Oberhausen. In den ersten Wochen der anderthalbjährigen Sanierung der Riesentonne war das Fundament dran. Bis zum Sommer folgt die „Verpackung“ à la Christo.
Man sieht ja gar nichts von der Sanierung des Gasometers, mögen sich manche Beobachter gedacht haben beim Blick aus der Ferne auf Oberhausens 117,5 Meter hohes Wahrzeichen. Aber das liegt daran, dass es der 90 Jahre alten Riesentonne zuerst ans Fundament ging. Bis zum Frühjahr 2021 wird der einstige Gichtgas-Speicher von Grund auf saniert.
Nötig wurde die umfassende Instandsetzung der bedeutenden Landmarke aufgrund altersbedingter Schäden, sowohl am Fundament wie an der zusehends dünneren Außenhülle, die teils nur noch wenige Millimeter „stark“ ist. Gleich nach dem Abbau der alpinen Erfolgsausstellung „Der Berg ruft“, die in anderthalb Jahren mehr als 890.000 Besucher zum „kopfstehenden“ Matterhorn gezogen hatte, starteten Ende Oktober 2019 die Sanierungsarbeiten. Die Förderzusagen des Bundes, des Landes und des RVR machen die umfangreiche Sanierung möglich.
Im ersten Schritt wurde der Fundamentsockel auf insgesamt 180 Metern freigelegt und – wo nötig – mit Stahlmatten verstärkt und neu gegossen. Rund 60 Kubikmeter Beton sind dafür bereits verbaut. Das Fundament ist damit in knapp drei Monaten erneuert und dieser erste Bauabschnitt abgeschlossen. Parallel zu dieser Basis-Arbeit im Wortsinne ging’s an die Vorbereitung zur Sanierung der Außenhülle.
Bis Ende Januar ist die Außentreppe abmontiert
70.000 Quadratmeter gilt es im Sinne des Korrosionsschutzes zu bearbeiten: Dies wird nahezu ein Jahr dauern. Aktuell demontieren Industriekletterer die umlaufenden Treppen an der Außenhülle sowie die insgesamt zwölf Ausbläser an der Dachkante. Unterstützt werden die Profi-Kletterer von einem 120 Meter hoch reichenden und 300 Tonnen schweren Spezialkran, der die entsprechenden Stahlbauteile sicher zu Boden bringt, wo diese mit Korrosionsschutz behandelt werden können. Die Demontagearbeiten werden bis Ende Januar abgeschlossen sein.
In zwei Bauabschnitten stehen bereits erste Elemente des rund 30.000 Quadratmeter umfassenden Fassadengerüstes: Es wird – je nach Blickrichtung auf die dunkle Tonne – das Erscheinungsbild des Gasometers für die nächsten Monate prägen. Im Zeitraum von Juni bis August wird das Oberhausener Wahrzeichen voraussichtlich komplett eingerüstet und verhüllt sein.
„Unser Ziel ist, dass kein Staubkorn nach außen dringt“
Diese Einhausung gibt dem Riesen mehr als nur einen Touch von Christo – der bereits zwei Ausstellungen im Inneren mit 350.000 Kubikmetern Fassungsvermögen gestaltet hatte, nämlich „The Wall“ 1999 und „Big Air Package“ 2013. Der gewaltige MAN-Behälter aber blieb in 25 Ausstellungsjahren von Christo „unverpackt“.
Nicht Kunst, sondern Umweltschutz bezeichnet die Aufgabe der im Sommer vollendeten Einhausung: Sie soll jene Farb- und Metallreste innerhalb des direkten Arbeitsbereichs halten, die beim Entrosten mittels Feststoffstrahlen anfallen werden. Schallschutzmatten reduzieren eine mögliche Lärmbelastung. „Unser Ziel ist, dass kein Staubkorn nach außen dringt“, sagt Projektleiter David Auerbach von Lindner Lohse Architekten. Er koordiniert die Arbeiten von rund einem Dutzend beteiligter Firmen.
Im Inneren kann nur von Hand entrostet werden
Einmal entrostet, werden mehrere Schichten Korrosionsschutz an der Außenwand aufgebracht, gefolgt von einem Anstrich zum Abschluss – über dessen exakten Farbton noch die Denkmalschützer befinden müssen. Neben der Außenwand werden auch die Dachflächen außen und innen sowie die Rotunde von Rost befreit und mit Korrosionsschutz bearbeitet.
Im Inneren kann nur von Hand entrostet werden, was wiederum die Konstruktion eines speziellen Gerüsts erfordert. Auch hier werden Stahlbauarbeiten an den Dachträgern notwendig werden, genauso wie bei der Abdichtung der 36 Dachhauben. „Für die Besucher wird sich – zumindest im Inneren – nur wenig verändern“, verdeutlicht Jeanette Schmitz, Geschäftsführerin der Gasometer GmbH. „Es geht bei der Sanierung in erster Linie um die Erhaltung der Substanz, so dass auch in den nächsten 30 Jahren noch viele spektakuläre Ausstellungen im Gasometer gezeigt werden können.“