Oberhausen. Seit mehr als zehn Jahren versucht die Stadt Oberhausen, den Lärm des Straßenverkehrs für Anwohner einzudämmen. Jetzt gibt es neue Pläne.
Dank der Europäischen Union sind die Ballungsräume seit zwei Jahrzehnten in ganz Europa verpflichtet, Lärm von außen vor allem durch den ständigen Auto- und Schienenverkehr zu reduzieren. Denn Umgebungslärm zerrt nachweislich nicht nur an der Lebensqualität der Anwohner und Spaziergänger, sondern schädigt die Gesundheit.
Oberhausen hat deshalb seit dem Jahr 2010 bereits drei Lärmaktionspläne mit Schritten gegen Dauer-Radau aufgestellt - dabei sind etliche Vorschläge umgesetzt; für andere, schon geplante müssen Bauarbeiter noch die Schaufeln schwingen. Meist handelt es sich bei den Maßnahmen um lärmmindernden Spezial-Asphalt auf den städtischen Straßen oder die Beachtung von als „ruhige Gebiete“ ausgewiesenen Arealen bei der Stadtplanung. Aber auch Bahn AG und Autobahn GmbH versprechen, mit Schallschutzwänden den Lärm für einige Anwohner zu reduzieren.
133.500 Bürger von Straßenlärm über 55 Dezibel am Tag betroffen
Dass Oberhausen unbedingt handeln muss, zeigt sich daran, dass sehr viele Einwohner Dauerlärm ausgesetzt sind - objektiv durch Messungen belegt: 133.500 sind durch lärmrelevante Straßen am Tag mit einer Lautstärke über 55 dB gebeutelt, 55.000 davon hören regelmäßig sogar über 65 dB laute Verkehrsgeräusche. 55 dB entspricht etwa dem Geräuschniveau einer belebten Wohnung mit lauten Gesprächen und laufenden Fernsehern; 65 dB entspricht einem vorbeifahrenden Auto. 16.600 Oberhausen sind dieser Dauer-Lautstärke und mehr durch den Schienenverkehr im Stadtgebiet ausgesetzt.
In den Genuss von mehr Lärmschutz kommen allerdings nur Anwohner, die Lautstärken hören müssen, die bestimmte Grenzen der Lärmwirkungsforschung überschreiten. Erst wenn der Lärmpegel zu hoch ist, sind die Städte verpflichtet, etwas gegen den Lärm zu tun. Einfach ist das natürlich nicht, denn nicht im ganzen Stadtgebiet ist das Rathaus Herr über den Lärm: Für Autobahnen ist der Bund zuständig, für die quietschenden Waggons der Eisenbahnen die Bahn AG. Alle drei Jahre werden die beschlossen Ideen und Vorhaben gegen Lärm von der Stadt Oberhausen überprüft und aktualisiert.
Mit der Aktualisierung des Lärmaktionsplanes ist die Stadt Oberhausen zugleich auch verpflichtet, wieder Bürger einzubinden: Sie können Vorschläge machen, wo die Stadt gegen Lärm vorgehen sollte; Ideen einbringen, in welchen Bereichen die Stadt anders handeln sollte, als bisher geplant. Möglich ist dies noch bis zum Freitag, 6. September 2024 auf der Internetseite der Stadt Oberhausen zum Lärmaktionsplan: www.oberhausen.de/oeffentlichkeitsbeteiligung-laermaktionsplan-2024. Dort befinden sich der Entwurf zum vierten Aktionsplan und anschauliche Lärmkarten zu den verschiedenen Lärmverursachen in Oberhausen.
Der Entwurf listet alle Projekte auf, die die Stadt gegen den Lärm in den vergangenen 14 Jahren bereits vollzogen hat. So wurde das Tempolimit 30 eingeführt - etwa auf der Osterfelder Straße, der Rolandstraße, der Steinbrinkstraße, der Kirchhellener Straße und auf der Mellinghofer Straße. Neuen lärmmindernden Asphalt erhielten etwa die Fernewaldstraße, die Duisburger Straße, die Mülheimer Straße, die Buschhausener Straße, die Steinbrinkstraße oder der Postweg. Einige Straßenbahnen der Linie 112 sind jetzt leiser, Laster dürfen nicht mehr über die Mülheimer Straße fahren und die elektrischen Stoag-Busse machen weniger Lärm als die Diesel-Stinker.
Oberhausen plant 17 Straßenbauprojekte, bei denen der alte Belag durch Flüsterasphalt ersetzt wird
In den nächsten fünf Jahren sind 17 Straßenbauprojekte geplant, bei denen die alte Asphaltdecke durch Spezial-Asphalt ersetzt wird, auf dem die Reifen-Rollgeräusche minimiert sind. Die Wirkung dieses Asphaltes ist nicht gering zu schätzen: Die neue Straßendecke reduziert die Verkehrs-Rollgeräusche um drei Dezibel, das macht die Halbierung des Reifenabroll-Lärms von Autos aus. Auf fünf weiteren Straßen will die Stadt ein Verbot für Lkw-Fahrer verhängen, nachts dort durchzufahren. Auf zwei Straßen soll die Geschwindigkeit der Autos auf 30 Stundenkilometern reduziert werden.
Und hier ist die Liste der Straßen, die Flüsterasphalt erhalten:
- B 223 Mülheimer Straße (Süd) (Helmholtzstraße - Hermann-Albertz-Straße, Eckstraße - Landwehr, 1100 Meter)
- Havensteinstraße/Wörthstraße/Christian-Steger-Straße, Gerichtstraße - Hermann-Albertz-Straße (600 Meter)
- L 621 Kirchhellener Straße (A 2-Brücke Kirchhellener Straße - Fernewaldstraße, 300 Meter)
- Roonstraße/Hermann-Albertz-Straße, Friedrich-Karl-Straße - Bebelstraße (800 Meter)
- Ebertstraße (Bahnbrücke - Tannenbergstraße, 200 Meter)
- Ebertstraße (Tannenbergstraße - Mülheimer Straße, 450 Meter)
- L 215 Buschhausener Straße (Süd) (Tannenbergstraße - Bahnbrücke, 200 Meter)
- Rolandstraße (Mülheimer Straße - Straßburger Straße, 250 Meter)
- Eckstraße/Straßburger Straße Mülheimer Straße - Rolandstraße (500 Meter)
- L 511 Bottroper Straße (Osterfelder Straße - Westfälische Straße, 400 Meter)
- L 511 Bottroper Straße (Rheinische Straße - Vestische Straße, 300 Meter)
- L 155 Holtener Straße/Weseler Straße, Weierstraße - Bahnhofstraße (2000 Meter)
- Siegesstraße (Bahnstraße - Kurfürstenstraße, 500 Meter)
- L 621 Kirchhellener Straße (Erzberger Straße - Abzw. Kirchhellener Straße, 1150 Meter)
- K 14 Alstadener Straße (Bebelstraße - Obermeidericher Straße, 1100 Meter)
- K 19 Wilmsstraße (Wunderstraße - Wickstraße, 350 Meter)
- L 287 Königstraße (Weierstraße - Erlenstraße, 450 Meter)
Und auf diesen Straßen sollen Lkw-Nachtfahrverbote verhängt werden. Damit könnte man den Lärm um bis zu 3,5 Dezibel senken:
- L452 Obermeidericher Straße (Oberhauser Straße - Blettgensweg)
- L 215 Hansastraße (Rhenaniastraße - Buschhausener Straße)
- Havensteinstraße/Wörthstraße/Christian-Steger-Straße (Gerichtstraße - Hermann-Albertz-Straße)
- L 287 Brandenburger Straße (Steinbrinkstraße - Ostrampe)
- L 287 Neumühler Straße/West-/Ostrampe (Ostrampe - Mecklenburger Straße)
Und auf diesen Straßen wird eine Geschwindigkeitsbegrenzung von Tempo 30 geprüft:
- Helmholtzstraße (Havensteinstraße - Mülheimer Straße)
- Friedrich-Karl-Straße (Marktstraße - Concordiastraße, Abschnitt Marktstraße - Friedrich-Karl-Straße 19)
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