Oberhausen. Mit der Kraft der Sonne soll die Energiewende gelingen. Nun liegt ein Ranking zum Engagement der Städte und Gemeinden vor. Oberhausen überrascht.

Damit es mit der Klimawende klappt, brauchen erneuerbare Energien eigentlich starken Rückenwind. Doch viele Städte hinken reichlich hinterher, wenn es um den Ausbau von Solaranlagen geht. So landet Oberhausen bei einem bundesweiten Ranking sehr weit hinten.

Nur ein geringer Prozentsatz der Solarenergie stammt von städtischen Gebäuden

Die Bundesregierung hat im Wonnemonat Mai ein ehrgeiziges Programm an den Start gebracht: Bis zum Jahr 2030 sollen in Deutschland 215 Gigawatt Energie durch die Kraft der Sonne entstehen. Die Städte mit ihren öffentlichen Gebäuden wie Rathäuser, Schulen, Kitas und Betriebshöfen könnten mit gutem Beispiel vorangehen und möglichst viele Paneele auf ihre Dächer montieren. Soweit die Theorie. Bislang nämlich befinden sich gerade mal 1,1 Prozent aller Solaranlagen zwischen Kiel und München auf Gebäuden von Städten und Gemeinden, hat das Unternehmen Viessmann Climate Solutions SE herausgefunden. Grundlage bildeten dazu zentrale Daten des Strom- und Gasmarktes (Marktstammdatenregister). Demnach erzeugen Industrie, Landwirtschaft und Privathaushalte nahezu vollständig die gesamte Sonnenenergie in Deutschland.

Auch wenn die Städte insgesamt nur einen kleinen Teil beisteuern, wollten die Experten aber doch wissen, in welchem Ausmaß sich einzelne Kommunen engagieren. Untersucht haben die Fachleute Städte mit mindestens 50.000 Einwohnern. Und in der Tat: Die Unterschiede sind ganz erheblich. Da ist zum Beispiel Kleve. In der niederrheinischen Kreisstadt befinden sich 4,7 Prozent aller Solaranlagen auf städtischen Gebäuden, bundesweiter Rekord, knapp dahinter liegt Offenbach mit 4,6 Prozent.

Die NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf schafft es mit 1,34 Prozent ins Mittelfeld (Platz 72) und Köln überspringt gerade noch so die 1-Prozent-Hürde: 1,07 Prozent und Platz 100. Bis man auf Oberhausen stößt, dauert es ein paar Klicks, denn für 0,56 Prozent kommt die Stadt nicht weiter als auf Platz 177. Ähnlich schneidet Nachbar Duisburg mit seinen 0,58 Prozent ab: Platz 172. Essen schafft es noch auf Rang 116 (0,94 Prozent).

Für Oberhausen weist das Zahlenwerk gerade mal 17 Anlagen aus

Verglichen hat das Unternehmen die Städte auch nach der absoluten Zahl ihrer Solaranlagen. Dass Berlin an der Spitze liegt, verwundert kaum: 543 Anlagen, München liegt auf Platz 2 mit 326 Anlagen und Stuttgart bekommt mit 253 noch Bronze. Auch bei diesem Ranking liegt Oberhausen weit hinten, weist die Statistik doch gerade mal 17 Anlagen aus.

Wie stellt sich nun die Stadt zu dem Ranking? Auf Nachfrage der Redaktion verwies sie auf die Vorlagen zu Ratsausschüssen. Danach will Oberhausen nach und nach auf allen Dächern städtischer Gebäude die Sonne anzapfen. Natürlich müssen die Voraussetzungen stimmen, insbesondere die Statik. Von den 58 Oberhausener Schulen beispielsweise kommen sechs aufgrund der Gegebenheiten nicht in Betracht.

Antwort der Stadt Oberhausen lässt Fragen offen

Vergangenes Jahr legte der Rat dann aber schon fest, mit welchen Gebäuden es losgehen soll. Dabei handelt es sich um die Astrid-Lindgren-Schule (Schladviertel), die Fasia-Jansen-Gesamtschule mit Zweigstelle Schönefeld und das Heinrich-Heine-Gymnasium. Diese Projekte sind demnach schon gestartet. Weitere acht sollen ab diesem Jahr folgen: Friedrich-Ebert-Realschule, Schule an der Oranienstraße, Königschule, Gesamtschule Osterfeld, Steinbrinkschule, Jacobischule, Marienschule und das Hans-Böckler-Berufskolleg. Offen bleibt durch die Antwort aus dem Rathaus allerdings, ob in den 17 Anlagen, die die Statistik aufführt, auch wirklich alle montierten Module auf öffentlichen Gebäuden enthalten sind.

Stadtweit haben Solaranlagen in Oberhausen eine Fläche von 24 Fußballfeldern

Schaut man auf alle installierten Solaranlagen in Oberhausen, wie es das Vergleichsportal Selfmade Energy aus Berlin regelmäßig unternimmt, ergibt sich folgendes Bild: Inzwischen sind 2705 von ihnen montiert, davon kamen 285 im zweiten Quartal 2024 dazu. Mittlerweile machen sie eine Fläche von ungefähr 24 Fußballfeldern aus. Wenig verwunderlich belegt Berlin mit rund 24.400 Anlagen (204 Fußballfelder) den ersten Platz, München kommt mit 12.800 Anlagen (99 Fußballfelder) auf Rang zwei. Die Oberhausener Sonnenkraftwerke erzeugen eine Leistung von 37 Megawatt, womit sich der jährliche Stromverbrauch von 74.000 Haushalten decken lässt. Gemessen an der Leistung belegt Oberhausen von 2050 verglichenen Städten Platz 312.

Ganz anders sieht es bei der Anzahl der Anlagen pro 1000 Einwohner aus. Da kommt Oberhausen nicht über Platz 2006 hinaus. Unter den Metropolen ist hier Dortmund Spitzenreiter mit 16 PV-Anlagen, die rote Laterne hat die Stadt Frankfurt am Main mit fünf Anlagen je 1000 Einwohner.

Mehr zum Thema Solarenergie