Oberhausen. Hausbesitzer haben Angst, die Fördergelder könnten wegfallen. Sie wollen schnell eine Wärmepumpe haben. Die Verbraucherzentrale bietet Beratung.

Mit dem Heizungsgesetz hat die Ampel einst viele Hausbesitzer regelrecht aufgeschreckt. Sie hatten Sorge, ihre Heizung alsbald rausreißen zu müssen. Auch wenn die Vorgaben am Ende nicht so streng ausfielen, überlegen zahlreiche Eigentümer seither, wie sie ihre Heizsysteme recht zügig auf erneuerbare Energien umstellen sollen.

Aussage hat den Verkauf von Wärmepumpen regelrecht befeuert

Als nun im Wahlkampf aus der CDU Stimmen zu hören waren, die Fördergelder für die Wärmepumpe auf Eis legen wollten, hat das offensichtlich den Verkauf solcher Anlagen regelrecht befeuert. In der Tat sind beim Fördergeber, der KfW-Bank, aus dem gesamten Bundesgebiet im Dezember fast doppelt so viele Anträge wie noch im Vormonat eingegangen: Statt 18.513 waren es im Dezember 37.482. Über mehrere Monate davor lag die Zahl bei jeweils 14.000 und im Februar 2024, als die neue Förderkulisse startete, bei gerade Mal 1700.

Oberhausener Vertrieb eines Herstellers hat im Vergleich die höchsten Umsatzzahlen

Der Oberhausener Installateur Robin Brandt kann durchaus bestätigen, dass auch seine Kunden vermehrt eine Wärmepumpe eingebaut haben wollen und ausdrücklich auf die Förderung verweisen. Manch einer dränge gar auch auf einen baldigen Einbau, damit es für die Finanzspritzen nicht zu spät ist. Nun ist aber nicht Brandt allein, der von wachsender Nachfrage in Oberhausen spricht. Auch in der Oberhausener Niederlassung des Herstellers Stiebel Eltron steigen die Zahlen deutlich, der Standort ist laut Sprecher Henning Schulz der umsatzstärkste aller fünf Vertretungen in Deutschland.

Beim Oberhausener Installateur Robin Brandt melden sich derzeit zahlreiche Kunden, die sich recht schnell eine Wärmepumpe zulegen wollen.
Beim Oberhausener Installateur Robin Brandt melden sich derzeit zahlreiche Kunden, die sich recht schnell eine Wärmepumpe zulegen wollen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Ganz so eindeutig wie Brandt oder Stiebel Eltron es melden, zeichnet sie sich nicht in allen heimischen Betrieben ab, wie eine Nachfrage ergab. „Die meisten meiner Kunden wollen im Fall einer neuen Heizung bei Gas bleiben“, sagt unter anderem Florian Scheuer, Chef der Firma Wiegmann. „Die gewohnte Technik ist am Ende nur halb so teuer wie eine Wärmepumpe.“ Die Kosten für deren Kauf und Einbau liegen in etwa zwischen 28.000 und 40.000 Euro, die Preise für Gasheizungen schwanken je nach Aufwand wie beispielsweise einen Wärmeabgleich durchführen zu müssen zwischen 7.000 und 15.000 Euro.

Die Firma Stiebel Eltron, hier ein Foto von einer Hausmesse in Oberhausen: Das Interesse an Wärmepumpen ist deutlich gestiegen.
Die Firma Stiebel Eltron, hier ein Foto von einer Hausmesse in Oberhausen: Das Interesse an Wärmepumpen ist deutlich gestiegen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Ältere Eigentümer wollen Bestand fit für die Zukunft machen

Gerade ältere Leute, denen eine in Jahre gekommene Immobilie gehört, bevorzugen Gas, weil sie auch mit Blick auf die eigene Lebenserwartung nicht mehr so viel Geld in die Hand nehmen wollen, heißt es unter Fachleuten. Der Oberhausener Installateur Steffen Schiller wiederum weiß von Senioren, die genau umgekehrt argumentieren: Weil sie ihr Haus der Nachwelt mit entsprechenden Standards hinterlassen möchten, investieren sie in den Einbau einer Wärmepumpe.

Sein Betrieb verzeichnet zwar eine eher gleichbleibende Nachfrage, aber Kunden äußern schon ihre Sorgen, ob es denn wohl bei der Förderung von Wärmepumpen bleibt. Schiller hält die Gelder für dringend sinnvoll und notwendig, da Gerät und Einbau unter dem Strich und im Vergleich zu Gas das Doppelte an Kosten verursachen. Schon in der Vergangenheit hatte der Oberhausener sich für die alternative Variante starkgemacht, weil sie die Umwelt schont und durchaus in vielen Gebäude zum Einsatz kommen kann. Mitunter sind allerdings Sanierungen in kleinerem oder größerem Umfang erforderlich.

Steuer für CO2 könnte laut Experten in den nächsten Jahren drastisch steigen

Die jetzigen Zuschüsse von der KfW-Bank sind nach Worten des Stiebel-Eltron-Sprechers durchaus attraktiv, denn mit ihnen lassen sich bis zu 70 Prozent aller Kosten bis zu einer Summe von 30.000 Euro abdecken, betont Henning Schulz. Nun wird, wie er weiter ausführt, auch eine neue Bundesregierung kaum umhinkommen, den Ausstoß der Klimagase weiter drosseln muss. Das ergibt sich aus verbindlichen Gesetzen der Europäischen Union. Der Anteil des Wärmemarktes macht rund ein Drittel der Emissionen aus.

Es könnte nach Meinung von Experten also dazu kommen, dass die Co2-Steuer noch weiter ansteigt, allein auch schon um eine abschreckende Wirkung auf fossile Energieträger zu erreichen. Berechnungen des Münchener Forschungsinstitut MCC zufolge könnten in den kommenden 20 Jahren auf Besitzer von Gasheizungen zusätzlich 15.000 und 17.000 Euro zukommen, bei Ölheizungen liegt die Spanne zwischen 18.500 und 23.500 Euro. Wärmepumpenbesitzer sind hier klar im Vorteil, weil für sie die Steuer entfällt.

Kauf und Einbau einer Wärmepumpe ist fast doppelt so teuer wie die Installation einer neuen Gasheizung.
Kauf und Einbau einer Wärmepumpe ist fast doppelt so teuer wie die Installation einer neuen Gasheizung. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Bis 2040 sollen Heizungen zu 60 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden

In Verkaufsgesprächen zeigt sich allerdings oftmals eine Unsicherheit der möglichen Käufer, erklärt Schulz. Sie befürchten, dass Wärmepumpen auf Dauer doch unzureichend oder unpassend sein könnten. Bei ihren Bedenken ist ihnen vor allem die bevorstehende kommunale Wärmeplanung im Sinn, mit der Städte den Rahmen für die Heizungswende in ihrem Stadtgebiet abstecken sollen. Es zeichnet sich bereits jetzt ab, dass Nah- und Fernwärmenetze zum Zuge kommen werden. Wer nun eine Wärmepumpe installiert hat, könne aber nicht gezwungen werden, diese aufzugeben und sich einem der Netze anzuschließen, betonen sowohl Schulz als Installateur Brandt.

Städte wie Oberhausen (mit mehr als 100.000 Einwohner) müssen bis Mitte nächsten Jahres eine solche Planung vorlegen. Hausbesitzer sind dann in der Pflicht, ab 2029 den Anteil von erneuerbarer Energie in ihren Heizungsanlagen von 15 Prozent an nach und nach bis 2040 auf 60 Prozent zu steigern. Dafür kommen dann aber auch Kombinationen von Gas oder Öl mit Solartechnik ins Spiel. „Bei einer Wärmepumpe ist man sofort auf der sicheren Seite“, betont Brandt.

Verbraucherzentrale lädt Bürger zum Gespräch mit Experten ein

Wer sich noch weiter über die alternative Heiztechnik informieren und mit Experten sprechen will, hat dazu am Donnerstag, 13. Februar, von 16 bis 19 Uhr Gelegenheit. In der Zeit stehen telefonisch fünf Experten der Verbraucherzentrale Rede und Antwort: Harald Fonfara, Joel Grieshaber, Peter Kuscher, Felix Uthoff und Katja Weinhol. Die kostenfreie Rufnummer lautet: 0800/0909290.

Welche Zuschüsse Hauseigentümer beantragen können

Besitzer erhalten bei einem Heizungstausch für eine Luftwärmepumpe eine Förderung von 30 Prozent. Einen Bonus von 20 Prozent kommt obendrauf, wenn die Wärmepumpe eine mindestens 20 Jahre alte Gaszentralheizung oder eine alte Kohle-, Öl-, Nachtspeicher- oder Gasetagenheizung ersetzt. Aber: Die alte Heizung muss funktionieren, um den Bonus zu erhalten. Weitere 30 Prozent erhält ein Besitzer, wenn das zu versteuernde Jahreseinkommen aller Haushaltsmitglieder nicht mehr als 40.000 Euro beträgt. Dazu ist der Steuerbescheid des Finanzamtes erforderlich. Und noch mal fünf Prozent obendrauf gibt es dann, wenn die Wärmepumpe ein besonders klimafreundliches Kältemittel nutzt. Es werden unter dem Strich maximal 30.000 Euro an Investitionskosten berücksichtigt und die Fördersumme ist bei 70 Prozent insgesamt gedeckelt. Ein Eigentümer kann also höchstens 21.000 Euro bekommen.

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