Oberhausen. Die Ermittlungen nach dem Großfeuer am Centro sind eingestellt, weil das Gebäude nicht sicher ist. Brandursachenermittler erklärt Vorgehen.
- Der Großbrand am Centro bleibt wohl ungeklärt
- Das Gebäude ist einsturzgefährdet, Experten können nicht herein
- Brandursachenremittler nennt Methoden und Vorgehen
Es war einer der größten Feuerwehreinsätze des vergangenen Jahres: Kurz vor Weihnachten brach an der Centro-Promenade ein Brand im ehemaligen China-Restaurant „Pagoda“ aus. Viele Menschen rätseln seit dem, was das riesige Feuer ausgelöst hat. Eine offizielle Antwort wird es wohl nicht mehr geben: Die Ermittlungen sind eingestellt.
Laut der zuständigen Staatsanwaltschaft Duisburg ist das markante Gebäude einsturzgefährdet. Ein Statiker hat festgestellt, dass es nicht ohne erhebliche Gefahr für Leib und Leben betreten werden könne. Weitere Ermittlungen eines Sachverständigen vor Ort seien deshalb nicht möglich. In den sozialen Netzwerken wurde daraufhin diskutiert: Gibt es nicht moderne Technik, mit der selbst solche Gebäude erkundet werden können?
Wohnkomplex in Essen abgebrannt - Polizei setzt Roboterhund ein
Als 2022 ein Flammeninferno einen Wohnkomplex in der Essener Innenstadt vernichtete und fast hundert Menschen ihr Zuhause nahm, setzte die Polizei bei der Ursachenermittlung einen sogenannten Roboter-Hund ein. Der 100.000 Euro teure Vierbeiner der US-Firma Boston Dynamics ist mit einer 360-Grad-Kamera ausgestattet. „Herbie“ machte in der Brandruine an der Bargmannstraße Aufnahmen, damit die Ermittler der Ursache für den verheerenden Brand auf die Spur kommen.
Solche Roboterhunde könnten durchaus zum Einsatz kommen, bestätigt Brandursachenermittler Markus Knorr aus Velbert. Um die Ursache zu erforschen, sei der Einsatz von moderner Technik nicht unüblich. „Ich setze regelmäßig eine Drohne ein, um ein Gebäude nach einem Brand von außen zu betrachten. Drohnen liefern dabei Bilder von größeren, schwer zugänglichen Bereichen.“
Großbrand am Centro: So gehen Ermittler bei einsturzgefährdeten Gebäuden vor
Markus Knorr arbeitet sowohl für Gerichte als auch für Privatkunden. Das Betreten von einsturzgefährdeten Gebäuden sei keine Seltenheit. „Gebäude sind nach einem Brand häufig einsturzgefährdet. Im Regelfall betreten Brandursachenermittler diese auch - natürlich unter Einhaltung größtmöglicher Sicherheit.“ Die Ursachenermittlung berge immer ein gewisses Risiko: „Brandorte bringen unzählige Gefahren mit sich. Das Wichtigste für meine Arbeit ist meine eigene Beurteilung.“ Das Gutachten eines Statikers kann hinzugezogen werden, sofern es vorliegt. Knorr stützt sich ansonsten auf seine jahrelange Erfahrung als Brandursachenermittler und auf die Analyse im Team.
„„Gebäude sind nach einem Brand häufig einsturzgefährdet. Im Regelfall betreten Brandursachenermittler diese auch – natürlich unter Einhaltung größtmöglicher Sicherheit.“
Brandursachenermittler verfolgen das Ziel, den Brandherd zu identifizieren. Dies geschieht nicht nur durch Begehung, sondern durch die Auswertung von allen Quellen: Fotos und Videos und Zeugenaussagen können ebenso relevant sein wie Wärmebild-Aufnahmen der Feuerwehr. Im Gebäude selbst suchen Brandursachenermittler wie Markus Knorr nach forensischen Spuren. Typisch sind hierfür etwa Verkohlungen, Messungen, die auf Rückstände von Brandbeschleunigern hinweisen, oder Brandmuster wie Abplatzungen. Der Ingenieur greift dafür auf seine Kenntnisse in Chemie und Physik zurück. „Man kann nicht alle Fälle aufklären“, sagt Markus Knorr. „Manchmal vernichten der Brand oder andere Umstände auch zu viele Spuren. Aber auch in solchen Fällen kann man mehr aufklären, als man denkt, und am Ende beispielsweise den Ursprungsbereich eingrenzen.“
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