue Wohnungen braucht Oberhausen wirklich