Oberhausen. Schlechte Nachricht für Postkunden: Die Hauptpost in der Oberhausener Innenstadt steht vor dem Aus. Wann die Lichter ausgehen sollen.

Die Oberhausener Hauptpost in dem markanten und altehrwürdigen Gebäude an der Paul-Reusch-Straße steht vor dem Aus. Im Laufe des Jahres 2026 wird der Service rund um Briefe und Pakete eingestellt. Übrig bleibt eine Filiale der Postbank.

Vom Sparpaket der Postbank ist Oberhausen stark betroffen

Das Geldinstitut, Tochter der Deutschen Bank, hat ein Sparpaket geschnürt. Danach schließt das Unternehmen in den nächsten zwei Jahren bundesweit 230 von rund 550 Standorten. Auf einen Teil der verbleibenden Filialen kommen allerdings erhebliche Einschnitte zu, so auch auf Oberhausen. Die Niederlassung muss wie insgesamt 120 Standorte Federn lassen: Künftig können Kunden zwar noch Postbank-Geschäfte erledigen, aber die Post geht hier nicht mehr ab, Brief- und Paketservice ade, was wahrscheinlich auch die Briefkästen am Eingang des Gebäudes betrifft. Inwieweit in der Nähe Ersatz geschaffen wird, beispielsweise in einem der umliegenden Geschäfte eine Postfiliale Einzug hält, ist momentan noch vollkommen offen.

In zwei Jahren ist es mit dem Service rund um Briefe und Pakete in dem Gebäude an der Paul-Reusch-Straße vorbei.
In zwei Jahren ist es mit dem Service rund um Briefe und Pakete in dem Gebäude an der Paul-Reusch-Straße vorbei. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Das Unternehmen Deutsche Post will dafür Sorge tragen, dass „Kunden die Postdienstleistungen weiterhin im gewohnten Umfang in der Nähe durch einen Kooperationspartner nutzen können“, betont ein Postbank-Sprecher auf Anfrage. Das wiederum bestätigt auch die Deutsche Post selbst. „Wir werden uns darum bemühen, rund um den Bahnhof in Oberhausen eine zusätzliche Lösung für postalische Dienstleistungen zu finden, sobald das Schließungsdatum näher rückt“, erklärt eine Sprecherin.

Deutsche Post sucht in Oberhausen nach neuem Standort

Die Entscheidung der Postbank dürfte die Deutsche Post kräftig unter Druck setzen. Denn wenn sie weiterhin im gewohnten Umfang Präsenz zeigen möchte, muss sie an allen 120 Standorten neue Partner finden. Derzeit können Kunden in der Innenstadt drei Postfilialen als Alternative zur Hauptpost in Anspruch nehmen. Dabei handelt es sich laut der Sprecherin um folgende Adressen: Marktstraße 163-165, Concordiastraße 32 (Berozentrum) und Lothringer Straße 147.

Bereits im vergangenen Jahr hatte die Postbank angekündigt, dass sie ihr Filialnetz ausdünnen will. Zur Begründung führt sie an, dass Kunden zunehmend ihre Bankgeschäfte online erledigen und der Anteil bargeldloser Zahlungen steigt. Gerade während der Corona-Pandemie habe beim Bezahlen der Gebrauch von Bankkarte oder Handy einen regelrechten Schub erlebt. Die Entwicklung wirke sich unmittelbar auf die Filialen aus. Sie sind laut Postbank deutlich weniger gefragt.

Oberhausener Standort schrumpft zu einer „Beratungsfiliale“

Mittlerweile sind die Würfel gefallen, welche Standorte bleiben und in welchen die Lichter ausgehen. Während des Entscheidungsprozesses hat sich die Postbank aber auch mit der Frage befasst, ob an den verbleibenden 320 Niederlassungen auch weiterhin der Postservice aufrechterhalten werden soll. Für die Dienste rund um Briefe und Pakete haben die Postbank und die Deutsche Post eigens Verträge geschlossen. Doch nun wird die Zahl der Filialen, die beiderlei Dienste vorhalten, deutlich schrumpfen. Oberhausen wird künftig den Titel einer „Beratungsfiliale“ tragen.

Das altehrwürdige Gebäude an der Paul-Reusch-Straße in Oberhausen verliert die Hauptpost.
Das altehrwürdige Gebäude an der Paul-Reusch-Straße in Oberhausen verliert die Hauptpost. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Gewerkschaft kritisiert das Vorgehen der Postbank

Kritische Töne schlägt Verdi-Gewerkschaftssekretär Roman Eberle an. Das Vorgehen sei zunächst einmal als eine „unternehmerische Entscheidung“ zu werten, aber gleich im nächsten Satz betont der Banken-Fachmann: „Toll ist das nicht“. Auf Kunden der Post und der Postbank können erhebliche Nachteile zukommen, beispielsweise deutlich längere Wege zur nächsten Filiale. Darüber hinaus habe das Vorgehen der Bank auch einen erheblichen Arbeitsplatzabbau zur Folge. Bundesweit geht fast ein Viertel aller Stellen verloren: 1200 von etwa 5500 bis 6000. Allerdings habe das Geldinstitut sozialverträgliche Lösungen zugesichert, betont Eberle. Bis 2027 soll es keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Im Zuge des Interessensausgleichs haben Verdi und Postbank vereinbart, dass unter anderem durch Vorruhestand, Altersteilzeit oder Abfindungen der Stellenabbau über die Bühne gehen soll.

Voraussichtlich verschwinden demnächst auf die Briefkästen an dem Postgebäude.
Voraussichtlich verschwinden demnächst auf die Briefkästen an dem Postgebäude. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Bedeckt hält sich die Postbank mit konkreten Daten zu Oberhausen. Zur Anzahl der vorhandenen Arbeitsplätze will sich der Sprecher aus Sicherheitsgründen, Stichwort Überfallprävention, nicht äußern und ebenso wenig dazu, wie viele Stellen verschwinden. Er hebt allerdings hervor: „Alle Kundenberater werden unverändert beschäftigt, in anderen Filialen oder einem der regionalen Beratungscenter.“ Damit ist ein neues Filialmodell gemeint. Hier stehen Mitarbeiter ausschließlich per Video und Telefon zu Verfügung, elf solcher Beratungsstellen sind im gesamten Land geplant. Mit den anderen Mitarbeitenden, „suchen wir das Gespräch“, inwieweit für sie ein anderer Arbeitsplatz oder halt eine der anderen genannten Regelungen in Betracht kommt.

Ob das Finanzinstitut ab 2026 dann überhaupt noch die gesamte Fläche an der Paul-Reusch-Straße benötigt, steht im Moment noch in den Sternen. Als Mieterin würde sie dann Flächen zurückgeben, erläutert der Sprecher, die dann anderweitig genutzt werden könnten. Doch an dem Punkt sei man noch nicht angelangt.

Rückzug aus Geschäften mit Service der Postbank

Zum Rotstift-Konzept des Finanzinstituts gehören im Übrigen nicht nur Schließungen von Postbankfilialen. Das Unternehmen verabschiedet sich auch von den Läden, in denen es gemeinsam mit der Deutschen Post Bankservice (Geld abheben etc.) anbietet. Von ehemals fünf Standorten sind aktuell noch zwei übrig geblieben. Aber auch für die Mülheimer Straße 36a ist das Aus beschlossene Sache, terminiert für den 26. September. Lediglich im Fall der Gildenstraße 2 steht noch kein Datum fest.

Seitdem die Pläne der Postbank bekannt sind, hat sie immer wieder auf die Alternativen hingewiesen, die den Kunden auch jetzt schon zur Verfügung stehen. Um an Bargeld zu kommen, können sie alle Geldautomaten der Cash Group (Deutsche Bank, Commerzbank, HypoVereinsbank), inkl. Bargeldbezug an den Kassen von rund 1.300 Shell-Tankstellen in Anspruch nehmen. Unter dem Link www.postbank.de/geldautomaten sind zum einen die Standorte der Geldautomaten zu finden, zum anderen auch die Geschäfte, in denen man sich bis zu 200 Euro kostenlos in bar auszahlen lassen kann.

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