Oberhausen. Oberhausener sorgen sich um ihre Bäume. Die Stadt bestätigt nun, dass einige vergiftet wurden - und das im gesamten Stadtgebiet.

Jetzt gibt es die erschütternde Gewissheit: Unbekannte treiben auf der Hamburger Straße in Oberhausen ihr Unwesen und vergiften Bäume. Das bestätigen die städtischen Servicebetriebe. Zuletzt war unklar, ob die marode Platane in Oberhausen-Sterkrade bloß krank ist oder vergiftet worden ist. Was war geschehen?

Wir berichteten zuletzt über die Platane, die das grüne Straßenbild trübt. Beim Blick in die Baumkronen auf der Hamburger Straße fällt der marode Baum direkt ins Auge. Die Platane trägt kein Laub, anders als die anderen Bäume kann sie keinen Schatten mehr spenden. Die 25 Meter hohe Platane scheint kaum noch zu retten. Jens Koschnick, Baum-Manager der Servicebetriebe Oberhausen (SBO), sorgt jetzt für Klarheit: „Wir können durch ein Gutachten bestätigen, dass der Baum vergiftet wurde. Wir versuchen alles, um ihn noch zu retten, aber die Chancen stehen schlecht. Der Baum ist nahezu komplett abgestorben.“

Baum-Manager Jens Koschnick (links) und Betriebsleiter der Servicebetriebe Oberhausen, Florian Reeh, begutachten die Baumscheibe auf der Hamburger Straße in Oberhausen. Die Täter haben Löcher in den Stamm gebohrt und diese mit Gift gefüllt.
Baum-Manager Jens Koschnick (links) und Betriebsleiter der Servicebetriebe Oberhausen, Florian Reeh, begutachten die Baumscheibe auf der Hamburger Straße in Oberhausen. Die Täter haben Löcher in den Stamm gebohrt und diese mit Gift gefüllt. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

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Unbekannte bohren Löcher in Baumscheibe: Oberhausener Polizei ermittelt

Doch das ist noch nicht alles. Eine weitere Platane kam ebenfalls durch Unbekannte zu Schaden. Die Täter haben Löcher in die Baumscheibe gebohrt, um diese mit Gift zu befüllen. Die Polizei ermittelt in den Fällen, denn: „Bäume zu vergiften, ist ein Strafbestand. Wir sprechen hier nicht von Kavaliersdelikten, sondern von Straftaten. Für jeden vergifteten Baum wird eine Anzeige aufgenommen“, betont SBO-Sprecher Alexander Höfer.

In der Allee auf der Hamburger Straße in Oberhausen sticht dieser Baum hervor. Er wurde mutwillig vergiftet und trägt keine Blätter mehr. Die polizeilichen Ermittlungen laufen.
In der Allee auf der Hamburger Straße in Oberhausen sticht dieser Baum hervor. Er wurde mutwillig vergiftet und trägt keine Blätter mehr. Die polizeilichen Ermittlungen laufen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

SBO-Betriebsleiter Florian Reeh erklärt, warum die Bäume für Oberhausen so wichtig sind: „Zum einen haben sie einen ökologischen Wert. Bäume sind gut für das Mikroklima, für Menschen und Tiere. Aber sie werten natürlich auch das Stadtbild auf.“ Die meisten Platanen sind zwischen 80 und 100 Jahre alt und haben durch ihr stolzes Alter auch einen hohen Wert. Baum-Manager Koschnick schätzt diesen auf rund 50.000 Euro. „Man muss sich mal vorstellen, wie groß das Entsetzen wäre, wenn jemand ein Auto in diesem Wert beschädigt“, gibt Koschnick zu bedenken.

Anwohner hinterlassen Botschaften an vergifteten Bäumen in Oberhausen

Während unserer Recherchen vor Ort treffen wir einen Anwohner, der fassungslos auf den kaputten Baum schaut: „Das ist eine Schande. Ich verstehe nicht, wie man sowas machen kann. Die Bäume sind gut für das Klima und spenden Schatten.“ Mit seiner Anteilnahme ist der Anwohner nicht alleine. Bauzäune sperren die vergifteten Bäume ab. Auf den Planen hinterlassen Anwohner Botschaften: „Bäume sind die schönste Verbindung zwischen Himmel und Erde“, steht auf einer Plane geschrieben. „Das ist natürlich schön zu sehen, dass sich die Bürger so positionieren. Wir hoffen, dass die Menschen nach diesen grausamen Taten achtsamer für ihre Umwelt werden“, wünscht sich Reeh.

Anwohner zeigen sich bestürzt über die Vorfälle in der Hamburger Straße in Oberhausen und beschriften die Planen um die vergifteten Bäume mit Zitaten.
Anwohner zeigen sich bestürzt über die Vorfälle in der Hamburger Straße in Oberhausen und beschriften die Planen um die vergifteten Bäume mit Zitaten. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Insgesamt sieben beschädigte Bäume in ganz Oberhausen

Die Bäume auf der Hamburger Straße in Sterkrade sind nicht die einzigen, die Opfer von brutalem Vandalismus wurden. Fünf weitere Bäume, verteilt über das ganze Stadtgebiet, hat es in der jüngsten Vergangenheit getroffen. In der Rothebuschstraße in Osterfeld haben Unbekannte den Stamm zweier Linden angefackelt. Die Baumscheibe ist schwarz verbrannt. Höfer mutmaßt: „Dort scheint jemand mit einem Bunsenbrenner am Werk gewesen zu sein.“ In der Tulpenstraße in Lirich handelt es sich auch um das Schicksal zweier Platanen. Dort gingen die Täter mit Chemikalien vor. Nicht weit von der Tulpenstraße machten sich Unbekannte an der Baumkrone eines Amberbaumes zu schaffen. Sie schnitten Äste des Baumes in der Rosenstraße ab.

Die Stadt geht aktuell nicht davon aus, dass es sich bei den Verbrechen um denselben Täter handelt. „Dadurch, dass sich die Taten über das gesamte Stadtgebiet von Alt-Oberhausen, Sterkrade und Osterfeld erstrecken, hoffen wir nicht, dass es eine einzige Person ist“, sagt SBO-Sprecher Höfer. Wahrscheinlicher sei die Annahme, dass es sich jeweils um Anwohner handelt, die sich an den schattenspendenden Bäumen stören.

Letzte Rettungsmaßnahmen der Servicebetriebe Oberhausen: Um die vergiftete Platane werden Säcke gelegt. Das Gift soll aus den Baumscheiben gespült werden.
Letzte Rettungsmaßnahmen der Servicebetriebe Oberhausen: Um die vergiftete Platane werden Säcke gelegt. Das Gift soll aus den Baumscheiben gespült werden. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

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Bereits vor zwei Jahren wurden in der Hamburger Straße fünf Platanen vergiftet, die daraufhin gefällt werden mussten. Der damalige Schaden belief sich auf rund 60.000 Euro, ein Täter wurde nicht gefunden. An diesen Stellen wachsen mittlerweile neue Jungbäume. Das Schicksal droht jetzt auch einem der vergifteten Bäume in der Hamburger Straße. Bis in den Herbst laufen die Maßnahmen der SBO weiter, um den Baum zu retten. Bei der zweiten vergifteten Platane stehen die Chancen besser.