Oberhausen. Edle Tropfen, von erschwinglich bis teuer, haben hunderte Fans zur Burg Vondern gelockt. Beim Oberhausener Whiskyfest lockten nicht nur Getränke.
Mit einem guten Whisky-Glas lassen sich Kenner bekanntlich Zeit: Vielleicht standen erste Besucherinnen und Besucher am Samstag deshalb schon in einer Warteschlange, obwohl das erste Whiskyfest im Hof der Burg Vondern noch gar nicht die Tore geöffnet hatte. Auf den Parkplätzen stehen Fahrzeuge mit vielen auswärtigen Kennzeichen. Oberhausen wird zum Whisky-Hotspot. Veranstalter Jan Kühr: „Die Interessenten kommen aus ganz Deutschland - und übernachten zum Teil in umliegenden Hotels.“
Zum ersten Mal haben die Macher des quer durchs Land reisenden Biergartens „The Irish Rover“ die Destillation-Liebhaber zum Fest eingeladen. Der Eintritt ist frei, aber 20 Euro Mindestverzehr gibt es schon. Dafür brutzeln an mittelalterlich anmutenden Hütten auch „Zyklopenspieße“ als Fleischkeulen aus dem Schweinenacken. Auch alkoholfreie Getränke gluckern in Gläser, während eintrudelnde Neugierige ihre Fahrräder am Pflastersteinweg zum Burggraben festketten. Von der kleinen Bühne schallt irische Musik.
Whiskyfest in Oberhausen: Preise zwischen 4 und 35 Euro für lange gereifte Tropfen
Auf den ersten Blick wirkt es wie eine Mischung aus Mittelaltermarkt, schottischem Sammlertreffen und einem Abend im Irish Pub. Gläser mit dem tiefschwarzen Guinness krachen an Holztischen in der zwischendurch aufblitzenden Nachmittagssonne aneinander. An einer Theke schmunzeln Besteller über ein verstecktes Hinweisschild: „Nur Fans von Helene Fischer geben kein Trinkgeld!“ Ja, einige hier anwesende Gastronomen zapfen sonst auch bei Metal-Festivals wie Wacken.
„Nur Fans von Helene Fischer geben kein Trinkgeld.“
„1000 verschiedene Whiskys haben wir heute im Programm“, rechnet Veranstalter Kühr vor. Die Preise für ein Glas (2 cl) reichen von 4 Euro für Anfänger bis 35 Euro für Genießer. Dieser Preis bedeutet für solvente Whisky-Liebhaber noch lange nicht die Obergrenze. Kürzlich ging eine Flasche aus der besonders begehrten Luxus-Whiskybrennerei Macallan für rund zwei Millionen Euro bei einer Versteigerung weg. „Wir haben die Preise beim Whiskyfest bewusst etwas gedeckelt.“
Und so schnuppern sie an den Tischen an ihren Gläsern und sprechen von einem „willkommenen Wiedersehen“ oder „angenehmer Atmosphäre“. Das wiederum liegt daran, dass beim Whiskyfest auch die Szene zusammenfindet. Auf eine sonst nicht übliche Art und Weise. „In Deutschland gibt es viele Whiskymessen, die mit Partys, so wie in Schottland üblich, wenig zu tun haben“, erklärt Kühr seine Beweggründe zum ersten Anstoßen. „Die Messen sind oft etwas nerdig und verkopft. Es wird über Whisky gefachsimpelt und weniger getrunken. Das wollten wir ändern. Fremde sollen ins Gespräch kommen.“
Whiskyfest in Oberhausen: Atmosphäre zwischen Folk-Band und knisterndem Lagerfeuer
Dazu gehören Bands und Solo-Musiker, mit durchaus bekannten Namen, wie das Folk-Duo Tir Saor und Sebardian von Unten. „Wir haben auch in der Szene bekannte Stars eingeladen, mal schauen, wer noch als Überraschungsgast erscheint.“ Auch zwei Feuerstellen werden vorbereitet. Wenn es dunkler wird, sollen die Gäste am Lagerfeuer zusammensitzen. Mit bis zu 1000 Gästen rechnet Kühr im Wechsel bis zum späten Feierabend. 350 Whisky-Freunde passen zeitgleich aufs Gelände.
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Was macht einen Whisky eigentlich teuer? „Die Seltenheit. Wir haben Whiskys im Angebot, die es sonst nicht in Deutschland zu kaufen gibt. Zum Beispiel Erstabfüllungen aus der jungen Destillerie Ardnahoe von der schottischen Insel Islay.“ Je älter, desto besser, ist beim Whisky allerdings ein Trugschluss. „Bleibt ein Whisky zu lange im Fass, kann das auch einen gegenteiligen Effekt haben.“ Üblicherweise sind es 30 oder 35 Jahre.
Deutschland ist bei der Whisky-Produktion weltweit durchaus im Kommen. Auch Australien und Neuseeland, allgemein bekannt als Nationen mit einer Weinproduktion so groß wie in Südafrika oder Namibia, legen im internationalen Whiskylangstreckenlauf deutlich zu. Auch wenn die Schotten für die Reifung bekanntlich auf Eichenfässer setzen, liegen die Ursprünge unter anderem bei Portweinfässern. Wie geht es in Oberhausen weiter? „Wenn das Fest ankommt, wollen wir es wiederholen.“
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