Oberhausen. Am jährlichen Beteiligungsbericht der Stadt Oberhausen dürfte viele interessieren, wie viel Geld die Chefs von Sparkasse, EVO & Co. erhalten.
- Ein Mal im Jahr veröffentlicht die Stadt Oberhausen die Gehälter der Stadtmanager
- Zu dieser Transparenz ist die Stadt gesetzlich verpflichtet
- Aus dem Bericht geht hervor: Viele Stadtmanager erhalten deutlich mehr Geld als der Oberbürgermeister
Wie viel Euro verdienen eigentlich die verantwortlichen Macherinnen und Macher in den Unternehmen, die kommunal betrieben oder zumindest städtisch beeinflusst sind? Wer direkt oder indirekt mit Steuern und Abgaben der Bürger hantiert, der ist der Öffentlichkeit auch Rechenschaft über die Verwendung schuldig - und deshalb gibt es seit dem Jahr 2010 ein Landesgesetz in NRW, das auch bei den Gehältern aller Stadtmanager für Transparenz sorgt.
Nach den Regelungen dieses Gesetzes für öffentliche NRW-Unternehmen (Neufassung § 108 Abs. 1 Nr. 9. GO NRW) sind grundsätzlich die Bezüge der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates im Jahresabschluss auszuweisen - auch für Stadtwerke, Energieversorger und Sparkassen.
Im Oberhausener Vergütungsbericht fehlen Informationen zu Dienstwagen und Pensionen
So legt die Stadtspitze der Politik im Rat Jahr für Jahr einen aktualisierten Bericht über ihre Beteiligungen vor. Dieser umfasst diesmal 427 Seiten. Er enthält neben den Vergütungen der Manager vor allem aber die Geschäftsberichte der über 40 Oberhausener Beteiligungsfirmen – mit allen wichtigen Kennzahlen, Rückblicken und Prognosen zur künftigen Wirtschaftsentwicklung. Da die Kommunen mit ihrem vollständigen Beteiligungsbericht immer abwarten, bis alle einzelnen Geschäftsberichte der städtisch geprägten Unternehmen veröffentlicht sind, handelt es sich bei den Daten der dicken Schwarte um die Infos aus dem Jahr davor, hier also das Jahr 2023.
Im Unterschied zum Beteiligungsbericht der Stadt Essen weist der Oberhausener Beteiligungsbericht aber im sechsseitigen Vergütungsbericht 2023 (Seiten 397 bis 402) bedauerlicherweise nicht die Dienstwagen-Regelung und Pensionsaufwendungen für die Stadtmanager aus. Immerhin sind auf diesen Seiten neben den Manager-Gehältern auch sämtliche Aufwandsentschädigungen für die Aufsichtsratsmitglieder der Stadtgesellschaften notiert - Name für Name.
Welche Trends lassen sich aus den Gehaltsangaben erkennen? Wer als junger Mensch überlegt, sich auf der kommunalen Ebene städtischer Betriebe zu engagieren, sollte die Welt der Finanzen, der Energie oder der Müllbeseitigung anstreben, wenn er überdurchschnittlich viel Geld verdienen möchte.
Mit Blick auf die Top-Gehälter sollte dieser junge Mensch eher einen Bogen um die Kultur machen, auch wenn diese Manager nun wahrlich auch nicht schlecht verdienen: 112.000 Euro für den nun ausscheidenden Kurzfilmfestivalleiter Lars Henrik Gass und 134.000 Euro für Jeanette Schmitz, die Chefin der höchsten Ausstellungshalle Europas ist und die Erfolgsschauen im Gasometer zu verantworten hat.
Wie viel verdient man als Chef der Stadtsparkasse?
Doch das ist vergleichsweise wenig, wenn man nur die Zahlen der örtlichen Banken-Chefgehälter betrachtet: 360.000 Euro für Oliver Mebus, den Vorstandsvorsitzenden der Stadtsparkasse Oberhausen, und gut 328.000 Euro für seinen Stellvertreter Thomas Gäng. Im Vergleich zum Jahr 2022 hat Mebus gut 5000 Euro zugelegt, Gäng sogar rund 14.000 Euro.
Dagegen überspringen die beiden Manager der Energieversorgung Oberhausen (EVO), die sich zur Hälfte im Eigentum der Stadt Oberhausen und zur Hälfte im Eigentum des EON-Konzerns befindet, die 300.000-Euro-Marke nicht. Timm Dolezych verdient mit 253.000 Euro weniger als sein Vorgänger Hartmut Gieske (rund 300.000 Euro), sein Kollege Christian Basler ist mit über 226.000 Euro dabei. Beide erhalten jedenfalls mehr Geld als Oberbürgermeister Daniel Schranz, der als Chef der über 3000 Rathaus-Bediensteten und oberster Repräsentant der Stadt regulär 176.000 Euro im Jahr überwiesen bekommt.
Wer eine ganze Müllverbrennungsanlage steuert, kann ebenfalls mit über 200.000 Euro nach Hause gehen: Die Liricher Müllverbrennungsanlage GMVA, die sich im Besitz der Stadt und dem privaten Entsorger Remondis befindet, leistet sich gleich drei Manager, die zusammen immerhin über 600.000 Euro im Jahr verdienen. An der Verdienstspitze ist hier Frank Nachtsheim mit 233.000 Euro, dahinter liegen Michaela Schröder mit 189.000 Euro und Adrian Richter mit 181.000 Euro.
Auch wer sich um die Sauberkeit der Stadt kümmert, wie Andreas Kußel, kann sich über sein Gehalt mit über 220.000 Euro eigentlich nicht beklagen. Kußel war dafür allerdings 2023 auch Mitgeschäftsführer von zwei Unternehmen, den Wirtschaftsbetrieben Oberhausen (WBO) und den Servicebetrieben Obehausen (SBO). Julia Hadrossek, Geschäftsführerin der Wirtschaftsbetriebe WBO, erhielt deshalb mit knapp 152.000 Euro deutlich weniger.
236.000 Euro für den Manager des öffentlichen Nahverkehrs
Fast ein Geheimtipp für junge Leute ist es da, sich um eine Spitzenkarriere in den öffentlichen Verkehrsbetrieben zu kümmern: Wer den öffentlichen Nahverkehr als Manager steuert, verdient mit 236.000 Euro sogar mehr als mancher Energiemanager - wie Werner Overkamp, langjähriger Geschäftsführer der Stoag.
Im Übrigen gilt bei Manager-Gehältern das Gleiche wie bei Löhnen insgesamt: Die erstaunlich stark auseinanderfallenden Verdiensthöhen in den diversen Branchen sind historisch gewachsen - und hängen bei Managern auch davon ab, wie diese in der Privatwirtschaft der jeweiligen Sektoren verdienen würden. Denn bei der Suche nach Spitzenkräften stehen alle Kommunen auch in Konkurrenz zu Unternehmen in der Privatwirtschaft. Die Verdiensthöhe hängt damit nicht unbedingt von dem Ausmaß des Berufsrisikos oder des Arbeitsanfalls als Manager ab.
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