Oberhausen. Illegal grasende Kühe haben immer wieder den Ruhrdeich in Oberhausen beschädigt. Solchen Deich-Risiken bereitet die Stadt jetzt ein Ende.

Im Dezember 2023 hat das Weihnachtshochwasser ganz Oberhausen-Alstaden in Atem gehalten. Eine Überflutung des Stadtteils konnte glücklicherweise verhindert werden. Die Feuerwehr und Tausende freiwillige Helferinnen und Helfer waren im Einsatz, schichteten Sandsäcke auf und hielten Deichwache.

Dass kurz zuvor eine Kuhherde illegalerweise auf dem Ruhrdeich grasen konnte, die Grasnarbe schädigte und damit die Deichstabilität massiv gefährdete, sorgte seinerzeit für viel Kopfschütteln bei Bürgerinnen und Bürgern. Solche Szenen soll es nun nicht mehr geben: Höchstwahrscheinlich ab nächster Woche wird ein neuer Schutz-Zaun installiert.

Das hat am Mittwoch, 11. September, ein Sprecher der Wirtschaftsbetriebe Oberhausen (WBO) im Umweltausschuss angekündigt. Die SPD hatte nachgefragt, wie die aktuelle Lage am Ruhrdeich im Stadtsüden von Oberhausen ist. Der neue Anti-Kühe-Zaun wird zur Wasserseite hin am Deich gebaut, inklusive Viehgitter. So soll ein Vordringen von Kühen aus benachbarten Mülheimer Bauernhof-Gefilden künftig verlässlich verhindert werden.

Neuer Weg für Einsatz- und Servicefahrzeuge am Deich

Auch der neue Deichverteidigungsweg auf der Rückseite des Deichs in Höhe des Ruhrparks soll möglichst noch in diesem Jahr gebaut werden. Das kündigte Planungsdezernent Thomas Palotz in der Ausschuss-Sitzung an. Ende September gibt es dazu ein Abstimmungsgespräch mit der Bezirksregierung. Die Planungen für den Verteidigungsweg sind abgeschlossen. Auf ihm sollen künftig Einsatz- und Servicefahrzeuge problemlos an den Ruhrdeich heranrücken können. Zudem sorgt die neue feste Strecke für eine verbesserte Standfestigkeit des Deichs.

Unterdessen wollen Stadt und WBO verhindern, dass weitere Bäume im Deichabschnitt in Höhe des Alstadener Biotops, also zur Duisburger Grenze hin, gefällt werden müssen. Diese Bäume stehen zu nahe am Deich und müssten laut Deichschutzregelwerk beseitigt werden. Doch der Deich hat an dieser Stelle kein Sicherheitsproblem, etwaige Überflutungen könnten hier offenbar gut aufgefangen werden. Die Bezirksregierung hat bereits signalisiert, dazu bereit zu sein, dass der Deich an dieser Stelle „entwidmet“ wird. Dann gilt das besagte Regelwerk nicht mehr. Die Bäume könnten stehen bleiben. Stadt und WBO würden auf diese Weise eine Summe von rund 240.000 Euro einsparen! Denn: So viel Geld würden die Fällungen kosten, zumal die Wurzeln jeweils mit entfernt werden müssten und der Wurzelraum fachgerecht zu verfüllen ist.

Einen Rückfall in die „Deich-Demenz“ soll es nicht mehr geben

SPD-Politiker Manfred Flore machte unterdessen im Umweltausschuss deutlich, dass sich die Alstadener nach wie vor große Sorgen um die Standfestigkeit ihres Ruhrdeichs im Hochwasserfall machen würden. Er begrüßte die angekündigten Maßnahmen zur Abwehr grasender Kühe und auch den Bau des neuen Verteidigungsweges. Alles in allem war der Ausschuss-Debatte in diesem Punkt anzumerken, dass Oberhausen einen bestimmten Fehler nicht mehr machen will: Einen Rückfall in alte Zeiten der „Deich-Demenz“ soll es nicht mehr geben. Diesen Begriff hatte zum vorigen Jahreswechsel NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) geprägt, der damals selbst den gefährdeten Schutzwall in Alstaden besuchte und dabei davor warnte, nach dem Hochwasser allzu sorglos wieder in eine alte Politik zurückzufallen, die das Thema Hochwasserschutz gern schnell vergisst, wenn die Flut überstanden ist.