Oberhausen. In der Oberhausener Innenstadt sollen gleich mehrere Bühnen für Unterhaltung und Biergarten-Stimmung sorgen. So sehen die konkreten Pläne aus.

  • Der Altmarkt in der Oberhausener Innenstadt gilt als Sorgenkind
  • Doch der zentrale Platz soll schöner werden, die Aufenthaltsqualität steigen
  • Den Anfang macht eine mobile Bühne, doch langfristig soll ein großes Holzdeck errichtet werden

Eine kleine, mobile „Stadtbühne“, der mit einigen Jahren Abstand ein vielfach größeres „Holzdeck“ folgen soll - und nicht zuletzt die längst etablierte Außengastronomie des Gdanska: Die anstehende, umfassende Neu-Möblierung des Altmarktes kann durchaus für Verwirrung sorgen. Dabei ist der Mittelpunkt von Alt-Oberhausen mit seiner Siegessäule und der zum „Friedensengel“ umgetauften Siegesgöttin Nike seit bereits 38 Jahren in die Denkmalliste eingetragen. Ein solches Ensemble lässt sich nicht so einfach umkrempeln, sollte man meinen.

Einen kleinen Biergarten gibt es bereits direkt am Altrmarkt in Oberhausen. Doch ein neues Holzdeck soll die Gastronomie in der Innenstadt stärken.
Einen kleinen Biergarten gibt es bereits direkt am Altrmarkt in Oberhausen. Doch ein neues Holzdeck soll die Gastronomie in der Innenstadt stärken. © Foto: Oliver Mengedoht / FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Doch die drei Entwurfs-Varianten, die Björn Jung als Projektleiter der Stadtplanung nun unter dem Stichwort „Revitalisierung Altmarkt“ den Anwohnern vorstellte, markieren durchaus einen deutlichen Eingriff in die Optik des für die Stadthistorie so bedeutsamen Platzes, der als „Mittelpunkt der werdenden Stadt“ schon 1859 Gestalt annahm. Schließlich beansprucht das in einigen Ratsgremien bereits vorgestellte „Holzdeck“ in allen drei Varianten das südliche Drittel der Fläche innerhalb der markanten doppelreihigen Baum-Umfassung, reicht also - vom Gdanska aus gesehen - bis nahe an die Siegessäule von 1876.

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Das dauerhaft zu installierende „Deck“ soll nun dem Platz auch zu einer beständigen Aufenthaltsqualität verhelfen und zum Verweilen einladen. Hier lässt sich, so beschrieb es Björn Jung, auch ohne Getränke- oder Speisenkonsum ein Plätzchen finden, zumal flache Rampen den Zugang auch mit Rollstühlen oder Rollatoren erleichtern. Das Deck, betonte der Projektleiter, sei „nicht Teil der Außengastronomie des Gdanska“. Dennoch betonte Planungsdezernent Thomas Palotz: „Das Gdanska ist die größte Attraktion am Altmarkt.“ Mit den Wirtsleuten Maria und Czeslaw Golebiewski werde die Stadt „vertraglich im Sondernutzungsrecht regeln“, so der Beigeordnete, für das größere Deck vor ihrer (vergleichsweise) bescheidenen Terrasse „die soziale Kontrolle zu übernehmen“.

Die Gdanska-Wirtsleute Maria und Czeslaw Golebiewski unter den Schirmen ihrer Außengastronomie: Das geplante Holzdeck sei allerdings nicht als deren Erweiterung zu verstehen, betont die Oberhausener Stadtverwaltung.
Die Gdanska-Wirtsleute Maria und Czeslaw Golebiewski unter den Schirmen ihrer Außengastronomie: Das geplante Holzdeck sei allerdings nicht als deren Erweiterung zu verstehen, betont die Oberhausener Stadtverwaltung. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Oberhausener Altmarkt noch einladender für die Trinkerszene?

Mehrere Anwohnerstimmen machten während des anderthalbstündigen Info-Abends im Talentkolleg ihre Sorge deutlich, dass neues Altmarkt-Mobiliar vor allem einladend auf die Trinkerszene wirken könnte. Wie sollten die Gdanska-Wirtsleute dagegen vorgehen können? Die Frage blieb unbeantwortet - ebenso wie die Sorge wegen abendlicher „Raser“ auf Teilen der Marktstraße.

„Wir können nicht alles autofrei machen“, sagte Christoph Hülsebusch, der Sachgebietsleiter Stadtplanung im Technischen Rathaus. Die dauerkriselnde Einkaufsmeile sei schließlich auch Wohnquartier: „Trotzdem lohnt sich der Blick aufs Detail.“ So bewertet er die in Höhe des Jobcenters abgebundene Gutenbergstraße als wirksamen Beruhigungs-Erfolg. Prompt kam die Frage, ob die Stöckmannstraße nicht auch „Sackgasse“ werden könne.

Roman Milenski vom Gelsenkirchener Verein „Insane Urban Cowboys“ verspricht für die transportable Sommer-Bühne aus dem Supermarkt der Ideen: „Wir werden alles dafür tun, dass sie nicht nur doof rumsteht.“
Roman Milenski vom Gelsenkirchener Verein „Insane Urban Cowboys“ verspricht für die transportable Sommer-Bühne aus dem Supermarkt der Ideen: „Wir werden alles dafür tun, dass sie nicht nur doof rumsteht.“ © FUNKE Foto Services | Marit Langschwager

Bereits vor dem Einbau des voluminösen Holzdecks will die Stadt am gesamten Altmarkt die kleineren „Stadtmöbel“, bisher ein teils schadhaftes Sammelsurium aus etlichen Jahrzehnten, einheitlich erneuern. Und Beete unter der Doppelreihe der Altmarkt-Bäume sollen für einen zusätzlichen Klima-Effekt sorgen. Dennoch, betonten die drei Vertreter der Stadtverwaltung, soll der Wochenmarkt nicht weichen müssen. Im Gegenteil: Man wünscht sich eine Ausweitung des derzeit nur noch schütteren Angebotes.

„Wie will man kreativ werden, wenn um 22 Uhr alles still sein muss?“

Anwohnerin des Altmarktes,
die auf die überraschende Ankündigung einer „Stadtbühne“ reagiert

Doch erst einmal darf - schon ab Ende Juni - eine neue Kultur-Initiative den Altmarkt bespielen: Roman Milenski von der soziokulturellen Initiative „Insane Urban Cowboys“ aus Gelsenkirchen-Ückendorf stellte zugleich ein weiteres Altmarkt-Möbel vor: „Wir nennen unser Deck Stadtbühne.“ Die werde mit 18 Quadratmetern ungleich kleiner ausfallen als das große Holzdeck, könne dafür aber transportabel über den Altmarkt und die Marktstraße „wandern“: hergestellt vom Verein „Hand drauf“ im nahen Supermarkt der Ideen an der Goebenstraße.

Der Gelsenkirchener „Cowboy“ beschreibt die Sommer-Attraktion (bis Ende September) als eine „Speaker‘s Corner“, die demnach jeder Kulturschaffende nutzen könnte, dem eine derart kleine Spielfläche genügt. Man solle die Innenstadt nicht mehr nur als Einkaufsmeile begreifen, so beschrieb Roman Milenski sein „urbanes Credo“, sondern auch als Wohnort. Die Gegenfrage aus dem Publikum: „Wie will man kreativ werden, wenn um 22 Uhr alles still sein muss?“ Ein anderer Skeptiker befürchtete, eine leere Mini-Bühne wirke eher abschreckend als einladend. Für diese aus Brückenschlag-Projektmitteln beauftragte Initiative versprach Milenski: „Wir werden alles dafür tun, dass die Bühne nicht nur doof rumsteht.“