Oberhausen. Es locken Konzerte, Disco und Vereine. Doch beim Zentrum Altenberg in Oberhausen läuten die Alarmglocken. Baustellen bereiten massive Probleme.
Das Zentrum Altenberg ist aus dem Oberhausener Veranstaltungskalender kaum wegzudenken. Unmittelbar hinter dem Oberhausener Hauptbahnhof locken Diskotheken-Abende, Partys und besondere Festivals. Zuletzt gab im Walzenlager-Kino sogar US-Star Jen Pop ein kuscheliges Club-Konzert. Doch den Machern im soziokulturellen Zentrum Altenberg ist trotz des attraktiven Programms nicht nach Lachen zumute. „Bei uns schrillen die Alarmglocken. Wir haben zum Glück kleinere Rücklagen, damit wir nicht morgen den Laden zumachen müssen“, sagt Christoph Kaiser, Sprecher des Vorstandes, eindringlich.
Warum die Initiatoren sich in größter Sorge befinden, ist auf dem sonst so breiten Hof zwischen Hansastraße und Altenberger Straße deutlich zu erkennen. Bauzäune versperren Zugänge. Absperrgitter trennen Wege und Gebäudeteile. Gleich mehrere Baustellen behindern den einfachen Zugang zu den Veranstaltungsstätten. Besucher müssen sich stattdessen durch einen ständig wechselnden Irrgarten von Fußwegen schlängeln.
Zentrum Altenberg in Oberhausen: Viele gleichzeitige Baustellen - wenig Absprachen
Die Baustellen betreffen vor allem die Renovierungen des benachbarten Rheinischen Industriemuseums (RIM), die seit 2018 laufen, ursprünglich bis 2021 und 2022 fertig werden sollten - und deren verbindlicher Abschluss einer eher vagen Schätzung gleicht.
Der Betrieb der Altenberger Kulturstätte auf der anderen Hofseite läuft unterdessen weiter. „Wir haben einfach keine Planungssicherheit“, sagt Martin Kusch, Geschäftsführer der Altenberg Soziokultur GmbH. „Wir hatten darum gebeten, dass nicht an allen Stellen gleichzeitig gebaut wird. Damit unser Betrieb nicht gefährdet wird. Das hat bis jetzt leider gar nicht geklappt.“ Mehr noch: Eine zusätzliche Baustelle der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW) ist hinzugekommen, die bis mindestens Montag, 21. Oktober, die Hansastraße in eine Sackgasse verwandelt.
Unterschiedliche Bauleitungen würden die Kommunikation erschweren. Von den Straßenarbeiten an der Hansastraße habe man plötzlich aus der Presse erfahren. „Die Kommunikation läuft schleppend. Wir können die Eingänge zum Gelände immer wieder aufs Neue suchen.“ Die Veranstaltungsbesucher rechtzeitig darüber zu informieren, werde dadurch massiv erschwert. „Die Baustelle nimmt einen immer größer werdenden Platz ein und schränkt die Arbeit der soziokulturellen Vereine stark ein“, ergänzt Christoph Kaiser.
Zentrum Altenberg in Oberhausen: Deutlich weniger Einnahmen durch Hallen-Vermietungen
Das Vermietungsgeschäft habe durch den unattraktiven Zustand des Außengeländes massiv gelitten, kritisieren die Kulturschaffenden. Sie sprechen von einem Imageschaden, der im laufenden Jahr zu acht bis zehn fehlenden Vermietungen bei Hochzeiten und größeren Feierlichkeiten geführt habe. Finanzielle Einbußen: 4000 bis 7000 Euro pro Veranstaltung. Es fehlten zudem zwei bis drei Fachtagungen mit jeweils bis zu 5000 Euro Mieteinnahmen. Märkte, Feste und Food-Festivals vermissen an der frischen Luft mehr Standfläche. Bei den Parkplätzen hapert es ebenfalls.
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Auch die ansässigen soziokulturellen Vereine und deren Nutzer, Kunden und Klienten spürten die belastenden Baustelle unmittelbar. „Darunter befinden sich Arbeitslose oder Flüchtlinge, die Beratungsangebote von Terres des Homme und der Starthilfe in Anspruch nehmen“, erklärt Christoph Kaiser. Da die Räume des „Vereins für aktuelle Kunst“ durch einen Baugraben abgeschnitten sind und nur durch eine schmale Brücke angebunden werden, könne man größere Installationen derzeit kaum ein- und ausräumen.
Zentrum Altenberg in Oberhausen: Verzug der Baustelle beschert finanzielle Probleme
Auch das Tanzgeschäft habe gelitten. Teils führten Fußwege nur durch schmale Gassen aufs Hofgelände, was die Betreiber für Frauen in der Dunkelheit ebenfalls als Bremsklotz sehen. Die Baustellenkulisse sorge zudem für Verwechslungen: „Wir hören häufig, dass bei uns sowieso zu ist. Dabei haben wir komplett geöffnet. In unseren Räumen wird nicht renoviert, sondern im Rheinischen Industriemuseum“, sagt Martin Kusch.
Die finanziellen Lücken bewerten die Altenberger Betreiber als existenziell. „Wir erhalten keine Grundförderung, sondern nur einen kleinen Programmkostenzuschuss. Es gibt keine öffentlichen Zuschüsse für die Personal- und Betriebskosten, die selbst erwirtschaftet werden müssen. Das ist für ein soziokulturelles Zentrum dieser Größe eine Wahnsinnsleistung. So geht es nicht weiter.“ Die Macher appellieren daher an kulturpolitische Akteure. Kaiser: „Es geht um die Frage, wer für den durch den Baustellenverzug entstandenen Schaden aufkommt und wie sich das Zentrum Altenberg ohne ausreichend erwirtschaftete Eigenmittel finanzieren kann.“
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