Oberhausen. Die Oberhausener Verkehrsbetriebe Stoag werben für das Bezahlen der Tickets per Handy-App. Ein Besuch im Kundencenter: So funktioniert „Eezy“.
Der Fahrgast steigt in den Bus ein, löst aber kein Ticket und hat auch keine Fahrkarte in der Tasche. Dennoch geht alles mit rechten Dingen zu, denn der Stoag-Kunde nutzt ein neues Bezahlsystem. Es trägt den Namen „Eezy“. Der Verkehrsbetrieb bewirbt das Modell verstärkt, möchte deutlich mehr Menschen dafür gewinnen.
Aber was hat es damit eigentlich auf sich und vor allem: Wie funktioniert es? Die Redaktion hat sich dazu mit zwei Expertinnen des Stoag-Kundencenters am Hauptbahnhof Oberhausen getroffen: Enza Balbo, zuständig für den digitalen Vertrieb, und Melek Uslucuk, Betreuerin der Kundencenter.
Digitales Ticket des Oberhausener Busbetriebs rechnet kilometergenau ab
Mit Eezy bekommt der Fahrgast die Möglichkeit an die Hand, seine Bustouren kilometergenau abzurechnen und zu bezahlen, erläutert Balbo. Darüber hinaus sei es für den Kunden einfach und bequem, mehr oder minder nur per Klick eine Tour antreten zu können.
Wer nun Eezy nutzen will, der braucht auf jeden Fall ein Handy und muss sich die App der Stoag auf das Smartphone herunterladen. In einem weiteren Schritt ist es erforderlich, GPS einzuschalten und sich für eine Bezahlform zu entscheiden. Entweder wird der Fahrpreis direkt vom Konto abgebucht, auch die Kreditkarte oder Paypal sind möglich. Sind die wichtigsten Voraussetzungen geschaffen, kann der Kunde mit Eezy starten.
System errechnet für die Kunden die preisgünstigste Variante
Der nächste Schritt ist von seinem Umfang her sehr überschaubar. Denn der Fahrgast muss lediglich in der App den Button „Check-in“ antippen und schon ist sein „Ticket“ gelöst. Wohin die Fahrt gehen soll, an welcher Haltestelle der Kunde aus- oder umsteigen will, spielt keine Rolle, erklärt Melek Uslucuk. Vom Moment des Einloggens an zählt im übertragenen Sinn das System jeden Kilometer (Luftlinie) mit. Zudem erhält der Kunde in seiner App ein digitales Ticket, also den Nachweis für seine Fahrtberechtigung, die er einem Kontrolleur vorzeigen kann.
Falls der Passagier in eine andere Linie wechselt, erfordert das keineswegs dessen Zutun. Die Technik erkennt den Weg und addiert die weiteren Kilometer. Steigt der Fahrgast aus, heißt es auschecken. Bevor Balbo und Uslucuk im Gespräch darauf eingehen, was passiert, wenn der Kunde das Auschecken vergisst, erläutern sie an Beispielen, wie Eezy abrechnet und welche finanziellen Vorteile dabei herausspringen können.
Konkrete Beispiele: Welche Preisvorteile das digitale Ticket bietet
Beispiel-Route 1: Die Fahrt führt vom Oberhausener Hauptbahnhof zum Olgapark. Ein Einzelticket kostet 3,30 Euro, Preisstufe A2. Mit Eezy wird es billiger: 2,72 Euro. Die Summe setzt sich aus dem Grundpreis von 1,64 Euro und vier Kilometern (je 0,27 Euro) zusammen (ab 1.1. sind es 1,73 Euro Grundpreis und 0,29 Euro pro Kilometer).
Beispiel-Route 2: Die Fahrt beginnt bei MAN in Sterkrade und endet in Mülheim-Styrum. Für ein Einzelticket zahlt der Kunde sieben Euro (Preisstufe B), mit Eezy sind es 3,53 Euro. Der Betrag besteht aus dem Grundpreis von 1,64 Euro und 1,89 Euro für die sieben Kilometer Entfernung.
Beispiel-Route 3: Die Strecke führt vom Hauptbahnhof zur Neuen Mitte. Hier kommt sofort die preisgünstigere Variante des Kurzstreckentickets zum Tragen. Das System berechnet dem Kunden also 2,10 Euro. Nach Eezy-Tarif wären angesichts einer Entfernung von vier Kilometern 2,72 Euro fällig gewesen.
Wenn der Kunde der Oberhausener Verkehrsbetriebe das Auschecken vergisst
„Im Hintergrund läuft bei Eezy stets ein Vergleich, was ein Kunde im Fall eines einzelnen Tickets aufbringen müsste“, erläutert Enza Balbo. Falls das finanziell günstiger sein sollte als die Berechnung pro Kilometer stellt das System die preiswertere Variante in Rechnung“, erläutert die Expertin. Darüber hinaus achtet Eezy auch darauf, wie hoch an einem Tag der Gesamtbetrag ausfällt. Die Ausgaben für 24 Stunden sind auf 27,40 Euro gedeckelt. Teurer kann es an einem Tag nicht werden, egal wie viel der Kunde fährt. Darüber hinaus gibt es auch noch einen Monatsdeckel, der momentan bei 49 Euro liegt, dem Preis für das Deutschlandticket.
Was aber passiert nun, wenn der Fahrgast nach dem Aussteigen vergisst auszuchecken? Wenn das System nach rund einer halben Stunde keine Fahrtbewegung mehr verzeichnet, erhält er per Nachricht, dass er den Ausstieg noch nicht gemeldet habe. Nach sieben Stunden checkt Eezy den Kunden automatisch aus. In solchen Fällen kann sich der Kunde aber dann, betonen sowohl Enza Balbo als auch Melek Uslucuk, an die Stoag wenden. „Wir sehen dann zu, dass der Kunde nur für die wirklich gefahrene Strecke den Preis bezahlen muss“, sagen beide.
Kunden können in Oberhausen auch das Rad mitnehmen und 1. Klasse fahren
Möchte der Fahrgast auf der Tour ein Fahrrad mitnehmen, kann er es für einen Pauschalpreis von 3,80 Euro dazubuchen. Möchte der Kunde statt in der 2. in der 1. Klasse fahren, steht dem außer einem Aufpreis um 50 Prozent auf Grund- und Kilometerpreis nichts im Wege. Eezy gilt im Übrigen nicht nur bei der Stoag, sondern auch in den Gebieten des Verkehrsverbundes Rhein Ruhr (VRR), Aachener Verkehrsverbund (AVV) und Verkehrsverbund Rhein-Sieg und Westfalen.
Wer nun ein erstes Mal den digitalen Fahrschein nutzt, mag am Anfang etwas irritiert sein. Denn es ploppt der Hinweis auf, dass zehn Euro reserviert werden. Dies ist als eine Art Kaution zu verstehen und dient im Zahlungsverkehr zur Überprüfung, ob der Kunde überhaupt genügend Geld auf dem Konto hat. Die eigentliche Abrechnung des Fahrpreises erfolgt am Ende der Fahrt. Um alle Touren nachhalten zu können, erhält die Nutzerin/der Nutzer eine Mail mit allen Angaben zur Fahrt.
Um für Eezy die Werbetrommel zu rühren, startet die Stoag ab Anfang Dezember eine neue Aktion, die bis Monatsende dauert und „2 für 1“ heißt: Zwei Personen können zum Preis von einer Person mit dem Bus fahren.
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