Oberhausen. Der Markt ist angespannt und dürfte es vorerst auch bleiben. Denn bei der Anzahl neuer Wohnungen zeigt die Kurve nach unten. Was Experten sagen.

Die Lage auf dem Wohnungsmarkt gilt in vielen Städten des Ruhrgebiets als angespannt. Aktuelle Daten zeigen nun, dass es in Oberhausen offensichtlich bei neuem Wohnraum hapert. Nachdem die Landesstatistiker von IT.NRW bereits gemeldet hatten, dass im Jahr 2023 Baugenehmigungen rückläufig sind, zeigen weitere Daten auf: Es sind im vergangenen Jahr auch erheblich weniger Wohnungen als noch 2022 entstanden.

Investoren haben erheblich weniger Mehrfamilienhäuser gebaut

Die Angaben im Einzelnen: Insgesamt betrachtet gab es im vorletzten Jahr 190 neue Wohnungen. Dagegen waren es dann 2023 nur noch 107. Das macht ein Minus von 43 Prozent aus. Die Ursache liegt in erster Linie darin, dass der Bau von Mehrfamilienhäusern rückläufig ist. Die Fachleute haben ermittelt, dass es hier nur 81 neue Wohnungen gab statt wie im Vorjahr 170.

Erst vor zwei Wochen hatte IT.NRW Daten geliefert, wonach sich auch die Zahl der Baugenehmigungen drastisch verringert hat. Der Rückgang von 2022 auf 2023 beträgt demnach etwa 32 Prozent. Landesweit sieht es nicht wesentlich besser aus, das Minus beträgt 26 Prozent. Und auch hier macht sich vor allem der Rückgang bei Anträgen auf den Bau von Mehrfamilienhäusern bemerkbar. Ob nach einer Genehmigung dann auch wirklich die Handwerker anrücken, wird im Übrigen von der Statistik nicht erfasst.

Finanzexperte: „Investition in Beton rechnet sich einfach nicht mehr“

Für die Entwicklung sieht Hans-Joachim Riehle, Geschäftsführer Sparkassen Vermietungs- und Immobilien-Vermittlungs GmbH vor allem einen Grund: Sowohl die Baukosten als auch die Zinsen sind massiv gestiegen und bleiben auf einem hohen Niveau. Ein Investor müsste Mieten von über 16 und zum Teil auch bis zu 18 Euro pro Quadratmeter nehmen, um wirtschaftlich zu bleiben. „Anders gesagt: Eine Investition in Beton rechnet sich einfach nicht mehr“, betont Riehle. „Da kann er besser sein Geld am Kapitalmarkt anlegen und erzielt hier nach Steuern sogar bessere Renditen“. 

Da natürlich auch der einzelne private Häuslebauer um die hohen Kosten weiß, „hält auch er sich zurück“, erklärt der Geschäftsführer. „Er scheut verständlicherweise vor dem Risiko zurück, mit den monatlichen Belastungen klar zu kommen“. Das zeigen auch die Daten für Oberhausen: Entstanden noch 2022 durch den Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern 48 zusätzliche Wohnungen waren es im darauffolgenden Jahr fast nur noch halb so viele, nämlich 25.

Trend zeigt sich auch in Oberhausens Nachbarstädten

Der Trend trifft übrigens nicht allein Oberhausen, sondern beispielsweise auch Mülheim mit einem Minus von 37 Prozent, Duisburg (-24 Prozent) oder Gelsenkirchen (-66 Prozent). Allerdings zeigt in einigen Kommunen die Kurve auch ganz klar nach oben, beispielsweise in Kleve mit einem Plus von fast 40 Prozent oder Mettmann (plus sieben Prozent). Nach Einschätzung von Riehle sind in den eher ländlichen Regionen die Grundstückspreise erheblich niedriger, zudem sei in einigen Regionen auch das Publikum deutlich zahlungskräftiger als in Oberhausen.

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