Oberhausen. Der Tourismus in Oberhausen steht wegen der Corona-Krise vor vielen Herausforderungen. Ein Interview mit Tourismusförderer Rainer Suhr.

Es waren harte Wochen und Monate für den Oberhausener Tourismus; die Langzeitfolgen sind noch nicht abzusehen. Gastronomie und Einkaufsmöglichkeiten waren wochenlang geschlossen, das Leben in und um das Centro herum war komplett eingestellt. Rund 71 Prozent weniger belegte Hotelbetten musste die Stadt alleine im April verkraften. Die Branche benötigt dringend neue Konzepte, um nach der Krise wieder auf die Füße zu kommen. Ideen gibt es bereits: ein neuer Campingplatz am Centro, mehr Instagram-Motive im Stadtbild und ein neues Messe- und Kongresszentrum. Ein Interview mit Rainer Suhr von der Oberhausener Wirtschafts- und Tourismusförderung (OWT).

Herr Suhr, wie haben Sie die letzten Monate erlebt?

Corona war ein Schock für alle Menschen. Gerade für den Oberhausener Tourismus ist die Krise ein harter Einschnitt. Im nächsten Jahr feiert das Centro sein 25-jähriges Jubiläum. In all den Jahren haben wir uns zu einer guten Destination entwickelt. Hier hängen alleine 9000 Arbeitsplätze am Tourismus. Das alles ist über Nacht zusammengebrochen.

Wie sind die Tourismusförderung und die Betriebe damit umgegangen?

Natürlich waren wir im ersten Moment hoffnungslos. Es gab kein Licht am Ende des Tunnels. Auch die Betriebe haben sich schwer getan, das ging vom Centro bis zum Ebertbad. Doch aufgeben wollte niemand. Ob Gastronomie, Hotelbranche oder Eventstätten, die hiesigen Betriebe sind näher zusammengerückt und haben mit uns eng zusammengearbeitet. Bereits in der zweiten Woche des Lockdowns war uns klar, dass sich die Menschen auf uns verlassen und darauf vertrauen, dass wir Lösungen finden.

Wie sehen diese Lösungen aus?

Um das Geschäft der Gästeführungen anzukurbeln, hat die Tourismusförderung eine Flotte von Segways angeschafft. So kann die Stadt auf neue Weise erkundet werden,
Um das Geschäft der Gästeführungen anzukurbeln, hat die Tourismusförderung eine Flotte von Segways angeschafft. So kann die Stadt auf neue Weise erkundet werden, © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn


Wir hatten das Glück, dass wir bereits vor Corona einen Masterplan Tourismus ausgearbeitet hatten, den wir eigentlich Ende März vorstellen wollten. Auch wenn vieles davon weiterhin gilt, hat die OWT in den letzten Wochen zusätzlich einen Plan ausgearbeitet, den ich liebevoll „Oberhausen Tourismus Neustart“ nenne. Darin geht es vor allem um kurzfristig umsetzbare Ideen, genauso wie um mittel- und langfristige Projekte.

Wir wollen den Betrieben jetzt helfen, nicht erst wenn die Krise vorbei ist. Die erste Anlaufstelle sind unsere Gästeführer, die nun wieder arbeiten dürfen. Als Anreiz für Menschen, die Stadt Oberhausen zu erkunden, schaffen wir gerade eine Flotte von Segway-Rollern an, mit denen dann eine Führung „gefahren“ wird. Das soll bereits Mitte der Sommerferien starten. Außerdem haben wir eine Radtour ausgearbeitet, die durch einen QR-Code nutzbar ist. Auch die Schlümpfe-Attraktion am Centro, ist ein gutes Zeichen.

Was zieht die Menschen sonst nach Oberhausen?

Mittelfristig haben wir uns als Ziel gesetzt, die Stadt auch als Kameramotiv zu sehen. Reisen leben besonders in der modernen Zeit von Bildern. Mit Blick auf Plattformen wie Instagram hat sich gezeigt, dass Attraktionen wie das Riesenrad auf dem Weihnachtsmarkt letztes Jahr super funktioniert haben. Auch die Slinky-Brücke am Kaisergarten oder der verhüllte Gasometer stehen hoch im Kurs.

Wir wollen mehr solcher Motive in das Stadtbild integrieren, um die Menschen zu begeistern. Daher arbeiten wir gerade an einer großen Foto-Werbekampagne, die auch die kleineren Anlaufstellen in der Stadt hervorheben soll. Außerdem stehen wir im Austausch mit Influencern und Bloggern, mit denen wir zusammenarbeiten möchten, um die Stadt als Ausflugsziel vorzustellen. Außerdem wollen wir mehr mit Online-Tickets und Reservierungen arbeiten. Daher wird auch unsere Internetseite überarbeitet werden.

Sie sprachen von langfristigen Zielen.

Gerade um das Centro herum gibt es noch viele Flächen, die bespielbar wären. Wir stehen mit einigen Eigentümern im Austausch, um auf lange Sicht weitere Grundstücke erschließen zu können. So nimmt gerade die Idee Form an, das Gelände hinter Sea Life in einen Campingplatz zu verwandeln. Durch die Anbindung zum Aquapark und den Sanitäranlagen der Marina wäre das mit wenig Aufwand verbunden. Wenn wir uns da ranhalten, könnte so ein Projekt schon im Frühling oder Sommer nächsten Jahres verwirklicht sein.

Außerdem sind wir der Überzeugung, dass die Fläche vor dem Metronom Theater ein geeigneter Platz für ein Messe- und Kongresszentrum sein könnte. Das wäre auch im Sinne des neuen Fitnesscenters „The Mirai“, weil sie dann nicht selbst eines bauen müssten. All das ist nicht kurzfristig realisierbar, aber in fünf bis acht Jahren durchaus machbar.