Oberhausen. Die neue Gesamtschule in Oberhausen soll 157 Millionen Euro kosten. Jetzt schlägt die Stadt eine Änderung vor. Politik lobt Vorgehen.
Die Kostenexplosion bei der neuen Gesamtschule an der Knappenstraße hat erste Folgen. Die Verwaltung schlägt der Politik eine Änderung vor, die mehr Sicherheit verspricht und womöglich Geld sparen soll. Ein sogenannter Generalunternehmer soll den Bau der dringend nötigen Schule übernehmen. Statt die Gewerke einzeln zu vergeben, kümmert sich ein Unternehmen um (fast) alles. Die Politik lobt den Vorschlag.
Die weiterführenden Schulen in Oberhausen leiden unter akutem Platzmangel. Deshalb ist die neue Gesamtschule bereits an den Start gegangen, bevor das Gebäude überhaupt steht: Im ehemaligen Niederrheinkolleg werden seit vergangenem Sommer mehr als 100 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Einige könnten nicht mehr in den Genuss der modernen Schule an der Knappenstraße kommen. Die Fertigstellung verzögert sich, der Termin wird immer wieder verschoben. Aktuell gehen die Fachplaner von 2029 aus. In vier Jahren könnten erste Schülerinnen und Schüler in den Räumen Platz nehmen.
Gesamtschule in Oberhausen sollte ursprünglich 85 Millionen kosten

Und nicht nur der Zeitplan ist durcheinander gebracht. Auch die Kosten sind enteilt. Der Bau verschlingt nach derzeitiger Schätzung fast das Doppelte der ursprünglich angedachten Summe. Nach aktuellem Stand fallen 157 Millionen Euro an. Als Gründe nennt die Verwaltung die allgemeine Kostensteigerung, aber auch die fortgeschrittene Planung. Zu den Anfangszeiten waren die Gebäudeteile deutlich kleiner. Als die Entwürfe konkreter wurden, wurde auch klar, dass die Schule mehr Fläche braucht.
Um die Kosten in den Griff zu bekommen, haben Fachleute der Servicebetriebe Oberhausen zwei Optionen miteinander verglichen: Den Bau nach der üblichen Art, also der Einzelvergabe, und den Bau durch einen Generalunternehmer. Die Firma verantwortet die komplette Errichtung. Rohbauarbeiten liegen in der Regel bei der Firma, für alle weiteren Gewerke greift sie auf ein Netz zurück, das sie sich erarbeitet hat. Die Auslagerung lassen sich solche Firmen allerdings etwas kosten: Etwa 10 Prozent der Gesamtsumme entfallen auf das Generalunternehmen, rund 15 Millionen Euro.
Oberhausen braucht dringend neuen Schulraum

Dafür erhofft sich die Stadt einen zügigen Bau. Denn die einzelnen Aufträge müssen nicht mehr ausgeschrieben und vergeben werden. Jede Menge Papierkram entfällt, alles liegt in einer Hand. Laut Schuldezernent Jürgen Schmidt hätten andere Kommunen bei ähnlichen Bauvorhaben gute Erfahrungen damit gemacht.
In ihrem Kostenvergleich kommen die Fachleute zum Ergebnis, dass beide Optionen gleich teuer sind. Einzig kritischer Punkt in der Vorlage für die Politik ist die Transparenz. Die Stadt, oder die für Schulen zuständigen Servicebetriebe Oberhausen, stehen nicht mehr in alleiniger Verantwortung. Das kann wiederum ein Vorteil sein, wenn es erneut zu Verzögerungen kommt.
Weiteren Zeitverzug kann sich Oberhausen eigentlich nicht leisten. Zwar laufen auch an anderen Standorten Planungen für Umbaumaßnahmen. So soll die Gesamtschule Weierheide großflächig ausgebaut werden und die Gymnasien Sophie-Scholl und Bertha-von-Suttner bekommen einen Anbau. Doch wirkliche Entlastung dürfte nur die Gesamtschule bringen. Wenn alle Jahrgänge gefüllt sind, lernen dort mehr als 1300 Schülerinnen und Schüler. Derzeit sind fast alle weiterführenden Schulen am Limit.
Linke fordert Bau weiterer Gesamtschulen
Der Linken Liste ist das nicht genug. Deshalb forderte sie im Schulausschuss per Antrag den Bau von weiteren Gesamtschulen. Der Antrag erfüllte aber nicht den formalen Vorgaben. Er hätte im Rat eingebracht werden müssen. Auf Abstimmung durch die CDU wurde der Antrag von der Tagesordnung genommen. An der grundsätzlichen Forderung halten die Linken aber fest.
Für die General-Vergabe gibt es indes viel Zustimmung. Die FDP findet die Idee gut, lehnt allerdings die Fortführung der Pläne ab. CDU und SPD sprechen sich für die Vergabe an einen Generalunternehmer aus. „Das ist sehr sinnvoll hinsichtlich des mächtigen Volumens“, sagte CDU-Sprecherin Gundula Hausmann-Peters im Schulausschuss.