Oberhausen. Ein Mitglied der Oberhausener Bandidos ist am Sonntagabend angeschossen worden. Der 25-Jährige wurde in seinem Pkw von mehreren Schüssen getroffen. Der oder die Täter flohen. Am Montagmittag machte die Polizei eine Razzia in der Flaßhofstraße. Die Rotlichtmeile ist schwer umkämpft zwischen den Bandidos und den Hells Angels.
Durch mehrere Schüsse schwer verletzt wurde ein 25-jähriger Oberhausener am Sonntagabend gegen 21.10 Uhr. Der oder die bewaffneten Täter sind mit einem unbekannten Pkw geflüchtet. Tatort war die offene Straße in unmittelbarer Nähe der Tankstelle an der Ecke Roonstraße/Bebelstraße. Der 25-Jährige schaffte es noch, auf die Tankstelle zu fahren, obwohl er von mehreren Schüssen getroffen war.
Der Tathergang sei derzeit ebenso unklar wie das Motiv, sagte ein Sprecher der Polizei. Fest stehe nur, dass das Opfer Mitglied der Oberhausener Bandidos sei. Ob dieser Umstand im Zusammenhang mit der Bluttat stehe, sei jedoch nicht bekannt. Am Montagmittag kontrollierte die Polizei rund um die Rotlichtmeile Flaßhofstraße einige Etablissements, die den mit den Bandidos verfeindeten Hells Angels zugeordnet werden - unter anderem ein Tattoo-Studio an der Herzogstraße. "Normale Personenkontrolle" nannten die Ermittler den Einsatz. Laut Polizei versammelten sich Mitglieder der Bandidos vor den Krankenhäusern in Oberhausen und Essen, in denen der Verletzte seit Sonntag behandelt wurde.
Polizei sieht jetzt die Videobänder der Tankstelle an
Die Ermittlungen liefen jetzt an, hieß es weiter. Das Fahrzeug des Opfers wurde sichergestellt. Es ist ein schwarzer Ford Kuga. Die Polizei wertet jetzt die Videobänder der Tankstelle aus.
Nach Angaben der Polizei hatten Anwohner die Leitstelle über die Schüsse informiert. Zeugen hätten gehört, wie ein Pkw nach den Schüssen mit überhöhter Geschwindigkeit vom Tatort weggefahren sei, hieß es weiter.
Stammen herumliegende Teile vom Fluchtfahrzeug?
Schüsse auf Bandido-Mitglied
Die Kreuzung Roonstraße/Bebelstraße, ca 300 Meter von der Aral-Tankstelle an der Bebelstraße entfernt, blieb mehrere Stunden lang bis zum Eintreffen der Spurensicherung gesperrt. Die Polizei hatte den Verdacht, dass auf der Fahrbahn liegende Teile von Fahrzeuglampen zum Fluchtfahrzeug des Täters bzw. der Täter gehörten.
Dem Fahrzeug und seinen Insassen gelten nun die Fahndungsbemühungen der Polizei, die bereits die angrenzenden Nachbarbehörden mit eingeschaltet hat. Es sei ein großes Aufgebot an Beamten im Einsatz, teilte der Polizeisprecher am Sonntagabend mit.
Rockerkrieg tobt seit Jahren
Der Bandidos Motorcycle Club Germany ist der deutsche Ableger des 1966 in Texas gegründeten Rockerclubs. Die deutschen Polizeibehörden stufen die Bandidos als Outlaw Motorcycle Gang (OMCG) ein. Landeskriminalämter, Bundeskriminalamt und Verfassungsschutzbehörden beobachten die Bandidos wegen der Nähe einzelner Mitglieder zur organisierten Kriminalität.
Die Bandidos gelten in Deutschland als größte Rivalen der Hells Angels, etwa wenn es um die Vorherrschaft in Türsteherszene und Rotlichtmilieu sowie um Einnahmen aus Prostitution, Drogen- und Waffenhandel geht.
Schüsse und Schlägereien in Duisburg
Im "Rockerkrieg" der beiden Banden wurden 2007 zwei Bandidos wegen der Ermordung eines Hells Angels in Ibbenbüren zu lebenslanger Haft verurteilt. Verschärft wurde die Rockerfehde an Rhein und Ruhr im Oktober 2009, als Hells Angel Timur A. vor der Bandidos-Kneipe "The Fat Mexican" in Duisburg den Gelsenkirchener Bandido Eschli erschoss. Im umkämpften Duisburger Rotlichtviertel lieferten sich Hells Angels und Bandidos mehrmals Massenschlägereien.
Oberhausen wurde erst vor kurzem Schauplatz dieser Auseinandersetzung. Im Oktober beschlossen die Bandidos, in Oberhausen ein eigenes Chapter unter dem Namen "Del Centro" zu gründen. Die Hells Angels zogen nach und gründeten ihrerseits ein Charter „Hells Gate Oberhausen“.
In Oberhausen geht es um die Flaßhofstraße
Beiden geht es laut älteren Polizeiangaben um die Vorherrschaft in der Rotlichtmeile Flaßhofstraße. Hinzu kommen persönliche Feindschaften: Der jetzige Präsident der Oberhausener Hells Angels war zuvor Chef des früheren Bandido-Chapters, das sich Mitte 2012 auflöste. Mit ihm liefen mehrere Bandidos zu den Hells Angels über. Er ist Pächter von acht der 16 Häuser an der Flaßhofstraße.