Oberhausen. Die Oberhausener Verkehrsbetriebe wechseln ihre Busse aus. Doch die Stromer allein reichen nicht. Es bedarf einer neuen Zentrale und die kostet.
Die Stoag stellt ihre Busflotte komplett von Diesel auf Strom um. Bis 2032 sollen nur noch Stromer die Fahrgäste befördern, Dieselbusse kommen aufs Altenteil. Dieses Ziel haben sich die Verkehrsbetriebe selbst gesetzt. Allerdings sitzt ihnen auch der Gesetzgeber im Nacken, der den Unternehmen Fristen vorgibt. Nach EU-Recht müssen bis 2035 alle Dieselbusse aus dem Verkehr gezogen sein und - auch das ist eine wichtige Vorgabe - ab 2030 darf der Anteil der Verbrenner nur noch zehn Prozent betragen.
Rund 30 E-Busse kommen während der nächsten zwei Jahre in Oberhausen an
Folglich steht die Stoag unter Zugzwang und hat deshalb mit der Umrüstung begonnen. 15 neue E-Busse sollen nächstes Jahr durch Oberhausens Straßen rollen, 2026 kommen 23 weitere hinzu. Nach und nach soll sich der Austausch fortsetzen, bis schließlich alle rund 130 Busse mit elektrischer Energie auf Achse sind. Damit der Umstieg auf Strom und erneuerbare Energie vonstattengehen kann, reicht ein Auswechseln der Flotte allein keineswegs aus. Das Unternehmen muss auch an das Herzstück im gesamten System ran: den Betriebshof an der Max-Eyth-Straße im Stadtteil Buschhausen.
Dieser ist nämlich in die Jahre gekommen, stammt noch aus den 1970ern. Machbarkeits- und Wirtschaftlichkeitsstudien haben ergeben, dass Umbau oder Sanierung zu kurz greifen würden, damit er heutigen Ansprüchen genügt. Zwei von zahlreichen Kriterien: Es muss ausreichend Platz für E-Ladesäulen vorhanden sein, damit die Busse in den Ruhezeiten wieder Kraft tanken können. Ferner braucht das Unternehmen ein Stromnetz, das für den hohen Bedarf an Elektrizität ausgelegt ist. Nach eingehender Prüfung stand der Entschluss fest: Der Großteil des Betriebshofes wird abgerissen, stehen bleiben soll lediglich der noch recht neue Verwaltungsteil.
Auf das Dach des neuen Oberhausener Depots lässt die Stoag Photovoltaikanlagen montieren
Mit dem Neubau lassen sich dann gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Beispielsweise verlangen die Brandschutzverordnungen ihren Tribut. Auf Dauer hätte das jetzige Gebäude ohnehin saniert werden müssen, um die Auflagen zu erfüllen. Nun wird der künftige Betriebshof gleich nach den aktuellen Bestimmungen errichtet. Damit lassen sich dann auch neue bautechnische Anforderungen erfüllen, um schließlich eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Betriebshofes zu installieren. Die Stoag will die Sonne anzapfen, sollen die Paneele doch zumindest einen Teil des Strombedarfs mit erneuerbarer Energie decken. Damit angesichts der erforderlichen Riesenmengen auch ausreichend Strom zum Betriebshof fließen kann, stehen noch Gespräche mit dem Versorger EVO an.
Der Abriss des jetzigen Komplexes soll voraussichtlich im Jahr 2027 beginnen, und es wird einige Zeit dauern, bis das Gelände vollständig abgeräumt ist. Anschließend können dann die Bauarbeiter anrücken, um das neue Depot mit Bushalle und Werkstatt hochzuziehen. Danach sind die Handwerker gefragt, um alle weiteren Arbeiten zu erledigen, von der gesamten Technik bis hin zu den sanitären Anlagen.
Die bestellten Busse für Oberhausen kosten schon rund 23 Millionen Euro
Nach bisherigen Kalkulationen veranschlagen die Verkehrsbetriebe rund 80 Millionen Euro für den Neubau. Sprecher Jens Hüsgen betont aber deutlich, dass es sich um Schätzungen nach dem heutigen Stand handelt. Zahlreiche Bauprojekte in Oberhausen und andernorts zeigen überaus deutlich, wie schnell solche Zahlenwerke nur noch Makulatur sind.
Im Übrigen kommt nicht nur der Neubau dem Unternehmen teuer zu stehen, auch die E-Busse kosten richtig Geld. Allein schon die 31 bestellten neuen E-Busse, die nächstes und übernächstes Jahr eintreffen sollen, verschlingen fast 23 Millionen Euro. Da sich nach jetzigem Stand der Bund aus der Förderung für die Busse zurückzieht, die 2026 kommen sollen, muss die Stoag mit zehn Millionen Euro einen viel höheren Eigenanteil schultern als gedacht. Möglicherweise werden aber die Karten nach der Bundestagswahl im Februar neu gemischt, je nachdem welche Parteien die Regierung bilden.
Auf dem Oberhausener Parkplatz gleich nebenan werden Ladesäulen aufgestellt
Bei ihren Planungen für das Mammutprojekt stellte sich der Stoag im Übrigen noch eine weitere Hürde: Um die neuen Busse zu laden, wäre es wohl wenig sinnvoll, Ladepunkten in dem jetzigen Betriebshof einzubauen. Deshalb lässt das Unternehmen sie jetzt auf dem freien Platz nebenan aufstellen, das der SBO gehört, den Servicebetrieben Oberhausen.
In Kürze sollen nun die Planungen Form annehmen. Die Stoag hat das Projekt ausgeschrieben, um Fachleute zu finden, die ein Konzept für das Vorhaben entwickeln.