Oberhausen. Die Rockergruppe Hells Angels will nach Erkenntnissen der Polizei nun doch kein eigenes Clubheim in Oberhausen gründen. Trotzdem bleiben sie im Stadtgebiet vorhanden und stehen damit den Bandidos weiterhin direkt gegenüber. Oberhausen ist nach Einschätzung der Polizei zu klein, als dass sich die beiden rivalisierenden Gruppen hier aus dem Weg gehen könnten.
Die Rockerszene im Ruhrgebiet ist massiv in Bewegung und konfrontiert die Polizei derzeit nahezu täglich mit neuen Lagen: Nach jüngsten Erkenntnissen der örtlichen Behörde haben sich die Hells Angels bereits wieder von ihren Plänen verabschiedet, eine offizielle Niederlassung („Charter“) in Oberhausen aus der Taufe zu heben. „Die Hells Angels wollen hier kein Clubheim gründen“, sagte Polizeisprecher Andreas Wilming-Weber am Mittwoch auf Anfrage. „Und sie wollen sich auch nicht mit Kutten nach außen erkennbar zeigen.“ Eine Entwarnung bedeute das aber nicht: „Es bleibt dabei, dass sich zwei rivalisierende Rocker-Gruppierungen im Stadtgebiet gegenüberstehen.“
Bandidos sind weiter auf der Suche
Erst am Montag hatte die Polizei mitgeteilt, dass sowohl Hells Angels wie auch die mit ihnen verfeindeten Bandidos in der Stadt nach Örtlichkeiten für Clubheime suchen. Die Hells Angels wollten demnach ein „Charter“ unter dem Namen „Hells Gate“ betreiben, die Bandidos sich den „Chapter“-Namen „Del Centro“ geben. Jetzt vollziehen die Hells Angels offenbar nach außen hin eine Kehrtwende. Öffentlich mitgeteilt haben die „Höllenengel“ bereits, sie würden Clubs in Duisburg, Leverkusen und Langenfeld schließen.
Aber auch wenn sich die Hells Angels nicht zu erkennen geben und deshalb wohl auch nicht mehr die ursprünglich offenbar favorisierte Gaststätte „Zum Bürgermeister“ an der Lothringer Straße als Clubheim anmieten wollen: „Sie bleiben im Oberhausener Stadtgebiet vorhanden“, sagte Wilming-Weber.
Anders als die Hells Angels bleiben die Bandidos nach Erkenntnissen der Polizei auf der Suche nach einem neuen Clubhaus in Oberhausen – „wo auch immer“.
Ringen um Vormacht im Rotlichtmilieu
Die Polizei hat es also weiterhin mit zwei Gruppierungen zu tun, die sich spinnefeind sind. Dabei geht es wohl auch um eine mögliche Vormachtstellung im Rotlichtmilieu. Hintergrund: Der Betreiber von acht Bordellen an der Flaßhofstraße war von den Bandidos zu den Hells Angels übergelaufen. Die Auseinandersetzung der beiden Gruppierungen war im Februar blutig eskaliert, als ein Hells Angel bei einer Auseinandersetzung mit Bandidos am Sterkrader Tor lebensgefährlich durch Schüsse verletzt worden war.
Oberhausen ist nach Einschätzung der Polizei zu klein, als dass sich Hells Angels oder Bandidos hier aus dem Weg gehen könnten. „Das wird nicht ganz schmerzfrei abgehen“, lautet eine Prognose.
Über die Gründe, warum die Hells Angels auf ein Clubhaus in Oberhausen verzichten, mochte Polizeisprecher Wilming-Weber nicht spekulieren. Fakt ist aber: „Es bleibt ein nicht unerhebliches Gefährdungspotenzial bestehen.“