Oberhausen. Lange Zeit herrschte Rätselraten, jetzt gibt es Klarheit: Das Grundstück für das neue Oberhausener Präsidium ist ausgemacht. Das hat Folgen.

Schon seit längerem herrscht großes Rätselraten darüber, wo das neue Polizeipräsidium in Oberhausen entstehen könnte. Das altehrwürdige Gebäude am Friedensplatz möchte die Polizei verlassen, es entspricht nicht mehr den Anforderungen. Zudem halten sich Mutmaßungen, wonach zwei weitere Behörden ebenfalls umziehen wollen. Gemeint sind die beiden Finanzämter. Denn schon seit Jahren heißt es, dass eine Stadt wie Oberhausen den Fiskus nicht im Doppelpack braucht, ein Standort dürfte auch reichen. Mittlerweile scheinen aber sowohl die Weichen für die Polizei als auch die beiden Finanzbehörden gestellt zu sein, wobei sich überraschende Lösungen abzeichnen.

Kfz-Zulassungsstelle zieht ins Rathaus von Oberhausen-Sterkrade

Zunächst einmal zum Präsidium: Das historische Gebäude steht mit seinem Alter von 100 Jahren unter Denkmalschutz, ist aber inzwischen für die Polizei viel zu klein und erfüllt schon längst nicht mehr heutige Ansprüche.

Nun steht nach einem kürzlichen Ratsentscheid fest, dass es wohl zu der Lösung kommt, die häufiger aufploppte. Das neue Präsidium soll auf dem Grundstück entstehen, auf dem jetzt noch die Kfz-Zulassungsstelle beheimatet ist. Im kommenden Sommer wechselt sie zum Sterkrader Rathaus und verlässt die jetzige Unterkunft nahe des Concordiahauses in Lirich. Der Behördentrakt ist in die Jahre gekommen. Auf Dauer soll wohl der Abriss erfolgen, heißt es.

Kfz-Zulassung in Oberhausen
Ganz nah zum Kreisel (Hansastraße, Concordiastraße, Am Förderturm) liegt das Gelände für das neue Polizeipräsidium. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Grundstück für die neue Polizeizentrale in Oberhausen reserviert

Die Polizei in NRW hat den Neubau des Präsidiums europaweit ausgeschrieben. Dem Sieger des Wettbewerbsverfahrens soll das gesamte Areal zur Verfügung gestellt werden, heißt es in einer Antwort aus dem Rathaus. Wie die Verträge genau gestaltet sein werden, dazu gibt es momentan noch keine öffentlichen Informationen. Damit bleibt derzeit noch unbeantwortet, ob der Investor die Fläche kauft, pachtet oder anmietet und zu welchen Preiskonditionen dies geschehen soll.

Deutlich hebt Stadtsprecher Frank Helling aber hervor, dass bis zu einer endgültigen Entscheidung, welcher Investor den Zuschlag bekommt, die „Stadt keine andere Grundstücksdisposition treffen wird“. Das bedeutet: Das Gelände soll bis dahin für die Polizei reserviert bleiben. Damit dürften auch Pläne vom Tisch sein, die einen Umzug in die Neue Mitte, ganz in die Nähe des Centros, vorsahen. Als diese Absichten Anfang 2023 bekannt wurden, folgte sofort laute Kritik. Der Standort sei aufgrund seiner Entfernung zur Innenstadt vollkommen ungeeignet, hieß es damals.

Fast 100 Jahre alt ist das Gebäude des Oberhausener Polizeipräsidiums.
Fast 100 Jahre alt ist das Gebäude des Oberhausener Polizeipräsidiums. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Polizei wechselt vorerst in ein Übergangsquartier auf Ex-Babcock-Gelände

Wie zu erfahren war, sollen mittlerweile zwei Unternehmen ein Interesse an dem Bau des Präsidiums bekundet haben. Die Stadt als auch die Polizei wollen sich zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht zu weiteren Details äußern. Platz soll der neue Trakt für insgesamt 380 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Polizei in Oberhausen bieten, die teilweise im Schichtdienst arbeiten, erläutert Polizeisprecherin Luisa Lakhal.

Der Großteil der Bediensteten hat allerdings schon längst das Polizeigebäude am Friedensplatz verlassen und bereits Räume auf dem ehemaligen Babcock-Gelände an der Duisburger Straße 375 (Gewerbepark Quartier 231) bezogen. In den Gebäudekomplex soll Anfang nächsten Jahres noch die Wache und der Gewahrsam folgen. Dafür sind noch Umbauarbeiten erforderlich, die andauern.

Landesbetrieb und Finanzämter in Oberhausen unter einem Dach vereint

Dass die Beamten erst in ein Übergangsquartier wechseln müssen, bis für sie der Neubau bereitsteht, hängt mit den Plänen des Bau- und Liegenschaftsbetriebs des Landes NRW zusammen. Der Behörde, zuständig für die gesamte Verwaltung landeseigener Gebäude, gehört das altehrwürdige Polizeipräsidium und sie möchte es selbst nutzen. Einziehen sollen dort rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Duisburger Regionalniederlassung, die das BLB in der Oberhausener Nachbarstadt aufgibt. Es ist eine von mehreren Zweigstellen. Weitere befinden sich in Aachen, Bielefeld, Dortmund, Köln und Münster.

Nun will das BLB aber nicht nur für seine eigenen Leuten neue Büros schaffen. Wie Sprecherin Liane Karsten erklärt, sollen dort auch die beiden Oberhausener Finanzämter zusammengelegt werden und künftig auch eine Einheit bilden, die Trennung in Nord und Süd hat ein Ende. Die insgesamt 230 Beschäftigten werden dann demnächst ebenfalls als Dienstadresse den Friedensplatz haben. Eine Reihe von Steuerzahlern werden sich durch die Fusion auf neue Steuernummern einstellen müssen.

Friedensplatz: Aufwendige Sanierung im denkmalgeschützten Gebäude

Bis Umzugskartons gepackt werden, geht aber noch einige Zeit ins Land. Denn auch für das BLB und die Finanzämter ist das Präsidium im jetzigen Zustand nicht geeignet. Um eine aufwendige Sanierung kommt man nicht herum, die aber wohl ihre Tücken haben dürfte. Angesichts des Denkmalschutzes sind jede Menge Vorgaben zu beachten, die bis hin zur Farbe von Geländern reichen. Zugleich soll der Umbau nach modernen Standards der Energieeffizienz erfolgen, erklärt die Sprecherin. Auch die Ansprüche an die Arbeitsplätze müssen aufgrund geltender Richtlinien modernen Standards entsprechen.

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Wird es aber nicht reichlich eng in dem Gebäude, wenn demnächst dort 530 Beschäftigte (300 vom BLB und 230 aus den Finanzämtern) dort tätig sind statt derzeit 380 Bedienstete? Zum einen müsse man berücksichtigen, dass derzeit zum Präsidium nicht nur Büros, sondern auch Umkleiden, Lager und vieles mehr gehöre, so die Sprecherin. Das alles werde künftig nicht mehr gebraucht. Zum anderen sind Mitarbeiter zum Teil im Home-Office tätig, einige Beschäftigte „teilen“ sich Stellen. Zudem können auch so genannte Co-Working-Spaces mit mehreren Arbeitsplätzen in einem Raum entstehen. An dem Konzept werde momentan noch gefeilt, heißt es.

Zukunft der beiden Finanzamt-Standorte in Oberhausen noch ungewiss

Nach den ursprünglichen Zeitplänen soll das runderneuerte Gebäude bis zum Jahr 2027 in neuem Glanz erstrahlen. Ob sich diese Perspektive aber halten lässt, soll inzwischen fraglich sein. Die Kosten stehen laut der Sprecherin erst zum Abschluss des Projektes fest. In der europaweiten Ausschreibung für die Instandsetzung des Gebäudes wird der Wert des Projektes mit sechs Millionen Euro beziffert.

Das Finanzamt Oberhausen Süd an der Schwartzstraße: Die Bediensteten sollen demnächst - wie ihre Kolleginnen und Kollegen vom Finanzamt an der Gymnasialstraße - in das Gebäude des heutigen Polizeipräsidiums wechseln.
Das Finanzamt Oberhausen Süd an der Schwartzstraße: Die Bediensteten sollen demnächst - wie ihre Kolleginnen und Kollegen vom Finanzamt an der Gymnasialstraße - in das Gebäude des heutigen Polizeipräsidiums wechseln. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Was mit den beiden vorhandenen Finanzämtern geschieht, lässt Liane Karsten noch offen. Die zwei Bürotrakte, an der Gymnasialstraße in Sterkrade und der Schwartzstraße in Alt-Oberhausen, gehören wie das Präsidium dem BLB. Zum einen prüft die Behörde, ob dort andere Einrichtungen untergebracht werden können, zum anderen wird aber auch über einen Verkauf der Gebäude nachgedacht.

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